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Nokia oder Apple - welche Aktie jetzt die Richtige ist

Der ehemalige Handymarktführer meldet sich zurück: Nokia kauft Siemens den Anteil des Netzwerkausrüster NSN für 1,7 Milliarden Euro ab - das treibt den Kurs der Aktie. Von Trendsetter Apple ist hingegen nicht viel zu hören. Außer, dass der Aktienkurs des Unternehmens in den vergangenen Monaten gehörig in den Keller ging.

BÖRSE am Sonntag

Sabotage oder PR? Vor der Präsentation neuer Smartphones gelangten vermeintlich geheimnisvolle, bislang unbekannte Details über die neuen Mobiltelefone in die Öffentlichkeit. Seitdem vor ein paar Jahren bei den Apple-Fans das iPhone-Fieber ausgebrochen ist, ereignen sich solche „Skandale“ und „Sensationen“ in – zumindest gefühlten – regelmäßigen Abständen.

Da wollen sich die weit hinter den Marktführern Samsung und Apple abgeschlagenen Finnen nicht lumpen lassen. Noch bevor Nokia sein neues Super-Smartphone namens „Lumia 1020“, am 11. Juli vorstellen will, ist am 4. Juli ein Pressebild mit einem Frontfoto im Internet aufgetaucht. Auffällig ist dabei die auf dem Display zu sehende App „Nokia Pro Cam“. Zufall? Verraten wurde bisher, dass das Gerät über mit einer High-Tech-Kamera ausgestattet ist, die über eine Auflösung von 41 Megapixeln verfügt.

Die eigentliche Nachricht zu Nokia gab es aber schon ein paar Tage vor der „Pressebild-Sensation“: Siemens und Nokia verkündeten gemeinsam, dass Nokia den Siemens-Anteil des Netzwerkausrüsters Nokia Siemens Networks (NSN) von 50 Prozent für 1,7 Milliarden Euro übernimmt. Die Transaktion bedarf noch der behördlichen Zustimmung und wird voraussichtlich im dritten Kalenderquartal abgeschlossen werden. NSN wird dann ein 100-prozentiges Tochterunternehmen von Nokia sein. Das könnte für eine Neuausrichtung sprechen. „Mit dieser Transaktion kauft sich Nokia eine Zukunft, unabhängig davon, was im Smartphone-Geschäft passiert", meint Pierre Ferragu vom Analysehaus Bernstein.

Nokia will nach eigenen Angaben den Netzwerkausrüster NSN weiterhin konsolidieren und die Eigenständigkeit des Unternehmens damit stärken. Auch wenn die meisten Analysten die Nokia-Aktie nach wie vor mit „verkaufen“ einstufen, stieg der Kurs nach der Deal-Nachricht zwischen dem ersten und dritten Juli von 2,83 auf 2,94 Euro – das ist immerhin Kurszuwachs von rund vier Prozent. Mittel- bis langfristig trauen Experten der Nokia-Aktie allerdings eher Verluste als Gewinne zu. Dennoch korrigierten einige Banken jüngst ihre Prognosen nach oben. Die Deutsche Bank etwa, die Nokia zum Verkauf empfiehlt, erhöhte das Kursziel von 1,85 auf 2,20 Euro. Die Schweizer Großbank UBS, die die Aktie mit „halten“ einstuft, hat das Kursziel von 2,40 auf 3,00 Euro angehoben.

Während die einen die Übernahme als Aufbruchssignal für Nokia werten, glauben die anderen, dass sich die Finnen mit dem Deal auf eine riskante Wette auf die weltweite konjunkturelle Erholung einlassen. Hinzu kommt der Kaufpreis von 1,7 Milliarden Euro. Für Nokia ist das eine Menge Holz. Schließlich ist die Finanzlage der Finnen nicht die beste – per Ende März 2013 standen jedenfalls nur noch 3,8 Milliarden Euro liquide Mittel zur Verfügung. Nokia leiht sich bei der Bank für den Deal 1,2 Milliarden Euro. Für die restlichen rund 500 Millionen Euro gewährt Siemens ab Abschluss der Transaktion Nokia ein besichertes einjähriges Darlehen.

Analyst Markus Friebel von Independent Research beäugt die Übernahme kritisch: „Der Zukauf verschlechtert die ohnehin schon angespannte Schulden-Situation der Finnen. Die Verschuldung stellt ein zunehmendes Risiko für den Handy-Konzern da.“ Zugute hält Friebel dem Nokia-Management, dass dieses nun die vollständige Kontrolle über Nokia Siemens Networks habe. Der Kaufpreis ist seiner Meinung nach vergleichsweise gering ausgefallen. Dennoch rät Friebel weiterhin von einem Investment in die Nokia-Aktie ab. Das Kursziel beziffert er auf 2 Euro.

