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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Neue Herausforderungen des Value-Investings Wer dauerhaft attraktive Renditen in seinen Value-Portfolios erzielen möchte, ist auf eine sorgfältige Analyse ökonomischer Rahmendaten und einzelner Unternehmen angewiesen. Investoren stehen vor einem Dilemma. Aufgrund historisch niedriger Zinsen wird es für sie immer schwieriger, langfristig nachhaltige Renditen zu erzielen. Traditionelle Assetklassen wie Renten und Aktien bieten gleichermaßen ihre Tücken. Angesichts der Tatsache, dass beispielsweise zehnjährige Bundesanleihen nur noch eine Rendite von 1,1 Prozent abwerfen und auch zehnjährige französische Anleihen nur noch mit 1,5 Prozent rentieren, wird die Frage immer dringlicher, wie Kapital langfristig gewinnbringend angelegt werden kann. Lucy Bonmartel, Isaac Chebar Fondsmanager des DNCA Invest Value Europe Denn auch an den Aktienmärkten wird es nach den guten Jahren 2012 und 2013 immer schwieriger, günstig bewertete Aktien zu finden. Einer der Gründe dafür, dass sorgfältiges Stock-Picking für uns als Value-Investoren oberste Priorität genießt. Die Kauflust der Investoren sowie eine verstärkte M&A-Aktivität haben die Bewertungen an den Aktienmärkten deutlich nach oben geführt. Es bedarf deshalb einer ausführlichen Analyse der unternehmensrelevanten Bilanzdaten, um solche Werte herauszufiltern, die ein inzwischen höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis rechtfertigen. Für den Auswahlprozess entscheidend sind ein nachhaltig stabiler Cash-flow und die Tatsache, dass das Management ein klares Verständnis für die Stärken des eigenen Geschäftsmodells hat. Es ist positiv zu werten, dass der Optimismus für Aktien im ersten Halbjahr 2014 insgesamt an Breite gewonnen hat und auch die notwendigen Strukturreformen in vielen Euroländern weiter vorangeschritten sind. Betrachtet man die Aktienmärkte genauer, so sind vor allem große Ölwerte und ausgewählte Aktien aus dem Lebensmittelgroßhandel sowie dem Medienbereich noch attraktiv bewertet. Ein interessantes Beispiel ist die belgische Lebensmittelkette Delhaize: Das Unternehmen erzielt inzwischen 80 Prozent seiner Erlöse in den USA, die Renditen haben sich zuletzt als sehr nachhaltig herauskristallisiert und im Vergleich zu anderen Aktien der Peer-Group ist das Unternehmen nach unseren Erkenntnissen 25 bis 30 Prozent unterbewertet. Schließlich generiert Delhaize einen hohen Cash-Flow und kann deshalb weiterhin attraktive Dividendenzahlungen leisten. Auch weniger wachstumsstarke Unternehmen sind oft einen zweiten Blick wert. So wurden beispielsweise Nestlé und Unilever noch vor zehn Jahren als eher wachstumsschwache Substanzaktien interpretiert, inzwischen werden sie aber durchaus als Unternehmen mit Wachstumspotenzial wahrgenommen. Aus Growth-Aktien können also durchaus veritable Value-Aktien werden. Das zweite Halbjahr 2014 dürfte vor allem von dem Kontrast der beiden entscheidenden Notenbanken – Fed und EZB – gekennzeichnet sein. Die EZB wird weiterhin alles tun, um die Gefahr einer deflationären Entwicklung einzudämmen und notfalls noch mehr Liquidität in die Märkte pumpen. In den USA deutet vieles aufgrund der besseren Konjunkturentwicklung auf eine schnellere Zinswende hin. Mögliche Risiken begrenzen wir dadurch, dass wir mit über 30 Werten im Portfolio die Risiken gut diversifizieren – ein klarer Vorteil, eine Value-Strategie im Mantel eines Fondskonzepts zu fahren. Keine einzelne Position beträgt mehr als fünf Prozent des gesamten Portfolios. Die Gewichtung einzelner Sektoren haben wir auf 25 Prozent des Gesamtwertes limitiert. Mit einem Cash-Anteil von derzeit acht Prozent sind wir zudem in der Lage, jederzeit bei sich ergebenden Kaufgelegenheiten zu reagieren und können somit dem Value-Anspruch unserer Fonds jederzeit gerecht werden. Value- Investing birgt also nach wie vor Chancen – auch wenn sie nicht mehr so leicht zu identifizieren sind. Gastbeitrag 15 BÖRSE am Sonntag · 34/1 4


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