Page 14

BaS_02-15

AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstofe   Lebensart Währungsraum produzieren, in dem sie die Produkte auch verkaufen (siehe dazu unser Unternehmensportrait). Hoffnung schöpfen aber auch die Leuchttürme der Industrie in den schwächeren Nachbarländern wie etwa die französische Renault SA. Das gleiche Bild bei Sanofi: ein Prozent Wertverlust des Euro gegenüber dem Dollar steigert hier den Gewinn je Aktie um 0,5 Prozent. Importeure haben Gegenwind Die Kosten für importierte Güter, die entweder zum Endverbraucher gelangen oder als Zulieferung für die Produktion benötigt werden, steigt durch die Euro-Schwäche erheblich. Teurer wird auch die Produktion im Euroraum beheimateter Unternehmen außerhalb der heimischen Währungszone. Die Infineon Technologies AG lässt einen großen Teil ihrer Silizium-Wafer Malaysia herstellen, die Basis für Computerchips. Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das bis Ende September lief, erzielte der bei München beheimatete Siemens-Ableger fast 50 Prozent vom Umsatz in fremden Währungen, zumeist in US-Dollar; die Gesamtbilanz sieht jedoch vorerst noch verhalten positiv aus. Und dann sind da noch die Unternehmen, die sowohl auf der Gewinner- wie auch auf der Verliererseite sind: zum Beispiel die Deutsche Telekom. Die Dienstleistungen, die im Dollarraum angeboten und abgenommen werden, sind in der jetzigen Lage erfolgversprechend – 29 Prozent des Konzerngewinns stammen von der US-Tochter T-Mobile. Zugleich erhöhte sich jedoch die Nettoverschuldung der Bonner in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres um 2,7 Milliarden Euro, ein Hauptgrund dafür war der schwächere Euro. Inflation erwünscht Vor nicht allzu langer Zeit sah sich die EZB als Hüterin der Währungsstabilität in vorderster Front im Kampf gegen die Inflation. Mittlerweile wird zur Bekämpfung der Deflation gern gesehen, dass über eine schwache Währung Inflation quasi importiert wird. Urlauber, die beispielsweise in die USA reisen, müssen mit einer geringeren Kaufkraft des Euro zurechtkommen. Die preisgünstige Jeans aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten gehört dann der Vergangenheit an. In Mitleidenschaft gezogen werden dann natürlich auch Reiseunternehmen. Aber nicht nur die Touristik-Branche wird durch einen starken USDollar und einen schwachen Euro belastet. Rohstoffe werden zumeist in US-Dollar abgerechnet. Durch einen starken US-Dollar verteuern sich grundsätzlich Materialien, die beispielsweise von der Chemie-Industrie weiterverarbeitet werden. Allerdings wird dieser Währungs-Effekt momentan dadurch gemildert, dass sich die Rohstoffpreise in US-Dollar, allen voran das „schwarze Gold“ Öl, nach unten tendieren. Bei einem Durchstarten der globalen Konjunktur kann sich diese Situation allerdings schnell ändern, so dass eine Kombination aus steigenden Rohstoffpreisen und einem starken US-Dollar für Unternehmen wie beispielsweise BASF zum Problem werden kann. Zudem können sich High- Tech-Produkte aus den USA für Konsumenten und Unternehmen in der aktuellen Währungskonstellation verteuern. Deutschen Unternehmen dürfte durch den starken US-Dollar der Übernahme- Appetit auf US-amerikanische Firmen vergehen. Im Gegenzug dazu werden europäische und damit auch deutsche Unternehmen preislich attraktiver für Übernahmen aus den USA. Währungspsychologie Grundsätzlich negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung durch eine weitere Verbilligung des Euro können nicht ganz ausgeschlossen werden, so rosig sich die Situation sich momentan für die Exportunternehmen auch darstellt. Das könnte vor allem dann der Fall sein, wenn die Euroabwertung nicht nach und nach in eher gedrosseltem Tempo vonstatten geht, sondern rasch und unkontrolliert. Ein extremer Fall des Euro könnte zu einem erneuten Vertrauensverlust in die Gemeinschaftswährung führen, die die positiven Aspekte für den Export überkompensiert. In nächster Zukunft dürften allerdings die Kurse vieler Aktien des DAX und des MDAX vom billigen Euro profitieren, da er tatsächlich und aus Sicht der Investoren wie eine Vitaminspritze bzw. ein Konjunkturprogramm wirkt. 14 BÖRSE am Sonntag · 02/1 5 Spezial


BaS_02-15
To see the actual publication please follow the link above