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Die T-Aktie macht den Anlegern etwas Hoffnung

Auf die Euphorie rund um den Jahrtausendwechsel folgte ein langes Tal der Tränen. Einst als Volksaktie gepriesen, verfluchten Kleinanleger das Papier, verspotteten Börsianer die Aktie der Deutschen Telekom zuletzt als „Langweiler“. Doch damit soll jetzt Schluss sein! In den vergangenen beiden Jahren verdoppelte die T-Aktie ihren Wert. Falls das nur der Anfang einer großen Rallye ist, können die Anleger hoffen.

BÖRSE am Sonntag

Auf die Euphorie rund um den Jahrtausendwechsel folgte ein langes Tal der Tränen. Einst als Volksaktie gepriesen, verfluchten Kleinanleger das Papier, verspotteten Börsianer die Aktie der Deutschen Telekom zuletzt als „Langweiler“. Doch damit soll jetzt Schluss sein! In den vergangenen beiden Jahren verdoppelte die T-Aktie ihren Wert. Falls das nur der Anfang einer großen Rallye ist, können die Anleger hoffen.
 
Idealismus. Dankbarkeit. Mitgefühl. Sind das die ersten Assoziationen, die Ihnen spontan in den Sinn kommen, wenn Sie an die Deutsche Telekom denken?  Wahrscheinlich nicht. Allerdings verbinden Menschen laut den neuesten Erkenntnissen aus der Farbpsychologie genau diese Eigenschaften mit der Tönung Magenta, die jahrelang gewissermaßen als Synonym für die Deutsche Telekom steht. Doch seit wenigen Wochen startet die FDP einen Angriff auf das Quasi-Monopol jener Farbe, die sich von Rosa dadurch unterscheidet, dass ihr kein Weiß beigemischt ist. Zwar kürte das Amerikanische Farbinstitut Pantone Marsala, ein erdiges Weinrot, offiziell zur Farbe des Jahrs 2015. Der inoffizielle Titel des zugegebenermaßen noch jungen Jahres könnte aber tatsächlich an Magenta gehen. Die Liberalen haben es unmittelbar nach dem Farbwechsel sensationeller Weise in die Hamburger Bürgerschaft geschafft. Und nicht minder beachtenswert ist der stetige Erfolg, den die Deutsche Telekom in den ersten Monaten des neuen Jahres an der Börse feiert. Gerade seit Jahresanfang scheint die T-Aktie nur so vor Energie zu strotzen und steigt kontinuierlich nach oben. Zuletzt bewegte sich das Papier im Bereich des 10-Jahres-Hochs um den Wert von knapp 17 Euro.  
 
Einen großen Anteil am derzeitigen Höhenflug hat dabei Telekom-Chef Timotheus Höttges, der letztes Jahr die Konzernspitze übernahm. Anstatt auf kurzfristiges Wachstum setzt er auf eine nachhaltige Steigerung des Unternehmenswert und treibt den Umbau des einstigen Staatsunternehmens zum innovativen Zukunftskonzern entschlossen voran. Dabei investiert Höttges umfangreich in den Ausbau von Festnetz und Mobilfunknetz in Deutschland, um Konkurrenten wie Vodafon oder Telefónica im Heimatmarkt auf Distanz zu halten. In den kommenden fünf Jahren sollen 23,5 Milliarden Euro in dieses Vorhaben fließen. Vielversprechend gestaltet sich derzeit auch das Geschäft in den USA. Dort freut sich die amerikanische Tochter T-Mobile über Millionen neuer Kunden und ein kräftiges Wachstum. 2014 erhöhte sich der Gewinn des viertgrößten Mobilfunkanbieters der Vereinigten Staaten um elf Prozent und der Umsatz um gut ein Fünftel auf 22,4 Milliarden Euro. Obwohl sich die Milliarden-Investitionen also endlich auszuzahlen scheinen, sucht die Telekom dennoch weiterhin einen Käufer, um den hartumkämpften Amerika-Markt verlassen zu können. In Großbritannien sind die Bonner da schon einen Schritt weiter. Die Deutsche Telekom und der französische Telekom-Riese Orange fädelten den Verkauf ihres britischen Mobilfunk-Jointventures Everything Everywhere für umgerechnet rund 16,5 Milliarden Euro an den dortigen Festnetzprimus BT Group ein.

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Viel Geld konnte der ehemalige Staatskonzern zuletzt auch mit dem Verkauf von Smartphones generieren. Mit über 1,5 Millionen abgesetzten Geräten zwischen Oktober und Dezember blickt die Telekom laut einer Unternehmensmitteilung auf „ihr bestes Quartal" mit einem Umsatzanstieg von 8,5 Prozent zurück. Im Gesamtjahr 2014 steigerten die Bonner ihren Umsatz um 4,2 Prozent auf 62,7 Milliarden Euro. Für 2015 erwartet der Vorstand der Deutschen Telekom einen Free Cash Flow von 4,3 Milliarden Euro nach 4,14 Milliarden Euro 2014. Das Betriebsergebnis solle dieses Jahr bei konstanten Wechselkursen 18,3 Milliarden Euro betragen nach 17,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Darüber hinaus soll die wichtige Kennzahl bis 2018 im Schnitt um zwei bis vier Prozent jährlich wachsen. Parallel sollen die Dividendenzahlungen von 2015 bis 2018 im Schnitt jährlich um 10 Prozent wachsen. Dabei orientiert sich diese Prognose an dem Wachstum des Free Cash Flow. Jedenfalls verspricht der 230.000 Mitarbeiter starke Konzern bis 2018 eine Mindestgewinnbeteiligung der Aktionäre von 50 Cent je Aktie.  
 
Die Marschroute bei der Deutschen Telekom ist also klar auf Wachstum festgelegt. Sie habe „oberste Priorität“, wie es Höttges formuliert. Kritiker aber sehen genau dafür äußerst begrenztes Entwicklungspotential für die laut „Brand Finance Global 500″ nach BMW weltweit zweitstärkste Deutsche Marke mit einem Wert von 31 Milliarden US-Dollar. So gilt der Telekommunikationsmarkt in den entwickelten Ländern und insbesondere in Deutschland als gesättigt. Zudem spielt das Unternehmen aus der ehemaligen Deutschen Bundeshauptstadt in wachsenden Telekommunikationsmärkten wie (Südost)-Asien, Lateinamerika oder Afrika keine Rolle. Die Frage, ob langfristig signifikantes Wachstum überhaupt vorstellbar ist, dürfte daher viele Anleger beschäftigen, wenngleich innovative Technologien wie LTE oder FTTh wiederum Anlass zur Hoffnung geben. Nicht wenige Aktionäre, die zur Boom-Zeit um die Jahrtausendwende gekauft haben und seither auf den Anteilsscheinen sitzen bleiben, hoffen, dass der Kurs der T-Aktie langfristig wenigstens ansatzweise in die Nähe des damaligen Standes kommen wird. Zwar zeigt der Daumen momentan klar nach oben. Doch von einer Volksaktie ist das Papier der Deutschen Telekom momentan in etwa so weit entfernt wie die FDP davon, eine Volkspartei zu sein. Es ist trotz aller Fortschritte bei der einstigen Volksaktie noch deutlich Luft nach oben – geht es nach den Anlegern.

WIM