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Biogen sticht Roche aus: Alzheimer-Medikament vor Zulassung

Ein Medikament des US-amerikanischen Biotechnologiekonzerns verlangsamt einer Studie zufolge das Fortschreiten von Alzheimer um 27 Prozent. Trotz Nebenwirkungen könnte es bald zu einer Zulassung kommen. Für Biogen wäre es ein Mega-Erfolg. Kurz zuvor war Konkurrent Roche mit seinem Präparat krachend gescheitert.

(Foto: PictureDesignSwiss / Shutterstock)

Ein Medikament des US-amerikanische Biotechnologiekonzerns verlangsamt einer Studie zufolge das Fortschreiten von Alzheimer um 27 Prozent. Trotz Nebenwirkungen könnte es bald zu einer Zulassung kommen. Für Biogen wäre es ein Mega-Erfolg. Kurz zuvor war Konkurrent Roche mit seinem Präparat krachend gescheitert.

Die Suche nach einem Alzheimer-Medikament treibt die Kurse der großen Pharmakonzerne vor sich her. Die Krankheit ist besonders in der westlichen Welt inzwischen so weit verbreitet, dass ein wirksames Präparat seinem Erfinder wohl einen Geldregen bescheren würde. Berechnungen der Organisation Alzheimer‘s Disease International nach könnten bis 2050 global 139 Millionen Menschen unter der Krankheit leiden. Aktuell sind es 55 Millionen. Die Krankheitskosten könnten sich bis 2030 auf zwei Billionen US-Dollar verdoppeln. Anleger beobachten deshalb ganz genau, was an der Alzheimer-Front passiert – und lassen Aktienkurse gern mal um 30 und noch mehr Prozent steigen oder abstürzen, wenn es neue Nachrichten gibt. Erfolg und Misserfolg liegt hier so beieinander, wie kaum irgendwo sonst. Jüngstes Beispiel: die Studienergebnisse von Roche und Biogen.

Roche hatte gemeinsam mit Biotech-Unternehmen MorphoSys den Antikörper Gantenerumab als Hoffnungsträger auserkoren, scheiterte jüngst aber mit enttäuschenden Ergebnissen in zwei großangelegten klinischen Studien. Die Aktien von MorphoSys rauschte daraufhin um rund 40 Prozent in die Tiefe, die der Schweizer Großkonzern Roche verlor nur leicht, kommt aber aufgrund des erneuten Scheiterns nicht aus dem Quark. Der heutige Kurs ist derselbe wie vor drei Jahren, während viele andere Pharmakonzerne zuletzt neue Rekorde aufstellten.

Experte spricht von „historischem Meilenstein der Alzheimer-Forschung“

Für einen solchen reichte es bei Biogen zwar nicht, für einen explosiven Kursanstieg aber allemal. Der US-Biotech-Konzern hat ersten Ergebnissen zufolge erreicht, was Roche erreichen wollte. Nämlich einen Wirkstoff zu finden, der den Verlauf von Alzheimer deutlich verlangsamt und entgegenwirkt. Das Mittel Lecanemab verlangsamt das Fortschreiten der Krankheit der jüngsten Studie nach um 27 Prozent. Wird es im Alzheimer-Frühstadium verabreicht, bremst es den kognitiven Verfall der Patienten deutlich. Der von Biogen entwickelte Antikörper sorgt dafür, dass sich weniger der sogenannten Plaques im Gehirn ablagern, die als eine der Hauptursachen für die Krankheit gelten. Genau das, war Roche mit seinem Präparat nicht gelungen. Frank Jessen vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen sprach von einem „historischen Meilenstein der Alzheimer-Forschung“. Das Medikament kann Alzheimer nicht heilen, offenbar als erstes Präparat den Verlauf in einem relevanten Ausmaß verlangsamen.

Die vorläufigen Studienergebnisse hatte Biogen bereits Ende September bekanntgegeben, woraufhin die Aktie um 40 Prozent emporgeschossen war. Die nun vollständig veröffentlichte Studie bringt Gewissheit, was die Aktie weiter stabilisiert. Aktuell kosten die Biogen-Titel 301 US-Dollar und befinden sich weiter in einem Aufwärtstrend. Auf 6-Monatssicht stehen sie mit fast 50 Prozent im Plus.

Investoren zeigen sich also offenbar zuversichtlich, dass das Medikament eine Zulassung bekommt. Die US-Arzneimittelbehörde FDA entscheidet zu Beginn des neuen Jahres darüber. Für Europa und Japan sind Zulassungsanträge in Planung.

Biogens zweiter Versuch könnte den Durchbruch bringen

Wie erfolgreich es wird, steht aber noch in den Sternen. Denn es gibt starke Nebenwirkungen, zumindest für bestimmte Patienten. Bei fast 13 Prozent der 1.800 untersuchten Patienten kam es den Studienergebnissen nach zu gefährlichen Gehirnschwellungen. Bei manchen sogar zu Hirnblutungen. Es soll sogar zwei Todesfälle gegeben haben. Dies dürfte aber wohl in Zusammenhang mit weiteren Medikamenten und anderen Vorerkrankungen passiert sein.

Trotz dieser Nebenwirkungen dürfte der Erfolg gegen das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit wohl als so hoch gewertet werden, dass er eine Zulassung rechtfertigt. Für Biogen wäre es ein Mega-Erfolg. Gerade, da sich auch die US-Amerikaner mit dem Scheitern gut auskennen. Im Juni 2021 hatte die Biogen-Aktie schließlich schon einmal 470 US-Dollar gekostet, nachdem das Alzheimer-Medikament Aduhelm zugelassen worden war. Das stellte sich im Nachgang jedoch als Flop heraus, da dessen Wirksamkeit nicht eindeutig belegt war und sich somit viele Krankenkassen weigerten die Kosten zu übernehmen. Der Aktienkurs von Biogen sackte nach unten.

Jetzt ist er wieder im Aufwärtstrend. Kommt die Zulassung und werden die Nebenwirkungen nicht mehr, könnte die Aktie die 470 US-Dollar wieder in Angriff nehmen.

OG

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