Zwar bewertet Analyst Sebastien Sztabowicz von Kepler Cheuvreux die Übernahme grundsätzlich positiv, da der Kaufpreis relativ günstig gewesen sei. Dunkle Wolken sieht er jedoch für das Smartphone-Geschäft von Nokia heraufziehen. Der Markt weise zunehmende Sättigungstendenzen auf. Zudem stoße Nokia gerade in den Schwellenländern auf zunehmenden Wettbewerb, so Sztabowicz. Das Kursziel sieht der Experte bei 2,10 Euro.

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Am Markt kursieren Gerüchte, dass der NSN-Deal Teil eines viel größeren Planes sei, nämlich die Mobilfunksparte zu verkaufen und sich voll und ganz auf die Festnetz-Infrastruktur zu konzentrieren. Auch, wenn es nur Gerüchte sind – eine strategische Neuausrichtung wäre im Zuge der schlecht laufenden Mobilfunksparte vielleicht keine schlechte Idee.

Wohin die Reise mit dem einstigen weltweiten Handy-Marktführer geht, ist noch ungewiss. Nach zahlreichen verschlafenen Trends wurde Nokia schon oft totgesagt. Noch vor fünf Jahren notierte die Nokia-Aktie bei rund 16 Euro, heuet steht sie bei 3 Euro. Kommt jetzt die Trendwende? Im Schlussquartal 2012 kehrte das Unternehmen jedenfalls in die schwarzen Zahlen zurück. Unter dem Strich standen 255 Millionen Euro Gewinn. Im Vorjahreszeitraum hatte es noch einem Verlust von 1,08 Milliarden Euro gegeben. Zwar gab es im ersten Quartal dieses Jahres wieder ein Minus von 272 Millionen Euro, dennoch zeigte sich Nokia-Präsident Stephen Elop mit der Bilanz zufrieden. Nokia konnte die Verluste im Vergleich zum Vorjahresquartal, das ein Minus von 929 Millionen Euro brachte, deutlich reduzieren. Am 18. Juli stellt Nokia die Ergebnisse für das zweite Quartal vor. Analysten rechnen im Schnitt mit Erlösen von 6,4 Milliarden Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) wird bei 168 Millionen Euro gesehen.

Am Handymarkt regieren Samsung und Apple. Laut dem Marktforschungsunternehmen IDC betrug der Marktanteil von Samsung im ersten Quartal 2013 in Westeuropa 45 Prozent, Apple kam auf 20 Prozent. Nokia ist mit fünf Prozent hinter Sony und LG die Nummer 5. Auch wenn Nokia die beiden Smartphone-Tycoons so schnell nicht einholen wird: interessant für Investoren sind die Aktienkursentwicklungen der beiden Unternehmen aus den vergangenen Monaten. Während etwa Nokia in den vergangenen zwölf Monaten eine respektable Performance von rund plus 80 Prozent hinlegte, brach der Apple-Titel um rund 30 Prozent ein. Daher erscheint für Aktienanleger das Nokia-Papier um einiges attraktiver als die Apple-Aktie.

Viele verbinden die künftige Kursentwicklung des US-Konzerns auch mit der Person Tim Cook. Der heutige Chef, der vor knapp zwei Jahren die Nachfolge der verstorbenen Apple-Legende Steve Jobs antrat, wird nachgesagt, dass es ihm nicht gelingen könne, weiterhin innovative Produkte auf de Markt zu bringen. Die Richtung des Aktienkurses wird daher wohl auch davon abhängen, was der Markt Tim Cook zutraut.

Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel für Apple von 420 auf 405 US-Dollar gesenkt und die Einstufung auf „halten“ belassen. Jefferies-Analyst Peter Misek hat seine Prognose für die iPhone-Verkäufe des Hardware- und Elektronikherstellers wegen der aktuell hohen Lagerbestände im Einzelhandel gesenkt. So gehe er für das dritte Kalenderquartal nicht mehr von 30 Millionen verkauften Geräten aus, sondern nur noch von 27 Millionen. Für das vierte Quartal senkte der Experte seine Prognose von 50 Millionen auf 45 Millionen verkaufte Geräte. Apple ist laut Misek noch dabei, mit einem für das kommende Jahr vorgesehene, fünf Zoll großen iPhone 6 eine Lücke in seinem Produktportfolio zu schließen.

Der Apple-Kurs steht heute mit 329 Euro (420 Dollar) in etwa dort, wo er bereits vor anderthalb Jahren gestanden hatte. Das war vor der großen Boomphase, im Jahresverlauf 2012 ging es zwischenzeitlich bis knapp unter die 550-Euro-Marke. Die Apple-Comunity wartet nun gespannt auf Neuigkeiten. Wird es bald auch eine Apple-Uhr geben – eine iWatch? Genaueres weiß man nicht – noch nicht.

Fest steht hingegen, dass Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt, im Schlussquartal des vergangenen Jahres ein Rekordergebnis erzielte: Noch nie wurden in einem Quartal mehr iPhones verkauft; zwischen Oktober und Dezember waren es 47,8 Millionen. Die Apple-Aktie stürzte nach Verkündung der Zahlen trotzdem ab. Die Analysten hatten mit einem Absatz von rund 50 Millionen Stück gerechnet. An der Börse wird eben die Zukunft gehandelt.