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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Dass Aussagen zum Marktumfeld großen Einfluss auf Handlungen von Investoren haben, dürfte unbestritten sein. Das hohe Maß an Sensibilität, mit der Anleger auf Information in der Halbleiter-Branche reagieren, ist dennoch erstaunlich. Schmerzlich erfahren musste das jüngst Infineon. Nachdem der US-amerikanische Chip- Hersteller Microchip Technologies Probleme für die gesamte Branche in den kommenden sechs Monaten prophezeite, trennten sich Infineon Aktionäre in Scharen nervös Dass sich die Wachstumsschwache erst in den unmittelbar vergangenen Wochen entwickelte, kann dabei allerdings nicht ausgeschlossen werden. von ihren Anteilsscheinen. Plötzlich stand der bayerische Halbleiter-Hersteller mit der roten Laterne in der Hand als Schlusslicht im Dax da. Dabei ist fraglich, inwieweit der Nachfragerückgang und der damit verbundene Umsatzeinbruch bei Microchip, das besonders vom Asien- Geschäft enttäuscht ist, als relevantes Zeichen für den Beginn schwieriger Zeiten in der gesamten Branche gedeutet werden kann. Die kurze Zeit später veröffentlichten positiven Quartalszahlen der Branchenkonkurrenten Broadcom und Texas Instruments trotzen den Unkenrufen von Microchip jedenfalls. Auch können Marktforscher derzeit keine Anzeichen für einen Nachfrage-Knick feststellen. So veröffentlichte der Branchenverband SIA erst kürzlich die Verkaufszahlen des Monats August, die ein Umsatzwachstum von knapp zehn Prozent auf 28,4 Milliarden Dollar zeigen. Dass sich die Wachstumsschwache erst in den unmittelbar vergangenen Wochen entwickelte, kann dabei allerdings nicht ausgeschlossen werden. Bis zum 27. November, dem Tag der Bekanntgabe der Infineon- Jahreszahlen, dürfte also weiterhin darüber spekuliert werden, ob sich das Umfeld des 1999 durch die Ausgliederung des Halbleitergeschäfts der Siemens AG über einen Börsengang im Jahr 2000 entstandenen Halbleiterherstellers tatsächlich eigetrübt hat. Insider rechnen bislang mit einem operativen Gewinnanstieg um 15 Prozent. Denn zuletzt lief es für das im oberbayerischen Neubiberg ansässige Unternehmen durchaus erfreulich. Erst im Sommer hatte Infineon den Ausblick nach einem guten dritten Quartal für das Geschäftsjahr 2013/14 per Ende September erneut erhöht. Durch die starke Nachfrage nach Halbleitern aus der Maschinenbau-, Automobil und Energiewirtschaft bekam das Unternehmen ordentlich Auftrieb. Hoffnung für eine positive Zukunft macht zudem die veränderte Ausrichtung des Unternehmens. Vor wenigen Jahren, etwa zur Zeit der Wirtschaftskrise 2008/09, war Infineon noch sehr zyklisch aufgestellt. Damals schlugen sich Veränderungen in der Weltwirtschaft sowie im Branchenumfeld extrem schnell auf die Geschäfte der Bayern nieder. Inzwischen aber ist Infineon durch seine Stärke vor allem im Geschäft mit der (Auto-)Industrie und in der Sicherheitstechnik, beides im Vergleich zu klassischen Halbleitermärkten wenig volatile Bereiche, nicht mehr so konjunktursensibel. Dennoch würde eine Korrektur in der Halbleiter-Branche natürlich nicht spurlos an dem Neubiberger Chip-Riesen vorübergehen. Infineon Stand: 24.10.2014 09 BÖRSE am Sonntag · 43/1 4 Aktie der Woche


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