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Munich Re blickt in einen Abgrund

Vieles lief so richtig gut für die Münchener Rück. Doch in diesen Jahr scheint sich vieles verändert zu haben: Kursverluste, enttäuschende Quartalszahlen und der Rückzug Warren Buffets machen Grund zur Sorge. Für die Anleger kann gerade dies eine Chance sein, aber zunächst blickt der weltgrößte Rückversicherer in einen riesigen schwarzen Schlund.

BÖRSE am Sonntag

Vieles lief so über Jahre, über Jahrzehnte hinweg richtig gut für die Münchener Rück. Doch in diesen Jahr scheint sich vieles verändert zu haben: Kursverluste, enttäuschende Quartalszahlen und der Rückzug Warren Buffets machen Grund zur Sorge. Für die Anleger kann gerade dies eine Chance sein, aber zunächst blickt der weltgrößte Rückversicherer in einen riesigen schwarzen Schlund.

80 Prozent. Seitdem Warren Buffett vor fünf Jahren rund zwölf Prozent der Münchener Rück sicherte ist die Aktie um mehr als 80 Prozent gestiegen. Das Invest von Berkshire Hathaway war also ein weiterer Coup in der erfolgreichen Vita von Warren Buffet. Doch jetzt will er raus. Nur noch raus aus der Müncner Rück.

Nachdem Buffet seinen Anteil schon im September von fast zwölf auf weniger als zehn Prozent reduzierte und schon im November bekräftigte, die Münchener Rück stehe auf seiner Verkaufsliste, hat der Starinvestor nun einen weiteren Schritt zum Ausstieg getätigt. Binnen gut zwei Monaten warf er mehr als die Hälfte seines verbliebenen Anteils auf den Markt. Die insgesamt 8,53 Millionen Papiere haben ungefähr den Wert von rund 1,5 Milliarden Euro. Buffett, der seit 2010 beim Rückversicherer beteiligt ist, hält aktuell noch einen Anteil von 4,6 Prozent, was einem Wert von 1,4 Milliarden Euro entspricht.  Doch sein Ausstieg wirft Fragen auf. Denn auf seiner Verkaufsliste steht auch Konkurrent Swiss Re. Buffets eigener Spruch „Der Investor von heute profitiert nicht vom Wachstum von gestern“, trifft in diesen Fall genau zu. Denn das Marktumfeld um Rückversicherungen scheint sich stetig zu verschlechtern. Sowohl die Erträge aus dem Rückversicherungsgeschäft als auch auf dem Kapitalmarkt sinken.

Obwohl der Ausstieg frühzeitig angekündigt wurde und mit einer großen Gewinnmitnahme verbunden ist, lassen Buffetts Äußerungen die Münchner Rückversicherer nicht kalt. Beispielhaft sei zitiert, was Buffett wie diesen auf der diesjährigen Hauptversammlung seiner Investment-Holding Berkshire Hathaway erklärte: „Rückversicherung ist ein Geschäft, dessen Ausrichten sich zum Schlechten verändert haben."

2015 stürzte die Aktie ab

Buffett hat durchaus Recht. 2015 war ein durchwachsendes Jahr für die Munich Re. Dabei hatte es so gut angefangen. Noch zwischen Januar und April dieses Jahres stieg die Aktie um rund 24 Prozent und alles schien so, wie es in den letzten Jahren fast immer schien: sehr gut. Denn der Aktienkauf beim größten Rückversicherer der Welt ist auch so etwas wie eine Wette auf den globalen Wetterbericht. Denn jede Naturkatastrophe kostet dem Unternehmen richtig Geld. Und diese ging auf. Trotz des Erdbebens im Himalaya und Windhosen in Kanada und den USA betrugen die weltweiten Schäden im ersten Halbjahr „nur“ 35 Milliarden Euro. Der Durchschnittswert der letzten 30 Jahren liegt, und deswegen kann von einer gewonnenen Wette für den Jahresanfang 2015 gesprochen werden, bei 64 Milliarden Euro. Doch die guten Zahlen konnten nur kurz genossen werden. Zwischen April und Juni stürzte die Aktie binnen zweier Monate um über 25 Prozent ab. Auch das Unternehmen selber konnte nur wenig positives berichten.

Die Quartalszahlen zum dritten Quartal waren dann auch so gar nicht Munich Re. Der Gewinn im Münchener Unternehmen ist erheblich zusammengeschrumpft. Im dritten Quartal 2015 beträgt er immerhin noch 525 Millionen Euro, er ist damit aber um 28,7 Prozent im Vorjahresvergleich gesunken. Vor allem im Feld der Direktversicherer, in dem die Münchener Rück durch die Ergo Versicherungsgruppe vertreten ist, macht derzeit Probleme. Der Gewinn aus dieser Sparte schrumpfte im Vorjahresvergleich deutlich um 61,6 Prozent auf nunmehr schmale 28 Millionen Euro.

Der drohende Absturz ist eine Chance für Anleger

Doch genau die zunehmend schlechte Stimmung und das wohl langsam düster werdende Marktklima kann für Anleger jetzt sehr interessant sein. Gerade wenn der Superstar des Aktienmarktes Warren Buffet so schnell Aktien abgibt, ziehen viele Anleger nach und die Rückversicherung könnte generell schlechter bewertet sein, als sie eigentlich ist. Denn trotz langsamen Negativtrend bleibt das Unternehmen ein überaus erfolgreiches Marktschwergewicht mit Gewinnen, von denen Konkurrenten nur träumen können. Münchener Rück ist wohl gerade jetzt ein heißes Papier, denn bei schlechter Stimmung lässt sich günstig einkaufen. 

Es gibt unabhängig von der Kursentwicklung eine weitere Freude für jeden Anleger bei der Munich Re, und das ist die enorm hohe Dividende. Schon im abgelaufen Geschäftsjahr schüttete der Konzern eine Dividende von 7,75 Euro pro Aktie aus. Dies entspricht einer Dividendenrendite von 4,7 Prozent, die sich in den folgenden Jahren mutmaßlich noch erhöhen dürfte. Unter anderem wegen der hohen Dividendenausschüttung, aber auch wegen positiver Kapitalausschüttungen stufen Analysten der US-Bank JPMorgan die Münchener Rück auf „Buy“ mit einem Kursziel von 220 Euro, knappe 20 Prozent über den momentanen Kurs.

Die Zukunft des so traditionsträchtigen und erfolgreichen DAX-Unternehmens Munich Re ist nicht gerade rosig. Das Marktumfeld scheint sich zunehmend zu verschlechtern und der Ausstieg Buffets befeuert diese Entwicklung. Auch die Quartalszahlen sind nicht mehr ganz so überzeugend wie die Jahre zuvor. Nichtsdestotrotz sollte die Münchener Rück ein beliebter auf dem Einkaufszettel langfristig orientierter Anleger weiterhin nicht fehlen. Kurzfristig bringen die Kurse der Aktie vielleicht keine große Freude: dies Risiko ist trotz positiver Analystenmeinungen immer einzukalkulieren. Auf eine gute Dividendenausschüttung können Anleger aber allemal freuen. Ob die nächsten fünf Jahre so gut laufen wie die letzten? Das scheint momentan sehr unrealistisch – aber wer weiß schon, wie das Wetter in der Zukunft wird? VAL