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Biotest: für künftiges Wachstum gerüstet!

Neue Größe, neue Potenziale - so lautet das Motto von Biotest. Die jüngst vorgelegten endgültigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2008 scheinen den Leitspruch zu untermauern. Nachdem in den vergangenen Monaten eher der Plan der Gründerfamilie Schleussner, sich von Anteilen an dem Unternehmen trennen zu wollen, im Vordergrund stand, könnten nun die fundamentalen Fakten wieder einen größeren Stellenwert bekommen.

BÖRSE am Sonntag

Neue Größe, neue Potenziale - so lautet das Motto von Biotest. Die jüngst vorgelegten endgültigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2008 scheinen den Leitspruch zu untermauern. Nachdem in den vergangenen Monaten eher der Plan der Gründerfamilie Schleussner, sich von Anteilen an dem Unternehmen trennen zu wollen, im Vordergrund stand, könnten nun die fundamentalen Fakten wieder einen größeren Stellenwert bekommen.

Hatte im Oktober vergangenen Jahres die Ankündigung der OGEL GmbH, ihren Anteil von etwas mehr als 50 Prozent abzustoßen, noch Fantasie freigesetzt, dass die Veräußerung an einen Käufer ein Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre nach sich ziehen könnte, so ist sie nun erst einmal vom Tisch. Anfang Februar teilte die Mehrheitsaktionärin mit, dass sie ihre Gespräche über den Verkauf eines größeren Teils ihres Aktienpaketes bis auf Weiteres beendet hat. Zur Begründung verwies sie auf das in einem schwierigen Marktumfeld erzielte hervorragende Ergebnis von Biotest sowie die auf langfristige Ziele ausgerichtete Strategie des Unternehmens. Hauptgrund dürfte aber wohl eher gewesen sein, dass der Preis angesichts des schwierigen Marktumfeldes nicht stimmte. Nichtsdestotrotz teilen wir die Meinung der Großaktionärin, denn unserer Ansicht nach hat der Konzern vielversprechende fundamentale Fakten vorzuweisen.

Starkes Geschäftsmodell

Dazu gehört zum einen das aussichtsreiche Geschäftsmodell, mit dem das Unternehmen für künftiges Wachstum gerüstet ist. Biotest bezeichnet sich selbst als ein forschendes und produzierendes Pharma-, Biotherapeutika- und Diagnostikunternehmen mit einer mehr als 50-jährigen Firmengeschichte. Spezialisiert hat sich der Konzern auf die Anwendungsgebiete Immunologie und Hämatologie. Im Segment Pharma entwickelt er einerseits Immunglobuline, Gerinnungsfaktoren und Albumine, die auf Basis menschlichen Blutplasmas produziert werden. Verwendung finden diese Präparate als Immuntherapeutika bei Antikörpermangel, Autoimmunerkrankungen, bei schweren bakteriellen Infektionen, in der Transplantation sowie bei der Behandlung von Gerinnungsstörungen. In der Sparte Biotherapeutika entwickelt die Gesellschaft monoklonale Antikörper, unter anderem für die Indikationen Rheuma und Blutkrebs. Zweite Säule des Konzerns ist die Diagnostik. Hier bietet das Unternehmen Systeme zur Bestimmung von Blutgruppen oder Produkte aus den Bereichen Transplantations- sowie Infektionsdiagnostik an. Abgerundet wird das Geschäftsfeld durch Reagenzien und Systeme für die Mikrobiologie, die vorrangig in der Hygienekontrolle eingesetzt werden.

Kräftiges Wachstum

Das Geschäft mit Produkten aus den Bereichen Pharma, Biotherapeutika und Diagnostik ist vergleichsweise konjunkturresistent, wie auch die Ergebnisse 2008 untermauern.  Das Unternehmen selbst sprach von einem erfolgreichen Geschäftsjahr. Kein Wunder, angesichts der vorgelegten sehr ordentlichen Steigerungsraten. Der Konzern verbuchte ein Umsatzplus von 29,6% auf 423 Mio. Euro. Dazu haben sämtliche Produktgruppen beigetragen. Der Vorstand verwies aber vor allem auf ein wie in den Vorjahren äußerst erfolgreiches Geschäft mit Plasmaproteinen. In dem größten Geschäftsfeld stiegen die Erlöse um 37,4% auf 339,5 Mio. Euro. Dazu hat auch die nun erstmals über zwölf Monate voll konsolidierte US-Gesellschaft Biotest Pharmaceuticals (BPC) beigetragen, die im Jahr 2007 gekauft wurde und deren Integration laut Firmenangaben nun abgeschlossen ist. Durch die Übernahme sicherte sich der Konzern auf Anhieb eine starke Präsenz auf dem USMarkt und baute die Kapazitäten in der Plasmapherese und der Pharmaproduktion aus. Biotest erreichte damit eine neue Größe und erhofft sich zugleich mehr Potenzial für beschleunigtes ertragreiches Wachstum in den nächsten Jahren. Die Zahlen für 2008 untermauern dies. Der Zukauf steuerte 64,1 Mio. Euro Umsatz bei. Aber auch darum bereinigt stiegen die Erlöse im Bereich Plasmaproteine um 11,5% und konzernweit um 10%.

