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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Die Angst ist wieder da Die Furcht vor einer Rezession in weiten Teilen der Eurozone und die schwache Auftragslage der deutschen Industrie haben ausgereicht, um die Aktienmärkte deutlich ins Rutschen zu bringen. Die Stimmung an den Börsen ist ungemütlich geworden. Eine ausgewogene Depotstruktur ist wichtiger denn je. Nachdem es der DAX auch im dritten Anlauf nicht geschafft hatte, nachhaltig die Marke von 10.000 Punkten zu überwinden, kam es jetzt zur schon lange erwarteten Korrektur. Von seinem Höchststand ist der DAX nun 1.200 Punkte entfernt, seit Jahresanfang hat der Standardindex gut sieben Prozent eingebüßt. Der deutsche Leitindex hat aufgrund der jüngsten Kursrückgänge den seit 2011 andauernden Aufwärtstrend erstmals verlassen. Bleibt die Frage, ob das wirklich nur eine vorübergehende Korrektur ist oder ob sich nicht die Eurokrise mit voller Wucht zurückmeldet? Tatsache ist: Die konjunkturellen Frühindikatoren befinden sich schon seit Monaten auf dem Rückzug. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist fünfmal in Folge gefallen. Der IWF hat seine Wachstumsprognosen drastisch nach unten revidiert, allenfalls mit gut einem Prozent wird die Wirtschaft im Euroraum im nächsten Jahr wachsen. Weitere Klippen müssen umschifft werden. In dieser Woche legen Frankreich und Italien der EU-Kommission ihre Budgetentwürfe für das Jahr 2015 vor und am 26. Oktober wird die EZB den 128 größten Banken in Europa die Ergebnisse ihrer Stresstests mitteilen. Die Eurozone droht nach 2012 erneut in die Rezession zurückzufallen, IWF-Chefin Christine Lagarde beziffert die Wahrscheinlichkeit dafür mit 40 Prozent. Da passt es ins Bild, dass sich auch die FED Sorgen um die globale Konjunktur macht. Die Märkte haben die neue Angst bereits eingepreist. Vor allem die Small- und Mid-Caps, die vom Börsenaufschwung 2012 und 2013 besonders profitierten, wurden bereits deutlich abgestraft. Das zeigt der genaue Blick auf den M-DAX. Der Index hatte mit den Kursverlusten im August ein neues Jahrestief erreicht und die nachfolgende Erholungsphase ließ ihn bereits auf der 200-Tage-Linie erneut scheitern. Ähnlich verhält es sich mit dem amerikanischen Nebenwerte- Index Russell 2000. Auch er notiert mittlerweile deutlich unterhalb der 200-Tage-Linie im Bereich der Jahrestiefs. Als ob das alles noch nicht genug wäre, gerät auch der Euro an den internationalen Devisenmärkten immer stärker unter Druck. Vor allem die großen amerikanischen Investmentbanken rechnen mit einem 17 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4 Michael Winkler Chief Investment Officer der St. Galler Kantonalbank Deutschland AG weiteren massiven Rückgang des Euro in Richtung 1:1 gegenüber dem US-Dollar bis Ende 2015. Der Grund dafür ist die wachsende Zinsdiskrepanz zwischen Europa und den USA. Während in Amerika über eine baldige Zinsanhebung diskutiert wird, versucht die EZB die schwache Eurokonjunktur weiterhin mit niedrigen Zinsen aufzupäppeln. Schon seit Jahresanfang hat der Euro gut 8 Prozent gegenüber dem Dollar abgewertet und befindet sich jetzt auf dem Niveau von April 2010. Zwar würden die meisten Volkswirtschaften von einem niedrigeren Eurokurs beim Export profitieren, doch auf der anderen Seite würde ein Verfall der Währung die Importpreise auch deutlich erhöhen. Aktien sind teuer, aber nicht zu teuer Anleger tun also gut daran, sich auf etwas unruhigere Zeiten vorzubereiten und mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen. Es wäre vermutlich ein strategischer Fehler, jetzt Hals über Kopf aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Schaut man sich die aktuelle Entwicklung des Kurs-Gewinn Verhältnisses (KGV) an, fällt auf, dass europäische Aktien zwar teurer geworden sind, allerdings mit einem durchschnittlichen KGV von knapp 13 nicht zu teuer und sogar günstiger als amerikanische Werte sind. Die Bewertung ist fair und im Vergleich zu Anleihen immer noch sehr attraktiv. Vor diesem Hintergrund ist nicht mit einem weiteren deutlichen Kursrutsch zu rechnen, der den DAX unter die Marke von 8000 Punkten drücken würde. Die nach wie vor expansiv agierende EZB und die faire Bewertung der Aktien wirken als starke Unterstützungslinie. Hinzu kommt, dass sich die Kursrückgänge an der Leitbörse in den USA bislang im Rahmen halten. Da zudem der Anlagenotstand am Bond-Markt aufgrund der Niedrigzinspolitik der Notenbanken anhalten wird, bleiben Aktien für private und institutionelle Investoren das letzte Refugium, um noch Überrenditen erzielen zu können. Auch die Dividendenrenditen sprechen dafür, dass Aktien „en vogue“ bleiben werden. Mit Renditen von drei bis vier Prozent ist bei vielen Standardaktien mehr zu holen, als jeder Anleiheschuldner derzeit bereit ist zu zahlen. Gerade deshalb bleibt eine ausgewogene Depotstruktur wichtiger denn je. Konkret bedeutet das: Neben Aktien sollten in jedem Depot defensivere Instrumente wie Wandelanleihen, Discountzertifikate und Aktienanleihen zum Einsatz kommen. Auch Fremdwährungsbeimischungen bleiben attraktiv. Wer darüber hinaus einen kühlen Kopf bewahrt und sich nicht von den täglich wechselnden Nachrichtenmeldungen verrückt machen lässt, sollte auch diese Korrektur unbeschadet überstehen können. Gastbeitrag


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