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Von wegen Trump-Jump: der Lack ist ab

Momentan jubeln die Börsianer. Doch da ist diese Mauer nach Mexiko, da sind die Ankündigungen, den Handel mit China und Mittelamerika zu regulieren und zu beschränken, da ist die plötzlich steigende Inflation: Die US-Banken trauen den Trumponomics nach anfänglicher Euphorie nur noch einen begrenzten Effekt zu. Und was ist eigentlich mit der Geldpolitik? Wann wird die gute Stimmung einbrechen?

BÖRSE am Sonntag

Momentan jubeln die Börsianer. Doch da ist diese Mauer nach Mexiko, da sind die Ankündigungen, den Handel mit China und Mittelamerika zu regulieren und zu beschränken, da ist die plötzlich steigende Inflation: Die US-Banken trauen den Trumponomics nach anfänglicher Euphorie nur noch einen begrenzten Effekt zu. Und was ist eigentlich mit der Geldpolitik? Wie lange kann die gute Stimmung halten?

Donald Trump konnte bei seiner ersten Pressekonferenz seit seiner Wahl zum US-Präsidenten kaum Details zu seinem Wirtschaftsprogramm nennen. Daraufhin haben die Börsen deutlich nachgegeben. Zuvor schon waren die Aktienkurse nach der kurzen Weihnachtsrallye wieder in den bekannten Seitwärtsmodus eingeschwenkt, und jetzt scheint die Phantasie am Ende zu sein. Parallel dazu gab der US-Bankenverband (ABA) eine Wachstumsprognose ab, die genausowenig Enthusiasmus zeigt. Gestützt auf ein Gremium von 19 Bankvolkswirten setzt der Verband für 2017 ein Wachstum von 2,1 Prozent an, kaum mehr als im abgelaufenen Jahr und deutlich unter den von Trump für die kommenden Jahre versprochenen vier Prozent. Für 2018 liegt die Prognose des Verbands mit 2,3 Prozent zwar etwas besser, aber das hilft nicht wirklich.

Christopher Probyn, Chefökonom bei dem Vermögensverwalter State Street Global Advisors, erläuterte im Handelsblatt, dass die meisten seiner Kollegen ihre Wachstumsprognosen wegen des Trump-Effekts leicht angehoben hätten. Er hält aber einen Vergleich mit der erfolgreichen Reagan-Ära für irreführend. Ronald Reagan hatte in den 1980er Jahren als US-Präsident die Wirtschaft mit Steuersenkungen und einem höheren Staatsdefizit angekurbelt, ähnlich wie es Trump jetzt vorhat. „Aber damals war die Zeit der Babyboomer, und jetzt gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Und damals begann der Anstieg der Berufstätigkeit von Frauen, der jetzt eher zum Stillstand gekommen ist“, sagte Probyn. Außerdem warnte er: „Falls Washington Trumps Versprechen nicht umsetzt, kann es an den Märkten zu deutlichen Rückschlägen kommen.“

Ethan Harris, Chefvolkswirt der Bank of America, hat seine Prognose wegen Trump sogar gesenkt und gab mit 1,9 Prozent für 2017 den niedrigsten Wert unter seinen Kollegen an. „Grund dafür ist die Unsicherheit wegen möglicher Handelsbeschränkungen“, sagte Harris dem Handelsblatt. Er ist zudem skeptisch, ob die geplanten Steuersenkungen den gewünschten Effekt haben werden.

Steigende Inflation als Folge der „Trumponomics“

Er sieht einen stärkeren Anstieg der Inflation voraus als die meisten seiner Kollegen, glaubt aber, dass die US-Notenbank (Fed) darauf zunächst sehr zurückhaltend reagieren wird. „Im Jahr 2018 könnte es aber zu Spannungen zwischen der Fed und der Regierung kommen, wenn die Inflation weiter steigt“, warnte er. Denn bei höherer Inflation müsste die Fed mit deutlichen Zinserhöhungen gegensteuern, was das Wachstum gefährden würde.

Sein Kollege Peter Hooper von der Deutschen Bank in New York ist dagegen der größte Optimist unter den 19 Volkswirten. Er glaubt, dass die angekündigten Steuererleichterungen zusammen mit der möglichen Rücknahme von Auflagen die Wirtschaft schon im laufenden Jahr beflügeln und auf ein Wachstum von mehr als drei Prozent bringen werden. Er setzt auf ein Anspringen der „animal spirits“, was man ebenso mit „Gier“ wie mit „Unternehmensgeist“ übersetzen kann.

Außerdem gehört Hooper zu dem Lager der Ökonomen, die hoffen, dass der leergefegte Arbeitsmarkt die Unternehmen zu mehr Investitionen animiert, was die schwache Produktivität stärken sollte. Einig ist er sich aber mit dem Pessimisten Harris darin, dass er ein „Überschießen“ der Inflation erwartet. Er geht daher davon aus, dass die Fed in absehbarer Zeit beginnen wird, ihre Bilanz zu verkürzen. Damit würde sie als Käuferin von US-Anleihen ausfallen; bisher hält sie ihren Bestand durch Nachkäufe beim Auslauf der Papiere konstant. Ein weiteres Ansteigen der langfristigen Zinsen ist daher, so das Handelsblatt, zu erwarten. Und das wiederum könnte ein wesentlicher Baustein für eine deutlich steigend Inflation sein. Anleger sollten sich für ein ungemütliches, stürmisches Frühjahr 2017 wappnen. Der erste Lack bei Trumponomics, er ist ab.