Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Analysen >

Ölpreisrückgang: kein langfristiges Phänomen

Wer hätte das gedacht! Nach langem, zähem Ringen konnte Mitte Juli 2015 der seit 13 Jahren schwelende Atomstreit mit dem Iran beigelegt werden. Das Abkommen zwischen den sogenannten „P5+1-Staaten“, das sind die fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates – China, Frankreich, Großbritannien, USA und Russland – plus Deutschland, und dem Iran soll dem Mullah-Staat den Weg zur (gemutmaßten) nuklearen Bewaffnung verbauen. Im Gegenzug erfolgt eine Lockerung der Wirtschaftssanktionen, die das Land viele Jahre erheblich belastet haben.

BÖRSE am Sonntag

Wer hätte das gedacht! Nach langem, zähem Ringen konnte Mitte Juli 2015 der seit 13 Jahren schwelende Atomstreit mit dem Iran beigelegt werden. Das Abkommen zwischen den sogenannten „P5+1-Staaten“, das sind die fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates – China, Frankreich, Großbritannien, USA und Russland – plus Deutschland, und dem Iran soll dem Mullah-Staat den Weg zur (gemutmaßten) nuklearen Bewaffnung verbauen. Im Gegenzug erfolgt eine Lockerung der Wirtschaftssanktionen, die das Land viele Jahre erheblich belastet haben.

Aufgrund der zukünftig erwarteten Ölschwemme aus dem Iran waren Preisabschläge, sowohl beim US-Öl als auch bei der Nordseesorte Brent die Folge. Dabei wird der Exportanteil des Irans im ersten Halbjahr 2016 wohl nur um 0,4 Millionen Barrel pro Tag ansteigen. Im zweiten Halbjahr könnten es 0,6 Millionen Barrel auf dann 1,9 Millionen Barrel pro Tag werden. Dieses doch recht kleine Volumen sollte durch die sich 2016 (zumindest leicht) festigende weltwirtschaftliche Dynamik, die zusätzliche Konsumstimulierung durch die niedrigen Rohölpreise und die fortgesetzte Befüllung der strategischen Lagerbestände in China und Indien deutlich überkompensiert werden. Dies gilt umso mehr, als beim Nicht-OPEC-Angebot nur noch mit einer Stagnation der Ölproduktion zu rechnen ist. So erwarten unsere DZ BANK Analysten bis Mitte kommenden Jahres dann auch einen Preisanstieg auf 64 US-Dollar für ein Fass der Nordseesorte Brent,bis Ende 2016 sogar ein Niveau von 74 US-Dollar.

Für Anleger mit ähnlichen Erwartungen könnten open end Index Zertifikate auf Öl eine interessante Anlagemöglichkeit sein. Bei diesen Produkten ist allerdings zu berücksichtigen, dass ihr Kursverlauf nicht direkt an den Ölpreis (Kassapreis), sondern an der  Wertentwicklung entsprechender Futures-Kontrakte mit sehr kurzer Restlaufzeit gekoppelt ist. Im Zeitablauf muss nun regelmäßig in Kontrakte mit längerer Restlaufzeit gerollt – also gewechselt – werden. Da diese Futures aufgrund der ansteigenden Terminmarktkurve jedoch etwas teurer sind, was im Fachjargon als „Contango“ bezeichnet wird, entstehen bei jedem „Roll-Over“ Rollverluste. Die Spekulation geht deshalb nur dann auf, wenn die Rollverluste durch den tatsächlichen Ölpreisanstieg überkompensiert werden. Konkret bedeutet dies aus aktueller Sicht, dass sich zum Beispiel die Nordseesorte Brent bis Ende 2016 um circa sechs auf 62,2 US-Dollar verteuern muss, damit ein Öl-Tracker überhaupt einen Gewinn einfahren kann.

Alternativ kann auch auf entsprechende Discount Zertifikate zurückgegriffen werden. Bei einem Cap von 56 US-Dollar reicht es hier schon aus, dass sich das Barrel Nordseeöl bis Mitte Mai kommenden Jahres nicht noch weiter verbilligt, um eine Rendite von 8,5 Prozent zu realisieren. Bei erwarteten Steigerungen der Brent-Ölnotierungen von über 70 US-Dollar per Ende 2016 sind bei einem Discount Zertifikat auf Brent mit einem Cap von 70 US-Dollar währungsgesichert sogar Renditen von 19 Prozent möglich, wenn Brent per Ende 2016 auf über 70 US-Dollar steigt. In die Verlustzone geraten Käufer der beschriebenen Discount Zertifikate, wenn das Fass Nordseeöl per Ende 2016 für weniger als 51,64 US-Dollar beim ersten Discount Zertifikat und unterhalb von 58,84 US-Dollar beim zweiten Discount Zertifikat zu haben ist. Stefano Angioni