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Bitcoin stürzt ab – der Anfang vom Ende?

Am Wochenende des Dritten Advents kratzte er noch an der Marke von 20.000 US-Dollar, dann kam der Einbruch. Bis Ende der letzten Handelswoche vor Weihnachten verlor die Cyberwährung um bis zu 30 Prozent an Wert. Nun lautet die Frage: War das ein langfristig unbedeutender Rücksetzer, wie ihn der Bitcoin schon oft erlebt hat, beginnt der Hype der Währungsmatrix zu verblassen oder sehen wir gar den Beginn des vielfach vorhergesagten Bitcoin-Crashs?

BÖRSE am Sonntag

Am Wochenende des Dritten Advents kratzte er noch an der Marke von 20.000 US-Dollar, dann kam der Einbruch. Bis Ende der letzten Handelswoche vor Weihnachten verlor die Cyberwährung um bis zu 30 Prozent an Wert. Nun lautet die Frage: War das ein langfristig unbedeutender Rücksetzer, wie ihn der Bitcoin schon oft erlebt hat, beginnt der Hype der Währungsmarix zu verblassen oder sehen wir gar den Beginn des vielfach vorhergesagten Bitcoin-Crashs?

Seit nun knapp zwei Wochen können Investoren an der Chicago Board Options Exchange (CBOE) mithilfe von Bitcoin-Terminkontrakten auf steigende oder fallende Kurs wetten. Am vergangenen Montag zog die größte Terminbörse der Welt, die CME in Chicago, nach. 2018 will die Nasdaq folgen. Bei CBOE-Chef Ed Tilly hat der erfolgreiche Start gleich Lust auf mehr geweckt: „Wir werden in den kommenden Monaten Vertrauen schaffen, und bleiben Sie dran, es wird noch mehr kommen“, sagte er. Immer mehr Geld derweil, floss zuletzt von Privatanlegern in Finanzprodukte um den Bitcoin. Auch begann das „Zocken auf Kredit“. Der Bitcoin und damit die Digitalwährung im Allgemeinen scheinen endgültig angekommen in den Finanzsystemen dieser Welt.

Ein wenig verhält es sich so, wie es sich immer verhält, wenn ein bestimmtes Finanzprodukt derart durch die Decke geht und astronomische Renditen verspricht. Am Ende wollen alle noch irgendwie am Erfolg teilhaben, koste es, was es wolle. Doch die Geschichte zeigt, dass es genau dann, wenn der Hype seinen Höhepunkt erreicht, oft zu spät ist. „Die Gefahr einer baldigen, scharfen und deutlichen Korrektur nach unten ist derzeit enorm hoch“, warnten erst vor kurzem die Experten von Lynxbroker und wiesen auf die „äußerst euphorische Phase“ hin, in der sich der Markt um den Bitcoin befinde. Diese finale Phase, so die Analysten, sei häufig die Zeit, in der auch noch die breite Masse auf den Zug mitaufspringe, womit sie auch meist das „Grande Finale“ des Trendverlaufs darstelle. Auch die Börse am Sonntag hatte darauf hingewiesen.

Nach dem Kursverfall mit einem Minus von rund 20 Prozent in wenigen Tagen und einem damit einhergehenden Preisverfall von knapp 20.000 auf zeitweise weng mehr als 14.000 US-Dollar scheint sich dies in Teilen zu bestätigen. "Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie steigt“, hat Investoren-Legende Warren Buffett einmal gesagt. Auch wenn der Bitcoin keine Aktie ist, diese weise Warnung scheint einmal mehr von vielen Marktteilnehmern missachtet worden zu sein und des könnte sich nun rächen.

Weltwährung? Von wegen!

