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Adidas-Aktie: Auf zu neuen Ufern

Trotz Olympischer Spiele im Winter und der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer blickt der Sportartikelhersteller Adidas auf ein mäßiges vergangenes Jahr zurück. 2015 wollen die Herzogenauracher daher voll angreifen. Der Aktienkurs zeigt eindeutig wieder Drang nach oben. Die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden sowie ehrgeizige Wachstumspläne sorgen bei den Anlegern für rosige Zukunfts-Phantasien.

BÖRSE am Sonntag

Trotz Olympischer Spiele im Winter und der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer blickt der Sportartikelhersteller Adidas auf ein mäßiges vergangenes Jahr zurück. 2015 wollen die Herzogenauracher daher voll angreifen. Der Aktienkurs zeigt eindeutig wieder Drang nach oben. Die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden sowie ehrgeizige Wachstumspläne sorgen bei den Anlegern für rosige Zukunfts-Phantasien.
 
Unter den Vorstandsvorsitzenden der deutschen Dax-Unternehmen ist er die klare Nummer eins. Zumindest, wenn es nach Anzahl der Dienstjahre als Konzernspitze geht. Schon seit 2001 leitet Herbert Hainer die Geschicke seines Adidas-Konzerns an vorderster Front. Er übernahm die Marke mit den drei Streifen in einer schwierigen Phase und verhalf dem Traditionsunternehmen zu neuem Glanz. Zuletzt allerdings schien es zunehmend so, als sei ihm sein goldenes Händchen ein wenig abhandengekommen. So gab es in jüngerer Vergangenheit immer wieder Gewinnwarnungen, die Probleme in der bedeutenden Golfsparte wachsen, das Geschäft in den USA schwächelt, das als vielversprechend eingestufte Russlandgeschäft gerät arg ins Stocken, und schließlich gehörte Adidas zu den Börsen-Verlieren im vergangenen Jahr -und das trotz zweier sportlicher Weltereignisse.

Hainers Kredit scheint inzwischen offenbar verspielt. Nicht nur Hedgefonds wettern wiederholt gegen den studierten Diplom-Betriebswirt. Auch Investoren, wie die Fondsgesellschaft Union Investment, plädieren inzwischen für einen Wechsel an der Unternehmensspitze. Obwohl der Adidas-Chef noch einen Vertrag bis 2017 hat, geht die Suche nach einem Nachfolger bereits heute los. „Im nächsten Schritt wird sich der Aufsichtsrat nun intensiv sowohl mit internen als auch externen Kandidaten für eine Nachfolge von Herbert Hainer befassen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Igor Landau.
 
Wie stark die Nachfolgerdebatte den aktuellen Adidas-Chef belastet, kann derzeit nur vermutet werden. Intern ist Hainer jedenfalls um Optimismus bemüht. So deutet er in einem vom Unternehmen veröffentlichten Brief an die Mitarbeiter auf die eingeläutete Kehrwende hin: „Es besteht kein Zweifel: Wir erleben gerade einen erfolgreichen Start in das Jahr 2015", heißt es seinem Schreiben. Dabei bezieht sich Hainer nicht nur auf den guten Start ins Börsenjahr 2015, sondern auch auf den Konzernumbau, mit dem die Kernmarken Adidas und Reebok gestärkt und der schwächelnde Golfausrüster TaylorMade-adidas Golf auf Trab gebracht werden soll.

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„Ich weiß, dass wir alle in den vergangenen Wochen und Monaten hart daran gearbeitet haben, unsere Marken zu stärken und unseren Konzern neu auszurichten", erklärt der Vorstandschef. Auch langfristig hat Adidas große Pläne. Einem Pressebericht zufolge will das 1949 gegründete Unternehmen in den kommenden fünf Jahren um rund 5 Milliarden Euro wachsen. Laut „Manager Magazin“, das sich bei seinen Angaben auf das Unternehmensumfeld beruft, soll der Umsatz bis 2020 von derzeit 14,8 Milliarden Euro auf 20 Milliarden Euro zulegen. Die operative Umsatzrendite soll im gleichen Zeitraum mindestens 10 Prozent betragen. Ende März will Adidas seinen Strategieplan für die kommenden fünf Jahre offiziell vorstellen.
 
Rückenwind erhält das Adidas-Papier zudem von zahlreichen überwiegend positiven Analysteneinschätzungen. So hebt beispielsweise die Credit Suisse das Kursziel für Adidas von 65 auf 70 an. Die Analysten der Schweizer Bank begründen das neue Kursziel mit ihren Gewinnwachstumsprognosen für 2015 und 2016 von 10 bzw. 21 Prozent. Allerding könnte die zu hohe Abhängigkeit des Sportartikelkonzerns vom Fußball im Nach-WM-Jahr 2015 für Katerstimmung sorgen. Auch die Investmentbank Equinet hebt das Kursziel nach einem Pressebericht über mittelfristige Ziele und einen Wechsel an der Führungsspitze von 65 auf 75 Euro und belässt die Einstufung auf „Buy“.

Der rasante Kursanstieg nach dem Bericht verdeutliche die extrem negative Stimmung für die Aktie zu Jahresbeginn, schreibt Analyst Ingbert Faust in einer Studie. Angesichts der Risiken im Russland-Geschäft sei es aber noch zu früh für eine komplett positive Einschätzung zu dem Sportartikelkonzern. Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Adidas nach einem Pressebericht über mittelfristige Unternehmensziele auf "Neutral" belassen. Die eigentliche und zugleich positive Nachricht sei, dass der Sportartikelhersteller offenbar gut ins neue Jahr gestartet sei, schrieb Analystin Chiara Battistini in einer Studie. Dies werde allerdings bereits von ihren Schätzungen reflektiert. Der Kurssprung nach dem Pressebericht erscheine daher überzogen.
 
Der Start ins neue Jahr ist für den kriselnden Sportartikelhersteller also geglückt. Allerdings konnte Adidas die Ziele des 2010 vorgestellten Fünfjahresplans nicht erfüllen. Ursprünglich sollten bis 2015 rund 17 Milliarden Euro Umsatz erzielt werden und die operative Marge nachhaltig auf elf Prozent steigen. Vor diesem Hintergrund darf man umso gespannter auf den Fünfjahresplan blicken, der Ende März präsentiert wird. Herbert Hainer soll dabei nach aktuellen Planungen 2017 abgelöst werden. Schon jetzt blickt er trotz aller Kritik stolz auf seine Zeit als Vorstandsvorsitzender, in der Adidas seinen Umsatz mehr als verdoppeln konnte. Mit ihm an der Spitze des Unternehmens wird nach 16 Jahren eine Ära zu Ende gehen. Die Fußstapfen für den Nachfolger werden gewaltig sein.

WIM