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UBS & Credit Suisse: Dunkle Wolken trotz guter Zahlen

Gleich zwei Großbanken konnten diese Woche mit überraschend positiven Zahlen punkten. Sowohl UBS als auch Credit Suisse fuhren einen besseren Gewinn ein, als es Analysten erwartet hatten. Nichtsdestotrotz ist das nur ein schmaler Hoffnungsschimmer für die traditionell erfolgsverwöhnten, derzeit aber sorgenvoll in die Zukunft blickenden Banker.

BÖRSE am Sonntag

Gleich zwei Großbanken konnten diese Woche mit überraschend positiven Zahlen punkten. Sowohl UBS als auch Credit Suisse fuhren einen besseren Gewinn ein, als es Analysten erwartet hatten. Nichtsdestotrotz ist das nur ein schmaler Hoffnungsschimmer für die traditionell erfolgsverwöhnten, derzeit aber sorgenvoll in die Zukunft blickenden Banker.

Die Marktbeobachter musste sich diese Woche gleich zweimal korrigieren. Denn zwei Großbanken widersetzten sich den negativen Erwartungen und konnten mit positiven Zahlen überraschen. Eine davon ist die Schweizer Nummer 1, UBS. Sie hat zwar im zweiten Quartal angesichts geringerer Erträge insgesamt weniger verdient, was vor allem an dem  Kerngeschäft  liegt. In der Vermögensverwaltung verdiente UBS rund 8,4 Milliarden Franken. Viele Kunden hielten sich jedoch wegen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten und der mancherorts schwächelnden Konjunktur weiterhin mit Transaktionen zurück, was die Gebühreneinnahmen schmälert. Der Vorsteuergewinn sank auf 518 Millionen Franken, gegenüber 756 Millionen Franken im Vorjahresquartal. Auch in der Investmentbank sackte der Gewinn ab. Nach 551 Millionen Franken im zweiten Halbjahr 2015 waren es heuer nur 284 Millionen Franken.

Insgesamt schrumpfte der Nettogewinn der UBS damit von 1,2 Milliarden Franken im Vorjahreszeitraum auf 1,034 Milliarden Franken in diesem Halbjahr, wie die Bank am Freitag mitteilte. Dennoch dürften die Verantwortlichen ob der aktuellen Zahlen erleichtert sein. Denn damit wurden die Erwartungen der Analysten weit übertroffen. Diese hatten im Schnitt nur mit einem Reingewinn in Höhe von 700 Millionen Franken gerechnet. Positiv ist auch die generelle Entwicklung. Im Vergleich zum ersten Quartal ist das Ergebnis eine deutliche Steigerung.

Ähnlich verlief es auch bei Konkurrent Credit Suisse. Die Bank verbuchte im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch auf 170 Millionen Franken nach gut einer Milliarde vor Jahresfrist. Allerdings hatten auch hier die Analysten weit schlimmere Prognosen geliefert. Sie waren fest von dem dritten Quartalsverlust in Folge ausgegangen. In der Vermögensverwaltung konnte die Bank jedoch den Schwung des ersten Quartals mitnehmen. Bei reichen Privatkunden und Profi-Anlegern sammelte das Institut im abgelaufenen Quartal insgesamt 11,3 Milliarden Franken ein. Konzernchef Tidjane Thiam hat diese Sparte daher auch zum klaren Kerngeschäft erklärt und verzichtet dabei beispielsweise auf Teile des Anleihengeschäfts.

Aktuell ist Credit Suisse weltweit der viertgrößte Vermögensverwalter hinter Marktführer UBS. Nach Kritik an seinem Sparkurs hat Thiam nun das erste Mal Erfolgsmeldungen verkünden können. „Das sind gute Nachrichten, weil es zeigt, dass Credit Suisse in einem volatilen Umfeld Einnahmen erwirtschaften kann und der Risiko-Abbau-Plan das Geschäft nicht komplett zerstört hat”, erklärte Kepler-Cheuvreux-Analyst Peter Casanova.

Marktumfeld drückt die Stimmung

Trotz der guten Zahlen ist den Verantwortlichen beider Banken jedoch bewusst, dass sich das volatile Marktumfeld in naher Zukunft kaum verbessern wird. „Das ist nur der Anfang”, sagte beispielsweise Credit Suisse-Chef Thiam. „Ich verkünde nie einen Sieg nach zwei Quartalen.” So zeigen Experten zahlreiche Baustellen des Instituts auf. Analysten rechnen beispielsweise mit einer Milliardenbuße in Zusammenhang mit Fehlern im US-Hypothekengeschäft. Dazu komm laut Handelsblatt je nach Zinsentwicklung eine Lücke in der Pensionskasse, die möglicherweise gestopft werden muss. Vor allem sei jedoch die Markverfassung alles andere als günstig.

Ein Cocktail aus Niedrigzinsen, der vielerorts mauen Konjunktur und politischen Unsicherheiten verderbe den Banken das Geschäft.Eine Ansicht, die auch die Anleger teilen. Das Papier der Credit Suisse sackte an der Börse um drei Prozent ab. Insbesondere die wegbrechenden Erträge bereiten den Händlern Sorge. Schließlich kann die Bank kaum nachhaltige Gewinne erwirtschaften, sollten die schneller zurückgehen als die Kosten.

Bei Konkurrent UBS stieg der Aktienkurs hingegen der Kurs nach Bekanntgabe der Zahlen um knapp drei Prozent. Und auch die Experten lobten das gute Ergebnis. So schrieb etwa Vontobel, dass es sich bei dem Quartalsergebnis um ein sehr solides Resultat handle. Allerdings bleiben die Analysten auch hier skeptisch, was die langfristigen Prognosen anbelangt. Insbesondere die Schwäche im Vermögensverwaltungsgeschäft lässt die Branchenkenner aufhorchen. In UBS prestigeträchtigster Sparte schaffte es das Institut zuletzt nicht, neue Kunden anzulocken. Diese gingen lieber zur Konkurrenz.

Für beide Großbanken bedeuten die positiven Zahlen diese Woche also nur eine kurzfristige Erholung. Langfristig müssen die vom Management angepeilten Umstrukturierungen greifen, damit die Institute wieder in ruhigere Fahrwasser kommen können. Vor allem gilt es bei den Kunden wieder Vertrauen herzustellen. Denn bleibt das Marktumfeld wie zur Zeit, können weder UBS noch Credit Suisse die erfolgreichen Resultate der vergangene Jahr fortsetzen. Robin Schenkewitz