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Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   Zertifikate   rohstoffe zusammen also mehr als 151,5 Millionen. Gekostet hatten die Elvisse einst 85.000, die Brandos 100.000 Dollar. Nach nicht einmal zehn Minuten war alles vorbei und gut 150 Millionen Dollar wechselten ihren Besitzer. Wie immer gibt Christie’s keine Auskunft über den Kaufer. Die beiden Warhol-Bilder des nordrhein-westfälischen Casinobetreibers Westspiel haben in New York die Erwartungen übertroffen und sind für umgerechnet insgesamt 120 Millionen Euro versteigert worden. Das sind 20 Millionen Euro mehr als erwartet worden waren. Und 820 Mal so viel, wie sie Ende der 70er Jahre gekostet hatten. Sie gehen in unterschiedliche Sammlungen, so Brett Gorvy, Abteilungschef von Postwar & Contemporary Art. Der Kunstmarkt gilt als unberechenbar und gerade Warhol-Bilder haben immer wieder für Überraschungen gesorgt, im negativen wie im positiven. Ein Auktionsrekord für Warhol sind die Bilder aber nicht. Vor fünf Jahren wurde „Eight Elvis“ für satte 100 Millionen Dollar versteigert. Und vor einem Jahr wurde „Silver Car Crash (Double Disaster)“ des 1987 gestorbenen Künstlers für 105 Millionen Dollar versteigert. In den letzten Jahren hat sich der Markt für Warhols, nach einer langen Schlappe, wieder hervorragend entwickelt. So wurden die Bilder viel zu teuer, um sie ins Casino zu hängen. War also der Verkauf eine gute Idee? Na klar, heißt es von Westspiel und der Landesregierung. Um Gottes Willen, reagierte Opposition und Kulturszene. Ein Ausverkauf der Kunstschätze, um die Haushaltslöcher des Landes zu stopfen, wird befürchtet. Was komme als nächstes dran? Zu optimistisch oder eben pessimistisch sollte aber keine Seite sein: Auch wenn der New Yorker Kunstdeal weit von einem Auktionsrekord für Warhol entfernt ist, war ein Verkauf in dieser Größenordnung etwas Besonderes, was sich nicht so einfach wiederholen lassen dürfte. Kritiker warfen Nordrhein-Westfalen vor, sich durch den Verkauf von Kunstwerken sanieren zu wollen. Selbst die Bundesregierung sprach sich gegen den Verkauf aus. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) mahnte, Kunst sei „kein Spekulationsobjekt“, und bezeichnete den geplanten Verkauf als „schlichtweg unanständig“. Landes-Finanzminister Norbert Walter-Borjans verteidigte dagegen den Verkauf. Er sagte im Gespräch mit dem Radiosender WDR2 am Donnerstagmorgen, Unternehmen im Eigentum den Landes müssten sich genauso verhalten wie andere Unternehmen. „Wenn die wirtschaftlich etwas auf die Beine stellen wollen, müssen die erstmal gucken: Was habe ich an eigenem Vermögen?“ Das Auktionshaus Sotheby`s kritisierte den Verkauf dagegen scharf. „Die Schuld auf die Auktionshäuser zu lenken, geht nicht“, sagt Philipp Herzog von Württemberg, Deutschland-Chef und Europa- Chairman von Sotheby's, im Gespräch mit dem Handelsblatt (Donnerstagausgabe). Die Haltung der Landesregierung in Düsseldorf sei „ignorant“, die „Argumente inkompetent“. So lässt Württemberg den Hinweis von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nicht gelten, dass es sich bei Warhol nicht um nationales Kulturgut handeln könne, weil er kein deutscher Künstler sei. Kritiker stellen derweil fest, sie habe sich gegen die Kunst und für den Roulettetisch entschieden. Handelsblatt / dpa / afp Nach nicht einmal zehn Minuten war alles vorbei und gut 150 Millionen Dollar wechselten ihren Besitzer. 44 BÖRSE am Sonntag · 46/1 4 Produkt der Woche


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