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Watch out!

Wem die Stunde schlägt… mag sich Apple gedacht haben, dem muss man noch was an den Arm binden, was er da nicht hat, bisher. Es ist ja ganz folgerichtig, angesichts der Miniaturisierung des Lebens und des ganzen Rests gar nicht erst mit Wanduhren, Pendeln, Standchronometern oder – oder – halt!

BÖRSE am Sonntag

Wem die Stunde schlägt… mag sich Apple gedacht haben, dem muss man noch was an den Arm binden, was er da nicht hat, bisher. Es ist ja ganz folgerichtig, angesichts der Miniaturisierung des Lebens und des ganzen Rests gar nicht erst mit Wanduhren, Pendeln, Standchronometern oder – oder – halt!

Taucheruhren! Das wäre auch noch was. Da niemand länger als 18 Stunden taucht, zumindest nicht bei lebendigem Leibe, ließe sich so verschleiern, dass die neue Apple Watch eben nur so lange läuft, ehe sie auftanken muss. Bitte nicht versuchen, sie aufzuziehen. Da ist zwar eine Krone dran, aber die macht andere Sachen. Wem seine Rolex zu langweilig und proletenhaft, seine IWC zu arm an Abwechslung erscheint, der ist beim Lifestyle-Konzern aus Cupertino richtig.

Ob in Plastik oder gülden für fünfstelligen Beitrag, die poppige Apple Watch kann mehr. Telefonieren zum Beispiel. Ein Riesending für jene Mitmenschen, die zwar teure Autos, ebenso teure Smartphones haben mit einem IQ weit über dem eigenen, und selbst daher leider zu blöd sind, um die irgendwie drahtlos mit ihrer Luxuskarosse zu verbinden und stattdessen das Ding immer am Ohr haben müssen beim Fahren: Jetzt schlägt man den Ordnungshütern mit ihren Bußgeldern leicht ein Schnippchen, die Uhr vor den Mund und los geht’s mit dem Plappern.

Erstens kann man immer sagen, man habe nur das Gähnen verbergen wollen, und zweitens hat der BGH noch nichts zum Uhrenverbot am Steuer entschieden. Richtig lustig wird es, wenn man die Verrenkungen sehen wird im Straßenverkehr, weil der Uhrenarm mitsamt der Tick-Tack zwischendurch mal irgendwie zum Ohr gehen muss. Dass Apple rechtlich neue Räume schafft, technologisch ebenso, ist nicht das Neue. Das Neue ist auch nicht der Preis, zu welchem man bei der Konkurrenz den ganzen Arm vollkriegt mit Fitness- und anderen Uhren. Das Spannende ist vielmehr das Aufmischen der Konkurrenz.

Die bisher gar keine war. Swatch hat schon angekündigt, seinen Produkten eine Bezahlfunktion zu verabreichen. Auch die Schlagkraft beim Beach-Volleyball kann man damit messen. Das wird den Schweizer Beach-Volleyballern am Beach noch gute Dienste leisten. Weitere Funktionen für andere Sportarten wie Kochen oder Surfen sind in Arbeit. Für Golfer arbeitet man dem Vernehmen nach noch am Problem, dass die Uhr zwischendurch ständig in den Schlafmodus geht. Microsoft hatte auch mal einen Smartwatch-Ansatz namens Smart Personal Objects Technology (SPOT, mit einem T), der völlig zu Recht 2011 verschwunden ist.

Nun wird also Apple die Herzfrequenz messen und die Hoteltür aufmachen helfen und was dergleichen mehr ist. Seit er fünf Jahre alt war, wollte Tim Cook, Chef von dem Ganzen, mal mit seiner Uhr telefonieren, sagte er. Das gab es damals nur bei Raumpatrouille Orion, und jetzt für alle Fünfjährigen! Phantastisch. Aber das Größte ist: Die Ankündigung dieses Produkts hat dem Aktienkurs von Apple fast gar nicht geschadet. Puh, das ist ja nochmal gutgegangen. Dann baut jetzt mal euer Elektroauto, Jungs.