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Zahlen, bitte!

Ist die gute alte Bank bald am Ende? Gar nicht still und leise gebärden sich inzwischen allerlei Finanzdienstleister, die ihre Angebote ausschließlich online an den Mann bringen wollen; manche davon kennt man seit Jahren, und sie haben fast schon ein Opa-Renommee. Andere suchen und finden Lücken, wo immer sie sich auftun, und nutzen jeden kleineren technischen Fortschritt, sobald er sich zeigt.

BÖRSE am Sonntag

Ist die gute alte Bank bald am Ende? Gar nicht still und leise gebärden sich inzwischen allerlei Finanzdienstleister, die ihre Angebote ausschließlich online an den Mann bringen wollen; manche davon kennt man seit Jahren, und sie haben fast schon ein Opa-Renommee. Andere suchen und finden Lücken, wo immer sie sich auftun, und nutzen jeden kleineren technischen Fortschritt, sobald er sich zeigt.

Nur hin und wieder geraten die „Neuen“ mal in einen Rampenlicht-Randbereich, denn herkömmliche Medien und Verbraucherschützer kaprizieren sich meist auf das Thema Sicherheit, weniger auf Chancenanalysen. Vielleicht wiegt das auch ehrwürdige Bankhäuser in trügerische Sicherheit. Man scheint zu glauben, dass mit dem Angebot von Onlinebanking oder der Ausgründung von Online-Töchtern das Nötige getan sei.

Ist es aber nicht. Von Avuba (Kontoanbieter für Smartphones) bis Wikifolio (Online-Trading) besetzen die jungen Wilden eine Nische nach der anderen. So etwa ist das Wikifolio-Konzept denkbar einfach und durchaus transparent: Die Teilnehmer folgen anderen Anlegern mit einem herausragenden Depot in deren Anlage-Entscheidungen. Mag phantasielos und etwas nach Abkupfern klingen, aber die erfolgreichen Trader nehmen es als Kompliment, und die Kunden treffen ihre eigene Entscheidung, wie weit sie ihrem Vorbild nacheifern wollen.

„Weltsparen“, ein weiteres Startup, vermittelt Geldanlagen in ausländischen Festgeldern und nutzt Zinsvorteile, die es dort gegenüber Deutschland gibt.  Wenn man die Einlagengarantie Europas beachtet (100.000 Euro), kann wenig schiefgehen.  Ironischerweise dürfte für die Kunden eines solchen Anbieters der Stresstest bei herkömmlichen Banken, dessen Ergebnisse am 26. Oktober vorliegen werden, durchaus interessant sein. Schlagzeilen macht „Apple Pay“ hier und jetzt, obwohl diese Möglichkeit, mit einem iPhone oder iPad direkt an der Ladenkasse zu zahlen, zunächst nur in den USA funktioniert – ab morgen.

Der Zahlvorgang ohne PIN oder Unterschrift, also rein elektronisch, erscheint laut Umfragen in den USA Vielen sicherer sogar als die herkömmliche Kreditkarte. Und, um abermals Umfragen zu zitieren: In Deutschland wird das Ebay-eigene, künftig selbständige „Paypal“ von zwei Dritteln der befragten Kunden als „sicher“ bis „sehr sicher“ eingestuft. Dabei ist Papyal bereits ein Veteran – jeder der Millionen Ebay-Kunden kennt es, zumal Zahlvorgänge via Paypal bei dem Online-Auktionshaus mit allerlei Zusatznutzen gefördert werden. Felsenfest steht dort zum Beispiel die Geld-zurück-Garantie. Zeiten, in denen man bei Käufen im Ausland unsichere Kantonisten wie Western Union nutzte, nähern sich wohl dem Ende: Dort wird Bargeld verschickt. Mitunter auch ins Nirwana.

Netzaffine Naturen also brauchen demnächst keine Bank mehr – die Privatkunden ziehen damit auch Konsequenzen aus der Tatsache, dass sie zwar bei vielen Instituten umworben, dann aber eher geschröpft und anschließend fallengelassen werden. Dieses Renommee haben sich manche Häuser selbst zuzuschreiben – vom astronomischen Dispozins bis zu hohen Preisen für jede Dienstleistung abseits des Konfektionierten bieten sie reichlich Ärgernisse. Die Quittung wird kommen – und zwar elektronisch.