Gut möglich, dass der Bitcoin – salopp formuliert – nur kurz Luft holt. Zeit ihres Bestehens ist die Kryptowährung hohen Kursschwankungen ausgesetzt. Und schlussendlich hat sie sich immer wieder erholt und dann neue, schwindelerregende Höhen erklommen. In diesem Jahr stand zwischenzeitlich immerhin ein beinahe unglaubliches Kursplus von knapp 2.000 Prozent zu Buche. Doch nun scheint es, als würde die Story hinter dem Bitcoin allmählich an Strahlkraft verlieren. Ursprünglich waren die digitalen Münzen als Währungsalternative für die Zukunft konzipiert worden. Dahinter stand vor allem die Idee eines Zahlungsmittels, das keinen Regulierungsbehörden unterstellt ist. Gerade in Zeiten der von vielen zunehmend kritisch beäugten hyper-expansiven Politik der Notenbanken, schien das nicht nur revolutionär, sondern auch eine echte Alternative zum Zentralbankgeld zu sein. Eine Währung, die politischen und wirtschaftlichen Interessen von Staaten nicht ausgesetzt ist.

Die Hoffnung, der Bitcoin könne zur digitalen Weltwährung der Zukunft werden, trieb den Kurs. Doch diese Hoffnung dürfte – vielleicht schon in naher Zukunft – bitter enttäuscht werden. Das derzeitige Preisniveau habe nur erreicht werden können, da Anleger davon ausgingen, dass der Bitcoin sich global durchsetzen werde, glaubt Mohamed El-Erian, Chefberater der Allianz. Das aber würden Regierungen in dem Ausmaß, in dem es sich gerade im Preis der Währung wiederspiegele, nicht zulassen, so El-Erian weiter.

Denn Regulierungen werden wohl auch vor dem Bitcoin nicht Halt machen, bietet die Kryptowährung schließlich allerlei Möglichkeiten des Missbrauchs – von illegalen Machenschaften bis hin zu Steuerhinterziehung. Nicht zu vergessen seine hohe Anfälligkeit in Sachen Cyberkriminalität. Immer wieder kam es zuletzt zu Bitcoin-Diebstählen in Höhe von mehreren Millionen. Und dann ist da natürlich noch die Gefahr für die Finanzmarktstabilität. Bisher ist die aufgrund des im Vergleich immer noch relativ geringen Investitionsvolumens kaum gegeben. Gut möglich aber, dass die Regulierungsbehörden schon einmal „vorbauen“ wollen. In Südkorea und China besteht schon ein Kapitalbeschaffungsverbot über Cyber-Währungen. Transaktionsverbote könnten hinzukommen.

Bundesbank-Präsident schaltet sich ein

Auch Deutschlands Notenbank-Chef Jens Weidmann warnt eindringlich vor dem Bitcoin. Ein Investment in die Währung sei spekulativ und man könne Geld damit verlieren, sagte er. Zudem wies er darauf hin, dass der Bitcoin keine Wertstabilität aufweise und ihm somit eine wichtige Eigenschaft von Zahlungsmitteln abginge. Anlass zu Regulierung sieht er allerdings noch nicht. Etwas deutlicher als Weidmann positionierte sich der dänische Notenbankchef Lars Rohde. „Bleiben Sie weg! Das ist tödlich!“, warnte er eindringlich. Auch JP Morgan-CEO James Dimon wählte harte Worte: „Wer dumm genug ist Bitcoins zu kaufen, muss irgendwann den Preis dafür zahlen“, sagte er. Warren Buffett sprach von einer „Fata Morgana“. Kryptowährungen machten keinen Sinn, sie seien nicht reguliert, nicht unter Kontrolle und würden von keiner Zentralbank überwacht“, so Buffett weiter.

All diese negativen Stimmen und die Angst vor baldigen Regulierungen könnten den Kurs der Digitalwährung weiter drücken. Es wäre kaum verwunderlich, wenn auf den Rekordlauf 2017 nun erstmal Gewinnmitnahmen folgten. Schließlich dürfte auch Anlegern und Investoren inzwischen bewusst sein, dass der Bitcoin seine hohen Kurssteigerungen nur schwer mit einem echten Gegenwert rechtfertigen kann. Dennoch sind eine Erholung und erneute Kurssteigerungen nicht auszuschließen. Am Ende dürfte ein Investment wohl eine Wette darauf sein, wie viele Anleger an die Bitcoin-Etablierung glauben. Den eigentlichen Wert der Währung hat der Kurs wohl schon lange überschritten. Seine Performance erfüllt viele Kriterien einer Spekulationsblase. Oliver Götz