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Daimler: Premium-Hersteller mit Low-Cost-Aktie

Stuttgart dürfte dieser Tage die Partyhauptstadt Deutschlands sein. Nicht etwa, weil Berliner Clubs, Münchner Edeldiskotheken und Hamburger In-Kneipen ins Schwäbische transferiert wurden, sondern weil Daimler wieder einmal alle Erwartungen übertreffen und den Aktienkurs in die Höhe treiben konnte.

BÖRSE am Sonntag

Stuttgart dürfte dieser Tage die Partyhauptstadt Deutschlands sein. Nicht etwa, weil Berliner Clubs, Münchner Edeldiskotheken und Hamburger In-Kneipen ins Schwäbische transferiert wurden, sondern weil Daimler wieder einmal alle Erwartungen übertreffen und den eigenen Aktienkurs in die Höhe treiben konnte.

Das bereinigte Ergebnis der Daimler AG vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug im zweiten Quartal 3,97 Milliarden Euro und lag damit mehr als fünf Prozent über dem Ergebnis des Vorjahresquartals. Besonders die Daimler Vans-Sparte machte große Fortschritte und verdoppelte den Ebit-Wert beinahe auf rund 426 Millionen Euro. Auch die Bussparte und Daimler Financial Service trugen zum hervorragenden Ergebnis bei.

Die größten Geschäftsbereiche – Automobile und LKW – mussten allerdings große Abstriche verzeichnen. Die fehlerhaften Airbags des japanischen Zulieferers Takata trüben die Daimler-Bilanz durch Aufwendungen in Höhe von 440 Millionen Euro. Mindestens elf Todesfälle gab es weltweit bereits wegen defekter Takata-Airbags. Außerdem halten Branchenexperten den traditionell größten Gewinnbringer – die Mercedes E-Klasse – für mitverantwortlich am schwächelnden Auto-Ergebnis.

Ein neues Modell der E-Klasse wird erst in der zweiten Jahreshälfte präsentiert. Bis dahin könnten aktuelle E-Modelle sich weiter als Ladenhüter präsentieren oder nur durch umfangreiche Rabatte verkauft werden. Insgesamt erwarten die Stuttgarter aber für das laufende Geschäftsjahr eine leichte Ergebnissteigerung und somit könnte auch 2016 wieder zu einem Rekordjahr für den schwäbischen Hersteller werden.

Daimler-Aktie unterbewertet?

Der Aktienkurs der Daimler AG machte in dieser Woche einen starken Eindruck wie lange nicht mehr. Seit Montag legte das Papier immerhin rund neun Prozent zu. Daimler-Aktionäre haben trotz des objektiven Erfolgs der Stuttgarter keine erfreulichen Monate hinter sich. Wer sein Geld vor einem Jahr in das Auto-Unternehmen mit dem Stern investierte, hat es heute um fast ein Drittel reduziert. Erst strahlte der Volkswagen-Skandal auf die Autohersteller ab, nun kam der Brexit und die allgemein angespannte Marktsituation dazu. Und wenn derartige negative Großereignisse den Kurs einmal nicht belasteten, dann waren es überzeugende Tesla-Modelle oder die Angst vorm Apple- oder Google-Auto.

Inzwischen ist man jedoch selbstbewusster beim Daimler-Konzern. Und das goutieren auch die Aktienanalysten: Die Mehrzahl der Experten gibt ein Kursziel weit über dem aktuellen Kurs an und setzt die Einschätzung auf „Kaufen“. UBS-Analyst Patrick Hummel sieht das Daimler-Papier langfristig gar bei 95 Euro aufgrund einer aktuellen Unterbewertung der Aktie. Die Lage sei besser als es die Aktienkurse verrieten, schrieb Hummel in seinem Bericht. Andere Beobachter loben die Zukunftsplanung vom Konzern mit Dieter Zetsche an der Spitze.

3D-Druck als Kostensenker

Dass die Stuttgarter es ernst meinen mit der Digitalisierung und die Augen nicht vor neuen Technologien schließen, machte eine Nachricht in dieser Woche deutlich: Daimlers LKW-Sparte ändert die Herstellungsweise gewisser Kunststoff-Ersatzteile: Die sonst so teure Produktion von Ersatzteilen wird künftig kostensparender durch 3D-Drucker übernommen.

Auch die in dieser Woche neu begründete Start-up Autobahn steht symbolisch für die Zukunftsorientierung von Zetsches Daimler. In Stuttgart lancierte der Autobauer zusammen mit dem US-Investor Plug and Play ein Innovationsprojekt an der Universität Stuttgart, zu dem der Konzern Gründer aus aller Welt nach Schwaben locken will. Alles im Sinne der Mobilität der Zukunft.

Fazit

Daimler überraschte die Börsenwelt wieder einmal mit glänzenden Quartalsergebnissen. Wenngleich zwei Kernbereiche des Konzerns schwächelten, halten Branchenexperten und Analysten die Daimler-Aktie für deutlich unterbewertet. Der Einstiegspreis ist also günstig, die allgemein unsichere Marktlage bleibt aber ein Risiko. WCW