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Hannover Rück: überzeugender Ausblick!

Die Hannover Rück konnte in der besonders wichtigen Erneuerungsrunde im Januar teils zweistellige Prämienerhöhungen durchsetzen und rechnet deshalb für das laufende Geschäftsjahr 2009 mit einem überraschend hohen Profit. Nach den Turbulenzen 2008 peilt der Rückversicherer sogar den zweithöchsten Gewinn der Firmengeschichte an. Für die Investoren Grund genug, den Aktienkurs kräftig nach oben zu treiben!

BÖRSE am Sonntag

„Die Finanzkrise ist für uns ausgestanden“, nicht nur mit diesen ermutigenden Worten konnte der scheidende Firmenchef Wilhelm Zeller die Anleger jüngst überzeugen. Auch das operative Geschäft scheint auf Kurs. Der Vorstand, der Ende Juni in den Ruhestand tritt und das Zepter an Ulrich Wallin übergibt, blickte auf eine erfolgreiche Vertragserneuerung in dem besonders wichtigen Januar zurück. Den Angaben zufolge stiegen die gezeichneten Prämien insgesamt um 4,6%, nachdem sie im Januar 2008 noch um 2% gesunken waren. Wie es hieß, profitierte man davon, dass die Finanzkrise die Konkurrenz begrenzt. Zudem haben viele Erstversicherer infolge der Turbulenzen an den Finanzmärkten Kapital eingebüßt, was daher zu einem erhöhten Rückversicherungsbedarf führte. In vielen Bereichen konnten deshalb Preiserhöhungen erzielt werden, teilweise sogar im zweistelligen Prozentbereich. Der Vorstand verwies vor allem auf das Katastrophengeschäft, das 2008 von Schäden betroffen war, aber auch auf die weltweite Kredit- und Kautionsrückversicherung. „Die Talsohle ist durchschritten und der Prämienabrieb zum Stillstand gekommen“ betonte Zeller.

Sehr gutes Jahr erwartet

Das Management geht nun davon aus, dass der Markt noch sehr viel deutlicher nach oben geht und rechnet mit weiter steigenden Prämieneinnahmen sowie einem insgesamt sehr guten Geschäftsjahr 2009. Man verwies auf einen härter werdenden Markt und erläuterte, dass sich die mit der Finanzmarktkrise einhergehende allgemeine Kapitalverknappung in der Erstversicherungswirtschaft sowie die stark eingeschränkte Kapazität im Retrozessionsmarkt weiter positiv auf die Marktbedingungen für die Rückversicherer auswirken werden. Die Gesellschaft geht daher im Gesamtjahr von einem Wachstum der Nettoprämie in der Schaden-Rückversicherung von rund 5% aus. Konzernweit rechnet sie unter Berücksichtigung der kürzlichen Akquisition im Geschäftsfeld Personen-Rückversicherung mit einem Plus von 17%.

Verstärkung

Das Unternehmen hatte Ende Januar angekündigt, von Scottish Re das ING-Einzellebensportfolio im Rahmen einer Rückversicherungstransaktion zu erwerben. Zusätzlich übernimmt die Hannover Rück von Scottish Re wesentliche Teile der Infrastruktur für das Lebensrückversicherungsgeschäft in Nordamerika. Durch die Transaktion, die voraussichtlich im ersten Quartal 2009 abgeschlossen wird, macht die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge einen großen Schritt zur Erreichung der globalen Lebensrückversicherungsziele und erhofft sich dadurch eine deutlich steigende Marktpräsenz sowie auch Erträge aus dem US-Risikolebensversicherungsmarkt. Zudem verbessert die Transaktion die Diversifizierung der Ertragsquellen, da das stabilere Lebensrückversicherungsgeschäft künftig einen deutlich größeren Anteil am Gesamtgeschäft haben wird, erläuterte der Vorstand bei Ankündigung der Übernahme.