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Steigende Gewinne

Neben den Einnahmen legten im vergangenen Geschäftsjahr auch die Erträge kräftig zu. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte um 44% auf 55,6 Mio. Euro. Auch hier profitierte Biotest von dem Zukauf. Aber auch ohne BPC lag das Wachstum bei stolzen 24%, wozu zum Teil höhere Verkaufspreise beigetragen haben. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 28,1 Mio. Euro 62% mehr als im Vorjahr, was auch durch eine im Vergleich zu 2007 deutlich niedrige Steuerquote begünstigt wurde. Das Ergebnis je Aktie (EPS) kletterte von 1,39 auf 2,17 Euro.

Zuversichtlicher Ausblick

Biotest zeigte sich bei Vorlage der Zahlen für 2008 zuversichtlich für das laufende Geschäftsjahr. Die Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, den Umsatz um 10% zu erhöhen. Daneben soll das EBIT auf dem hervorragenden Niveau des vergangenen Jahres gehalten werden, trotz möglicher negativer Währungseffekte und der Kosten durch den Ausbau der Kapazitäten. Als Grund für den Optimismus verwies Firmenlenker Prof. Gregor Schulz zum einen auf die Entwicklung zu Jahresbeginn, die auf einen guten Start hindeutet. Zum anderen ist das Unternehmen von der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise bisher kaum betroffen und verfügt eigenen Angaben zufolge über eine hinreichende und langfristig sichere Ausstattung mit finanziellen Mitteln. Allerdings erläuterte das Management auch, dass die künftige Entwicklung erhöhten Risiken unterliegt, die jedoch engmaschig kontrolliert werden. In diesem Zusammenhang verwies die Gesellschaft darauf, die interne Kostenkontrolle nochmals intensiviert zu haben.

Ausbau der Kapazitäten

Ein weiterer Grund für den Optimismus bezüglich der künftigen Geschäftsentwicklung ist der Zukauf von BPC. Damit ist Biotest als Anbieter von Plasmaproteinen in eine neue Dimension vorgestoßen, betonte der Vorstand. Seinen Äußerungen zufolge haben sich die Erwartungen an die Akquisition in vollem Umfang bestätigt. Zudem wurden mit der Zulassung weiterer Produkte auf europäischer Ebene sowie dem fortgesetzten Ausbau der Produktionskapazitäten im Bereich Plasmaproteine die Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen. Der Ausbau der Kapazitäten scheint angesichts der anhaltenden Nachfrage nach gereinigten Eiweißen aus dem menschlichen Blutplasma, strategisch sinnvoll.

Wichtige Meilensteine erreicht

Zuversicht gibt es auch für das Segment Biotherapeutika, in dem 2008 wichtige Meilensteine erreicht wurden. Von den drei derzeit in der Pipeline befindlichen monoklonalen Antikörpern ist BT-061 am weitesten fortgeschritten. Hier deutet nun eine erste Analyse von Daten aus einer Phase-IIa-Studie in der Indikation Rheumatoide Arthritis auf eine sehr gute Wirksamkeit hin. Auf Basis dieser Ergebnisse sowie bereits länger vorliegender Daten in der Indikation Psoriasis (Schuppenflechte) hat Biotest Verhandlungen mit potenziellen Lizenz- und Marketingpartnern aufgenommen, die ab der aufwendigen Phase III in die klinische Entwicklung eingebunden werden sollen. Ein Abschluss wird noch für 2009 erwartet.

Fazit:

Die Aktien (Vorzüge) von Biotest legten seit dem Tief im März 2003 von 2,75 Euro eine beeindruckende Performance hin, die im August 2008 bei 63,58 Euro ihren bisherigen Höhepunkt fand. Es folgte eine deutliche Korrektur bis Oktober 2008, der sich zunächst eine kurze durch Übernahmefantasie getriebene Erholungsrallye bis Ende Oktober anschloss, bevor sich die Korrektur dann fortsetzte. Wie in der Vorwoche testete das Papier an den vergangenen fünf Handelstagen erneut die Unterstützung, resultierend aus dem Tief von Oktober 2008 bei 27,67 Euro, es ging zwischenzeitlich deutlich darunter, wobei auch das Zwischentief von Januar 2008 bei 25,41 Euro auf seine Stabilität hin abgeklopft wurde. Sollte es dem Papier nun gelingen, die Marke von 27,67 Euro zurückzuerobern, könnte dies die Basis für einen neuerlichen Aufwärtsimpuls bilden, sodass dann angesichts der guten fundamentalen Fakten erste spekulative Käufe in Erwägung gezogen werden könnten. Ein Unterschreiten des jüngsten Verlaufstiefs würde dieses Szenario aber zunichte machen, sodass spätestens knapp unter 24,55 Euro eine Absicherung erfolgen sollte.