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Lufthansa im Luftloch

Von Höhenluft keine Spur. Im Gegenteil: Die Kranich-Krise an der Börse weitet sich aus. Aktuell ist das Papier keine zehn Euro mehr wert und kratzt am Mehrjahrestief. Dabei gab die Lufthansa jüngst bekannt, dass zwei weitere Airlines künftig zur Kranich-Familie gehören. Doch die Aktionäre glauben offenbar nicht daran, dass dadurch den aggressiven Konkurrenten der Wind unter den Flügeln genommen werden kann.

BÖRSE am Sonntag

Von Höhenluft keine Spur. Im Gegenteil: Die Kranich-Krise an der Börse weitet sich aus. Aktuell ist das Papier keine zehn Euro mehr wert und kratzt am Mehrjahrestiefs. Dabei gab die Lufthansa jüngst bekannt, dass zwei weitere Airlines künftig unter dem Eurowings-Dach fliegen werden. Doch die Aktionäre glauben offenbar nicht an den Erfolg dieses Flugmanövers.

Für einen Aufwärtstrend der Lufthansa-Aktie wäre es nötig, dass dadurch die eigene Billigairline Eurowings gestärkt und den aggressiven Konkurrenten der Wind unter den Flügeln genommen werden könnte. Doch die Kranich-Aktie verharrt im Luftloch. Die vergangenen Tage verliefen für die Lufthansa durchaus turbulent.

Zunächst unterrichtete die deutsche Fluggesellschaft die Öffentlichkeit über eine Zustimmung des Aufsichtsrats zur Komplettübernahme der belgischen Brussels Airlines. Die ersten 45 Prozent waren einst 65 Millionen Euro wert, der Löwenanteil hingegen könnte Berichten zufolge je nach Wirtschaftslage bis zu 250 Millionen Euro gekostet haben.

Dann setzte die Lufthansa noch einen drauf und schloss sogenannte Wetlease-Verträge für rund 1,2 Milliarden Euro mit einer Laufzeit von sechs Jahre mit AirBerlin ab, und mietet somit fortan Maschinen und Crews von Deutschlands zweitgrößter Airline. Damit wächst die Flotte von Eurowings deutlich von bisher 90 auf nun 160 Maschinen. Eurowings kann dadurch mehr Direktverbindungen anbieten und den Flugplan stabilisieren. Kurzum: Die Position gegenüber Konkurrenten wie Ryanair oder Easyjet soll sich für die Lufthansa-Tochter verbessern.

Risiken sind unübersehbar

Allerdings zweifeln Analysten, ob dies tatsächlich signifikant gelingen wird und ob Eurowings die hohen Kosten für diese Investitionen überfliegen kann. Zudem droht erneut Streik, da das Lohnniveau bei AirBerlin deutlich höher ist als bei Eurowings. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di wird demnach vermutlich darauf pochen, die erste Tariferhöhung für die Eurowings-Beschäftigten seit sieben Jahren durchzudrücken. Ob Lufthansa-Chef Carsten Spohr unter diesen Bedingungen für Eintracht innerhalb der neu zusammengewürfelten Belegschaft und Ruhe an der Tariffront sorgen kann, steht in den Sternen.

Die Anleger jedenfalls wittern neuen Ärger bei den ohnehin schon Sorgen geplagten Lufthanseaten und verlieren das Vertrauen in das Papier, das unter die 10 Euro-Marke fiel. Eine baldige Erholung des Charts scheint in weiter Ferne. Zu groß ist die Angst der Investoren vor den Zahlen für das 3.Quartal. Der Vorstand hatte schon gewarnt, dass es hier aufgrund geringeren Passagieraufkommens zu Einbußen kommen könnte. Auch Investoren sind äußerst skeptisch was die Zukunft der Aktie anbetrifft. Experten der HSBC etwa gehen davon aus, dass ein Kurseinbruch auf bis zu 7,50 Euro bevorsteht. Und auch die US-Investmentbank Raymond James ist negativ gestimmt.

Analyst Julien Richer rechnet mit einer unterdurchschnittlichen Kursentwicklung und stufte die Papiere der Kranich-Linie entsprechend mit Underperform ein. Er sieht bei der Lufthansa hohe Risiken für die Durchschnittsumsätze und deutlichen Korrekturbedarf für die Gewinnerwartungen. Die Durchschnittserlöse dürften im zweiten Halbjahr so deutlich sinken wie bei keiner anderen großen Fluggesellschaft, die er beobachte, so Richer. Im Laufe der kommenden Berichtssaison rechnet er damit, dass neben ihm auch die optimistischeren Kollegen zurückrudern und den Verkauf empfehlen. Keine guten Aussichten für die Lufthansa. WIM