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„Wir wollen mehr Aktien wagen”

Die Deutschen sind Aktienmuffel. Kein wirklich neues Ergebnis, aber doch sehr überraschend, da sich an dieser Einstellung in den letzten Jahren nur wenig geändert hat. Die Mehrzahl der deutschen Privatanleger hält weiter an ihren renditeschwachen Anlagen fest und legt ihr Geld lieber auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten an. Dies zeigt eine jüngst von uns durchgeführte Umfrage in Kooperation mit TNS Infratest.

BÖRSE am Sonntag

Die Deutschen sind Aktienmuffel. Kein wirklich neues Ergebnis, aber doch sehr überraschend, da sich an dieser Einstellung in den letzten Jahren nur wenig geändert hat. Die Mehrzahl der deutschen Privatanleger hält weiter an ihren renditeschwachen Anlagen fest und legt ihr Geld lieber auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten an. Dies zeigt eine jüngst von uns durchgeführte Umfrage in Kooperation mit TNS Infratest.

Der Sicherheitsaspekt ist für die Deutschen extrem entscheidend und stellt das wichtigste Kriterium bei Geldanlagen dar. Anleger wollen einfach kein Risiko eingehen, wenn es um ihr Geld geht und sehen wirtschaftliche Krisen noch vor der Inflation als größte Gefahr für ihre Investments an. So bleiben die Anleger seit Jahren ihrem Verhalten treu und tragen ihr Geld lieber auf die Bank.

Dabei scheinen den Deutschen einige Faktoren durchaus bewusst zu sein, die eher für einen Wechsel der Anlageklasse sprechen würden. Die logischen Schlüsse ziehen sie indes nicht daraus. So gehen die Privatanleger überwiegend davon aus, dass das derzeitig historisch niedrige Zinsniveau in Europa noch mindestens drei Jahre oder länger anhalten wird. Eine Sichtweise, die eigentlich klar für Aktien spricht, denn gerade diese Anlageklasse bietet in der aktuellen Zinsphase durchaus attraktive Renditen. Auch langfristig gesehen sprechen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eher für steigende Kurse, blickt man beispielsweise auf die positive Konjunktur in den USA und die steigenden Unternehmensgewinne. Hinzu kommt, dass laut unserer Umfrage Aktieninhaber mit der Rendite aus ihren Investments durchaus zufrieden sind, während es sich bei Sparbuch- und Tagesgeldanlegern genau gegenteilig verhält. 

Erstaunlicherweise führt das Wissen um ein dauerhaft niedriges Zinsumfeld in Kombination mit einer Unzufriedenheit der Rendite mitnichten zu einem Umdenken seitens der Anleger. Nur die wenigsten ziehen den Wechsel in eine renditestärkere Anlageklasse wie eben Aktien in Betracht. Auch bei ihren bereits vorhandenen Investments zeigen Privatanleger kaum Reaktionen auf das Dauerzinstief. Die Mehrheit bleibt weiterhin passiv und scheut sich, den Umfang ihrer Anlagen an das Marktumfeld anzupassen. Mit ein Grund scheint zu sein, dass sich die Deutschen schlichtweg zu selten und nicht intensiv genug mit ihren Finanzen beschäftigen. Die Mehrheit tut dies maximal alle paar Monate und fühlt sich, wenig verwunderlich, zudem schlecht über die Lage am Aktienmarkt informiert.

Dieses Informationsdefizit zu beheben, betrachten wir für unsere Arbeit als eine zentrale Aufgabe, nicht zuletzt um die Menschen auch in Hinsicht auf ihre Altersvorsorge besser vorzubereiten. Schließlich werden sich durch renditeschwache Anlageklassen die Versorgungslücken im Alter wohl kaum schließen lassen. Als Schlüsselfaktor betrachten wir hier den Ausbau einer Aktienkultur, die aktuell kaum vorhanden ist. Beim anhaltenden Niedrigzinsumfeld wird es auch künftig schwer bleiben, Rendite zu erwirtschaften. Aktien und Aktienfonds sollten daher an Bedeutung für die Privatanleger gewinnen, da diese trotz der aktuellen Zinsflaute attraktive Renditen bieten – und das mit vertretbaren Risiken.

Markus Weis ist Leiter des Drittvertriebs für Deutschland und Österreich bei Goldman Sachs Asset Management.