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Schlieker stellt fest: Trump ist Trumpf

Für manche Aktien gilt es: Trump ist Trumpf! Der Blick auf die Kurstafeln beweist es. Wobei die Nachfrage nach Aktien amerikanischer Zementhersteller und großen Baukonzernen wohl eine Kuriosität ist – allein aufgrund der Ankündigung, eine tausende Kilometer lange Mauer zu Mexiko zu errichten, stiegen solche Werte aber tatsächlich nach der Wahl in den USA. Der neue Präsident mit Pfälzer Migrationshintergrund macht wohl doch manches möglich, das vorher undenkbar schien.

BÖRSE am Sonntag

Für manche Aktien gilt es: Trump ist Trumpf! Der Blick auf die Kurstafeln beweist es. Wobei die Nachfrage nach amerikanischen Zementherstellern und großen Baukonzernen wohl eine Kuriosität ist – allein aufgrund der Ankündigung, eine tausende Kilometer lange Mauer zu Mexiko zu errichten, stiegen solche Werte aber tatsächlich nach der Wahl in den USA. Der neue Präsident mit Pfälzer Migrationshintergrund macht wohl doch manches möglich, das vorher undenkbar schien.

Der allgemeine vorhergesagte Absturz an der Wall Street, wegen seiner wirren ökonomischen Versprechungen (oder Drohungen, je nachdem) vielfach vorausgesagt, blieb jedenfalls aus. Sollten seine Vorhaben für einen Niedergang der größten Volkswirtschaft der Welt sorgen, dürfte das allenfalls längerfristig geschehen. Für den Moment haben sich die Börsen entschlossen, an das Gute im Trump zu glauben. Damit stiegen ironischerweise die von ihm stets beschimpften Banken und Wall-Street-Firmen im Kurs, denn Trump steht erklärtermaßen für geringere Regulierungsdichte, die Abschaffung des einschneidenden Frank-Dodd-Gesetzes, das die Folgen der Finanzkrise in den Griff bekommen und eine neue verhindern sollte: durch vielfältige Einschränkungen des Eigenhandels und Kreditgeschäfts. Genau diese Einschränkungen möchte Trump mit dem Argument, die Kredithürde sei zu hoch, nun wieder schleifen. Die Kurse also stiegen, auch wenn man beim zweiten Hinsehen fürchten könnte, dass weniger Regulierung den Banken in der Vergangenheit eben nicht bessere Geschäfte vermacht hat.

Ebenfalls profitträchtig das Medizingeschäft – wollte Hillary Clinton noch in die Preisgefüge der Medikamenten- und Therapienanbieter eingreifen, so gilt unter Trump kein solches Vorhaben als realistisch. Die deutschen Hersteller und Dienstleister mit starkem US-Geschäft, Merck KGaA und Fresenius Medical Care, setzten sich am Tag nach der Wahl an die Spitze der Bewegung. Schließlich sorgten die bekannten Steuersenkungspläne des siegreichen Kandidaten für Schwung bei all jenen, die sonst nichts abbekommen haben. Dabei blendet man erst einmal aus, wie fatal eine protektionistische Wirtschaftspolitik der USA für die deutsche Exporteure werden könnte. Nicht umsonst warnte das Ifo-Institut, dass hierzulande 1,5 Millionen Arbeitsplätze indirekt und direkt mit dem Export nach Amerika zusammenhängen; dass 200 Milliarden Euro Direktinvestitionen kein Pappenstiel sind und deutsche Ausfuhren im Wert von 114 Milliarden Euro gerade erst 2015 dafür gesorgt haben, dass die USA unser wichtigster Auslandsmarkt geworden sind.

Die Börsenfeiern sind nur zu verstehen, wenn man voraussetzt, dass sich Anleger und Händler mit dem Gedanken eingerichtet haben, Trump werde nicht so heiß auftischen, wie er im Wahlkampf vorgekocht hat. Wäre dies ein Trugschluss, käme das dicke Ende noch. Zittern müssten dann vor allem Maschinenbauer und Automobilhersteller, vor allem solche, die in Mexiko für den US-Markt produzieren. Bei den Anlegern dieser Branche herrschte denn auch Vorsicht: Die Mauer im Süden der USA könnte zumindest im übertragenen Sinne bald errichtet werden, und dann heißt es Zoll bezahlen, ohne Nafta-Abkommen eine wahrscheinliche Folge. Wer sichergehen und sich nicht aufs Herauspicken von mutmaßlichen Trump-Trümpfen verlegen wollte, versorgte sich auch in dieser Schicksalswoche mal wieder mit Goldminenaktien – geschürft wird immer, und die USA sind da auch zuverlässiger Abnehmer.