Richtung Rekordgewinn

Die Übernahme dürfte 2009 mit dazu beitragen, den Gewinn kräftig zu steigern. Es könnte dabei in Richtung der bisherigen Rekordmarke aus dem Jahr 2007 gehen. Seinerzeit hatte das Unternehmen dank eines Steuereffekts 733,7 Mio. Euro verdient. Für das laufende Jahr hält die Hannover Rück einen Überschuss von knapp 700 Mio. Euro für realistisch. Dabei dürfte ein noch nicht bezifferter Sondereffekt aus dem kürzlich übernommenen Lebensversicherungsportfolio der ING Groep den Gewinn nach oben treiben. Aber auch ohne diesen Effekt erwartet die Hannover Rück ein Ergebnis je Aktie (EPS) von 4,75 bis 5,25 Euro, was in etwa 600 Mio. Euro entsprechen würde. Gleichzeitig ist eine Eigenkapitalrendite von mehr als 15% möglich, hieß es. Voraussetzung zur Erreichung der Ziele ist, dass die Großschadenbelastung im Rahmen des Erwartungswertes liegt und es zu keinen weiteren schweren Verwerfungen auf der Kapitalanlagenseite kommt, erläuterte der Vorstand.

Wieder Dividende angepeilt

Geht die Rechnung auf, dürfen sich die Investoren wieder über eine Dividende freuen. Die Gesellschaft stellte einer Ausschüttungsquote von 35% bis 40% des Gewinns in Aussicht. 2008 gehen die Aktionäre indes leer aus angesichts der Finanzmarktkrise, die auch dazu führen könnte, dass die Hannover Rück im Gesamtjahr 2008 wohl einen Verlust ausweisen wird. Nach drei Quartalen stand unter dem Strich ein Minus von 142,8 Mio. Euro. Wie der Vorstand jüngst betonte, hat der Konzern im vergangenen Jahr operativ aber schwarze Zahlen geschrieben. Da noch nicht alle Daten vorliegen, kann jedoch noch nicht gesagt werden, was tatsächlich unter dem Strich herausgekommen ist. Aufschluss geben wird die Jahresbilanz, deren Veröffentlichung am 11. März vorgesehen ist. Wie das Unternehmen weiter erläuterte, will man den zuletzt äußerst vorsichtigen Kurs bei der Anlagepolitik nicht auf Dauer beibehalten. In der jüngsten Vergangenheit hatte die Hannover Rück ihr Aktienengagement fast auf null heruntergefahren. Wenn das Marktumfeld stimmt, kann sich Finanzchefin Elke König allerdings wieder einen Einstieg in Aktien vorstellen.

Positive Überraschung

Mit der jüngsten Gewinnprognose gelang dem Rückversicherer eine positive Überraschung. Während sich andere Unternehmen angesichts der derzeit vorhandenen vielen Risiken und Unsicherheiten mit Vorhersagen für 2009 zurückhalten, schaute die Hannover Rück sehr zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr. Die Investoren honorierten dies mit kräftig steigenden Kursen. Weitere Zuwächse sind nicht ausgeschlossen, sodass spekulative Käufe erwägenswert sind. Charttechnisch betrachtet setzte das Papier die Aufwärtsbewegung seit Ende Oktober 2008 fort und konnte sich seit dem seinerzeit markierten Tief inzwischen mehr als verdoppeln. Dabei bildete sich ein mittelfristiger Aufwärtstrendkanal aus, an dessen oberer Begrenzung der Titel jüngst angekommen ist. Ein Ausbruch darüber spräche für eine Beschleunigung der Aufwärtsbewegung. Als Nächstes könnten dann die Widerstände bei 37,23 und 37,79 Euro in den Fokus rücken. Denkbar ist jedoch auch, dass der Kurs von der oberen Begrenzung des Aufwärtstrendkanals zunächst abgeprallt und eine Verschnaufpause einlegt. Eine derartige Korrektur, die durchaus bis in den Bereich von 23 bis 24 Euro gehen könnte, stellt jedoch womöglich eine gute Einstiegsgelegenheit dar. Allerdings sollte der Aufwärtstrendkanal nicht mehr nach unten verlassen werden, weil sonst das bullische Szenario zunichte gemacht würde. Entsprechend sollte derzeit spätestens bei 22,50 Euro eine Absicherung mittels Stop-Loss erfolgen.