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ZERTIFIKAT E  ro hstofe  Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS Evelyne Pflugi, Fondsmanagerin u. Rohstoffspezialistin Kostenseite beobachten, handelsorientiert denken Börse am Sonntag: Frau Pflugi, warum sollten sich Investoren gerade jetzt für das Thema Holz interessieren? Evelyne Pflugi: Holz ist einer der ältesten Rohstoffe der Menschheit. Er wird in vielen Bereichen der Wirtschaft genutzt und ist eng mit dem globalen Wachstum verknüpft. Der Markt ist riesig, die aktuellen Zahlen der Vereinten Nationen sprechen von einem Volumen von rund 600 Mrd. US-Dollar weltweit. Für Investoren ist Holz zurzeit besonders interessant, weil hier ein knappes Angebot auf eine steigende Nachfrage trifft. Das stärkt die Anbieter, sorgt für höhere Holzpreise und erhöht die Free-Cash-Flows bei den Unternehmen der Branche. Börse am Sonntag: Welche Faktoren beeinflussen das Holzangebot? Evelyne Pflugi: Wir sprechen hier vor allem vom nordamerikanischen Markt. Dort hat der Kiefernkäfer im vergangenen Jahr erhebliche Schäden angerichtet und die Holzversorgung beeinträchtigt. Zur gleichen Zeit erholt sich der Immobilienmarkt in den USA. Da Holz dort der wichtigste Baustoff ist, lässt das die Nachfrage in die Höhe schnellen. Für weiteren Rückenwind sorgt ein weiter robust wachsender Zellstoffverbrauch in China, den das Land nur über Importe decken kann. An dieser Verknappung des Angebots dürfte sich auch mittelfristig nichts ändern, da Holz ein sehr langsam nachwachsender Rohstoff ist. Die nordamerikanischen Holzunternehmen stehen deshalb am Beginn eines längeren Zeitraums erhöhter Rohstoffpreise. Börse am Sonntag: Welche Bereiche der Holzindustrie sind derzeit besonders interessant? Evelyne Pflugi: Die genannten Trends nutzen in erster Linie den Holzproduzenten. Dabei dürften kanadische Firmen zurzeit überproportional profitieren, denn der schwache Kanadische Dollar verschafft dem dortigen Waldsektor zusätzlichen Rückenwind. Börse am Sonntag: Auf welche Risiken müssen Investoren beim Thema Holz achten? Evelyne Pflugi: Es ist wichtig, zu analysieren, ob die Unternehmen die Kostenseite im Griff haben. Alle Holzfirmen haben signifikante Kapitalauslagen, die im Laufe der Zeit zu einem Risiko werden können, wenn die Holzpreise wieder nachgeben. Unternehmen, die Zugang zu hochwertigem, kostengünstigem Holz haben, dürften allerdings dauerhafte Wettbewerbsvorteile haben. Das gilt vor allem für die genannte kanadische Holzindustrie, in British Columbia sind die Voraussetzungen dafür zurzeit am besten. In den USA haben Unternehmen, die geographisch breit diversifiziert sind, einen Vorteil gegenüber denen, die nur auf wenige Herkunftsregionen angewiesen sind. Börse am Sonntag: Die Holzindustrie muss in langen Zeithorizonten denken. Spielt die Langfristigkeit auch für Sie als Investor eine Rolle? Evelyne Pflugi: DIn der Tat, das spielt eine erhebliche Rolle. Wie gesagt ist es wichtig, die Kapital-Strategie der Unternehmen zu hinterfragen. Allerdings sind die Unternehmen stark von den Schwankungen der Holzpreise abhängig und sehr zyklisch, weshalb wir für diesen Sektor eher handelsorientiert, in Zeiträumen von sechs Monaten bis zwei Jahren, denken. Börse am Sonntag: Immer wieder wird Holz auch unter dem Aspekt der Bio-Energiegewinnung diskutiert. Welches Potenzial sehen Sie bei Firmen in diesem Bereich? Evelyne Pflugi: Der Trend geht hier klar zur effizienten Nutzung von Ressourcen: Bei der Zellstoff- und Holzproduktion fallen in jedem Fall Holzabfälle an, die zur Stromerzeugung genutzt werden können. Davon profitieren wieder die Holzproduzenten, die so mit stetigem Stromverkauf Umsatz mit minimalen inkrementellen Kosten generieren können. Reine Bio-Energieunternehmen sind dagegen weniger interessant, da Produkte wie Holz-Pellets zu abhängig von staatlichen Subventionen sind. Evelyne Pflugi, Swiss & Global 22 BÖRSE am Sonntag · 15/1 4 Interview


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