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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Kolumne Anleihen: Auf der Suche nach Rendite Die „Buy-and-Hold“-Strategie gilt insbesondere für Rentenanleger als eine der klassischen Anlagestrategien, entspricht sie doch dem Grundkonzept einer Anleihe: Ein Anleger kauft ein Rentenpapier, kassiert während der Laufzeit Zinsen und bekommt einige Jahre später bei Fälligkeit den Nennwert ausgezahlt. Aufgrund der niedrigen Zinsen in den vergangenen Jahren hat diese Strategie an Bedeutung verloren: die Kapitalmärkte haben sich seit der Finanzkrise grundlegend gewandelt. Ich beobachte am Rentenmarkt seit geraumer Zeit eine paradoxe Situation: So nehmen Investoren etwa bei 2-jährigen deutschen Bundesanleihen eine negative Rendite, also einen realen Kapitalverlust in Kauf. Und auch bei längeren Laufzeiten oder schlechteren Ratings sind auskömmliche Renditen keine Selbstverständlichkeit mehr. Deutsche Unternehmensanleihen guter Bonität werfen derzeit – trotz des bei diesen Papieren vorhandenen zusätzlichen Unternehmensrisikos – im Schnitt nur noch knapp 2,5% ab. Allein durch eine breitere Streuung, das Ausweichen auf längere Laufzeiten oder den Kauf von Papieren mit geringerer Bonität lässt sich heute kaum mehr eine adäquate Rendite erzielen. Vielmehr erachte ich es als notwendig, geeignete Anlagevehikel auf Basis einer umfassenden und tagesaktuellen Analyse einzelner Anleihemärkte auszuwählen: Ein Markt, der in einem Monat zu den Top-Performern gehört, kann im nächsten Monat zu den Verlierern zählen. Entsprechend intensiv und flexibel sollte die Betreuung eines Rentenportfolios verlaufen. Unabhängig vom hohen Zeitaufwand und der notwendigen Expertise erscheint mir auch wegen der hierbei anfallenden Transaktionskosten das eigenständige Management eines Rentenportfolios für Privatanleger wenig praktikabel. Eine mögliche Alternative könnten flexibel gemanagte Rentenfonds sein. Ihr Vorteil ist, dass das Fondsmanagement mehrere marktunabhängige Investmentstrategien miteinander kombiniert. So werden in einem ersten Schritt einzelne interessante Titel nach volks- und betriebswirtschaftlichen Daten ausgewählt – die Selektion erfolgt dabei zum Beispiel auf Grundlage der Bonität von Staatsanleihen oder der aktuellen Bewertung eines Unternehmens. Um das Bonitätsrisiko weitestgehend zu minimieren, wird auf eine breite Streuung über unterschiedlichste Emittenten geachtet. Daneben erachte ich es gerade in der aktuellen Marktsituation als wichtig, das Zinsänderungsrisiko des Gesamtportfolios durch die Selektion von Anleihen unterschiedlicher Laufzeiten aktiv zu steuern. Zinsdifferenzen zwischen einzelnen Anlageregionen können ein Aufwertungspotenzial bei der entsprechenden Währung hervorrufen – der Wert einer Anleihe wird dann zusätzlich durch die Währung, in der sie ausgegeben ist, beeinflusst. Daher erscheinen mir auf fremde Währung lautende Anleihen für europäische Anleger durchaus interessant. Zuletzt sind flexible Rentenfonds in der Lage, Marktineffizienzen gezielt für sich zu nutzen, indem das Fondsmanagement geschickt unter verschiedenen Papieren mit ähnlichen Rahmendaten auswählt und Potenziale ausschöpft. Die Komplexität jeder einzelnen Investmentstrategie verdeutlicht, welch großen Aufwand Anleger derzeit erbringen müssen, um nachhaltig eine adäquate Rendite zu erwirtschaften. Statt der veralteten „Buy-and-Hold“-Strategie zu folgen rate ich Anlegern daher, die vielen Einzelentscheidungen an ein Expertenteam zu delegieren, das über die dafür notwendige Expertise und einen entsprechend breiten Marktzugang verfügt. Dr. Ulrich Stephan Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank 05 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4


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