Page 22

BaS_47-14

UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstofe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE sich bislang tiefrot: Für drei Jahresergebnisse war Heinrich Hiesinger als Chef des Industriekonzerns Thyssen-Krupp bislang verantwortlich – dreimal musste er Milliardenverluste erklären. So warnt er auch aktuell vor Euphorie: „Wir sind inzwischen runter von der Intensivstation und liegen im Aufwachraum.“ Aufsichtsratschef Ulrich Lehner bescheinigte dem seit Januar 2011 amtierenden Manager dennoch, das zuletzt in eine tiefe Krise geratene Unternehmen mit „Konsequenz“ und „Augenmaß“ wieder auf den richtigen Weg gebracht zu haben. Nun muss der Krisenmanager beweisen, dass er Thyssen- Krupp auch nachhaltig in bessere Zeiten führen kann. Der Druck dürfte größer werden – zumal der neue Großaktionär Cevian mehr Macht will. Der Anspruch auf seinen Platz im Aufsichtsrat belegt dies. Der Finanzinvestor gilt als aktiver Anteilseigner und mischt sich durchaus in seine Beteiligungsunternehmen ein. Auch rund vier Jahre nach dem Amtsantritt Hiesingers ist der Umbau des durch Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Übersee tief in die Krise geratenen Unternehmens nicht abgeschlossen. „Wenn man ein Unternehmen umbaut, das sich über Jahre tief in die Krise manövriert hat, dann dauert es auch Jahre, das Unternehmen wieder auf eine vernünftige Basis zu stellen“, hatte Hiesinger noch bei der Bilanzvorlage vor einem Jahr allen Erwartungen auf ein schnelles Ende des laufenden Umbaus eine Absage erteilt. Im vergangenen Geschäftsjahr profitierte der Konzern von seinem Kostensenkungsprogramm. Das ursprünglich angepeilte Einsparziel von 850 Millionen Euro sei um 150 Millionen Euro übertroffen worden. Die Sparte Steel Americas, zu der nach dem Verkauf des US-Stahlwerks nur noch das Hüttenwerk in Brasilien gehört, konnte ihre operativen Verluste auf 60 Millionen Euro verringern nach einem Fehlbetrag von 495 Millionen im Vorjahr. Verluste schrieben allerdings auch die von dem finnischen Outokumpu- Konzern zurückgenommenen Töchter VDM und Terni. Auch die europäische Stahlsparte machte Boden gut. Sie konnte ihr Ergebnis um 73 Millionen auf 216 Millionen Euro verbessern. Der Stahlindustrie in Europa machen die Konjunkturflaute, der anhaltende Preisdruck und Überkapazitäten zu schaffen. Die zurückgenommenen Geschäftsteile sind eines der größten Probleme des Konzerns. Sie sollen so schnell wie möglich fit für einen neuen Verkaufsversuch gemacht werden. Doch gegen die geplante Sanierung des seit Jahren defizitären Werks im italienischen Terni etwa gibt es massiven, auch gewalttätigen Widerstand der Beschäftigten. Selbst der Papst hat sich schon eingemischt. Hinzu kommt die anhaltend schwache Rentabilität des Stahlgeschäfts. Unklar ist auch, welche Zukunft der Marine- Schiffbau im Konzern hat. Für Wachstumschancen wiederum sind die Spielräume eng – die Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent ist die schwächste aller Industrieunternehmen im Dax. Unbestritten sind die Erfolge Hiesingers bei der Veränderung der Unternehmenskultur beim Essener Ruhrkonzern. Statt bloßen Hierarchiedenkens soll es nun vor allem um Leistung gehen. Reihenweise trennte sich das Unternehmen von Managern, der Vorstand wurde ausgewechselt und auch der lange als unantastbar geltende Aufsichtsratschef Gerhard Cromme nahm seinen Hut. Die rote Karte gab es für die firmeneigene Jagd und den Unternehmensjet. „Dass Thyssen-Krupp so gut dasteht, ist auch dem Kulturwandel in der Organisation zu verdanken“, sage Harald Linné von der Management-Beratung Atreus. Dieser Wandel sei jedoch noch nicht abgeschlossen. Hiesinger selbst hat mehrfach betont, dass er die Probleme bei seinem Amtsantritt Anfang 2011 unterschätzt habe. Doch der anspruchsvolle Job scheint ihm trotzdem Spaß zu machen: „Ich bin gern Vorstandsvorsitzender von Thyssen-Krupp“, gab er zu Protokoll. Handelsblatt / dpa / rtr Im vergangenen Geschäftsjahr profitierte der Konzern von seinem Kostensenkungsprogramm. 22 BÖRSE am Sonntag · 47/1 4 Unternehmen der Woche


BaS_47-14
To see the actual publication please follow the link above