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Ein Viertelpunkt – gegen Trump

Die Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, hat eine Erhöhung des Leitzinses in den USA um einen Viertelpunkt auf bis zu 1,0 Prozent bekanntgegeben. Die FED-Verantwortlichen reagieren damit auf die guten Arbeitsmarktdaten und die anziehenden Preise in den USA. Zugleich stellt sich die Notenbankchefin damit jedoch gegen die Ziele von Donald Trump. Das wiederum hilft EZB-Chef Mario Draghi.

BÖRSE am Sonntag

Die Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, hat eine Erhöhung des Leitzinses in den USA um einen Viertelpunkt auf bis zu 1,0 Prozent bekanntgegeben. Die FED-Verantwortlichen reagieren damit auf die guten Arbeitsmarktdaten und die anziehenden Preise in den USA. Zugleich stellt sich die Notenbankchefin damit jedoch gegen die Ziele von Donald Trump. Das wiederum hilft EZB-Chef Mario Draghi.

Der robuste Eindruck, den die US-Wirtschaft macht, scheint nicht zu täuschen. Sehr viele Betriebe produzieren an der Kapazitätsgrenze, Personalvorstände suchen dringend nach qualifizierten Mitarbeitern. Die Gewinne sind solide. Es war angesichts dessen logisch, dass die Fed den erwarteten Schritt in den Korridor zwischen 0,75 und einem Prozent tat. Und dieser Schritt konterkariert natürlich auf gewisse Weise die Sicht auf die US-Wirtschaft, die Donald Trump in seinem Wahlkampf und teils auch danach noch entwickelt hat.

Nicht weit entfernt vom Gebäude der Fed, nur ein paar Straßen entfernt, steht das Weiße Haus, und dort regiert Yellen Gegner, regiert Trump. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis es zum Knall zwischen den beiden kommt, denn naturgemäß leiten der US-Präsident und die Notenbankchefin aus ihren grundverschiedenen Sichtweisen auch unterschiedliche politische Konzepte ab. Wer immer sich dabei durchsetzt – die Folgen werden enorm sein, auch für Europa, das meint jedenfalls die SZ. Denn zumindest vorübergehend könnte sich, wie die Tageszeitung meint, die Kluft zwischen den beiden größten Wirtschaftsblöcken der Welt noch weiter vertiefen.

Es war abzusehen, und es ist eingetreten: die niedrige Arbeitslosenrate und die zunehmende Inflationstendenz haben die Fed dazu bewogen, ihren wichtigsten Leitzins am Mittwoch zum zweiten Mal binnen drei Monaten um einen Viertelpunkt auf nunmehr 0,75 bis ein Prozent anzuheben. Bis Ende dieses Jahres sollen nach jetziger Planung weitere zwei Schritte folgen. 2019, so die Marschroute, könnten die Zinsen dann bei etwa drei Prozent liegen, was einem langjährigen Mittel entspräche. Wahrscheinliche Folgen wären eine Verteuerung von Bankkrediten, höhere Zinskosten für die Regierung, ein Anstieg des Dollar-Kurses, dazu würde sich möglicherweise eine Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits einstellen, wodurch ein gedämpftes Wachstum zu erwarten wäre. Das ist das Gegenteil dessen, was Trump versprochen hat. Und deswegen wird er nichts unversucht lassen, um Janet Yellens Schritte zu konterkarieren. Was ist die Folge?

Vielleicht verläuft die kurzfristige Entwicklung trotz des Konflikts in Washington moderat, denn die Finanzmärkte haben die neuen politischen Perspektive bereits teilweise vorweggenommen. Der Dollar ist stark wie lange nicht, die Rendite amerikanischer Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit erreichte zu Wochenbeginn den höchsten Stand seit zwei Jahren. Für den Devisenhandel geht angesichts dessen die Deutsche Bank davon aus, dass der Dollar noch dieses Jahr die Parität erreichen und sogar überschreiten werde. Pro Euro, so die Vorhersage, erhielte man dann nicht mehr wie heute 1,06 Dollar, sondern nur noch 95 Dollar-Cent.

Die Leidtragenden dieser Entwicklung wären US-Exportfirmen, deren Produkte deutlich teurer würden. Das stand nicht im Whlprogramm von Donald Trump! Doch viele Schwellenländer Südamerikas und Ostasiens, deren Regierungen oder Betriebe sich in Dollar verschuldet haben, wären ebenso betroffen, denn die Darlehenskosten würden galoppieren. Verstärkt würden die Probleme noch dadurch, dass auch die Zinsen vielerorts langsam, aber stetig steigen, und damit würde die Neuverschuldung ebenfalls teurer. Die Deutsche Bank erwartet, dass sich die Rendite zehnjähriger US-Bonds bis Jahresende weiter von heute 2,6 auf 3,1 Prozent erhöhen wird. In Portugal werfen die gleichen Papiere mittlerweile wieder fast vier Prozent ab, italienische Schuldscheine bringen immerhin 2,3 Prozent. In Deutschland und Frankreich, den beiden größten Volkswirtschaften der Euro-Zone, dagegen sind die Renditen mit 0,4 und knapp 1,1 Prozent weiter historisch niedrig.

Dass man in den vergangenen Jahren so langsam gehandelt habe, sei auf wirtschaftliche Schocks und Risiken zurückzuführen, sagte Yellen bei der Bekanntgabe der Zinserhöhung. „Es ist wichtig für die Öffentlichkeit zu verstehen, dass wir uns unseren Zielen nähern.“ Man habe weiter eine akkommodierende Ausrichtung der Geldpolitik, es sei aber angemessen, diese graduell in Richtung „neutral“ zu verändern. Und Yellen gab auch einen Hinweis auf ihre politische Blickrichtung: Sie will sich über die US-Wirtschaft und die Geldpolitik mit ihren Kollegen beim bevorstehenden G20-Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure in Baden-Baden austauschen.

Der Kurs des US-Dollars reagierte prompt auf die Yellen-Rede. Er sprang von zuletzt von deutlich unter 1,06 Euro auf gut 1,07 Euro.