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Deutsche Bank nach der Bilanz: Von der Schippe

Wenn die Deutsche Bank Bilanz zieht, halten viele den Atem an. Nicht nur des Aktienkurses wegen, der den Dax schon mal in die eine oder andere Richtung treiben kann. Nein, die Deutsche ist die einzige Bank in einem der größten Industrieländer der Welt, die tatsächlich rund um den Globus von Bedeutung ist.

BÖRSE am Sonntag

Wenn die Deutsche Bank Bilanz zieht, halten viele den Atem an. Nicht nur des Aktienkurses wegen, der den Dax schon mal in die eine oder andere Richtung treiben kann. Nein, die Deutsche ist die einzige Bank in einem der größten Industrieländer der Welt, die tatsächlich rund um den Globus von Bedeutung ist.

Schon die Ankündigung, dieses Jahr statt einer Bilanzpressekonferenz lediglich eine Telefonschalte zu veranstalten, ließ den Puls der Finanzmarktteilnehmer Purzelbaum schlagen: Wollte man sich vor unbequemen Wahrheiten etwa lieber nicht persönlich aufstellen? Am Donnerstag Erleichterung und Staunen, mit gutem Recht. Die Deutsche Bank hat Geld verdient! 2014! Millionen! Was vor Jahren eine pure Selbstverständlichkeit am sogenannten unteren Rand der Erwartungen gewesen wäre, entzückt heute dergestalt, dass der Aktienkurs abhebt (der allerdings auch nur ein Schatten einstigen Glanzes ist).

Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass die Bank in vielerlei Hinsicht, trotz Macht und Größe, getrieben und geschubst wird. Unter den derzeitigen Bedingungen einen Aufschwung hinzulegen, wie er seit etwa 2012 zu beobachten ist, sollte etwas zählen. Die Schubser der Regulierungsbehörden, der ordentlichen Gerichte (ja, so heißen die) und der Kläger jeder Couleur machen das Geschäft seit Jahren zu einem teilweise unkalkulierbaren Ritt. Nun also hat die Deutsche weniger zurückgestellt für Rechtsstreitigkeiten, mehr verdient beim Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung (eine Billion gut und gerne unter Management), und das Privatkundengeschäft sähe besser aus, wäre da nicht die Verpflichtung, auferlegt von wahren Experten des Rechts und der Gerechtigkeit vom BGH in Karlsruhe, Kunden von 2005 bis 2013 Kreditgebühren zur Rückzahlung anzubieten.

Bei aller Verbraucherfreundlichkeit: Auch eine Bank muss sich ihre Leistungen bezahlen lassen. Wobei die Branche sich insgesamt fragen lassen sollte, ob es nicht etwas transparenter gegangen wäre, so dass ein Kreditnehmer vergleichen kann, ohne Mathematik studiert zu haben, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls ist die Deutsche Bank jeder Art von Bedrohung erst einmal von der Schippe gesprungen. Was, nach dem Ende der Jubelfeiern, die geplante Neuausrichtung wieder zum Thema werden lässt. Die Strategie, die künftige, so sagten es auch führende Manager des Geldhauses kürzlich beim Weltwirtschaftsforum in Davos, benötige noch Schliff und Politur und den Schweiß der Edlen, bis sie etwa im Mai reif zur Verkündigung sei.

Man wolle sich nicht drängen lassen, vielleicht auch deshalb der nur fernmündliche Analystenkontakt zum jüngsten freudigen Zahlenereignis. Die Fragen allerdings bleiben nicht aus – von der nach der Notwendigkeit einer neuen Strategie überhaupt, wo es doch offenbar prima läuft, bis hin zu jener nach der Zukunft der Postbank (nicht sehr originell, aber unbeantwortet). Vielleicht aber befinden wir uns ja noch in jenen Zeiten, in denen zwar nicht das Wünschen, wohl aber das Denken noch geholfen hat: Da darf man einen Aufsichtsratsvorsitzenden nicht als zaudernd beschreiben, wenn der gern mal etwas grübelt, ehe er etwas sagt. Und dem Management zugestehen, nichts übers Knie zu brechen. Bei aller kritischen Nachfrage: Wenn die Deutsche nun auch noch aus der Hüfte schießt, könnte das die Industrienation die letzte nennenswerte Finanzanstalt kosten, die global auch die Interessen der deutschen Wirtschaft im Auge hat. Nicht zu unterschätzen, die Gefahr.