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1.14€deutschen, französischen und italienischen AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Staatspapiere werden nun noch weniger Renditen abwerfen, als dies bisher schon der Fall war. Durch die massiven Ankäufer der EZB finden die Länder ohne Probleme Abnehmer für ihre Staatsanleihen und können sich damit günstig finanzieren. Die Länder brauchen somit keine nennenswerten Zinszahlungen mehr bieten, um ihre Schuldpapiere loszuwerden. Keine Anlagealternativen zu Aktien mehr Der Aktienmarkt wird davon getrieben, dass es im Grunde keine andere Anlageklasse als Renditealternative gibt. Solide, fest verzinsliche Zinspapiere gibt es quasi nicht mehr. Hinzu kommt der gefallene Euro, der den Export fördert sowie der schwache Ölpreis, der den Konsum und die Konjunktur beflügelt. Den Kursphantasien der Anleger sind somit keine Grenzen gesetzt. Zugleich warnen Kritiker, wie etwa der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Michael Kemmer, vor einer Blasenbildung, die durch das Öffnen der Liquiditätsschleusen verursacht werden könnte. „Ich kann auf breiter Front keine wirklichen Deflationsgefahren erkennen, die es zu bekämpfen gilt", moniert Sparkassen Präsident Georg Fahrenschon. Durch den Aufkauf von Staatsanleihen setze sich die Notenbank zudem immer mehr der Gefahr aus, nicht nur Geldpolitik zu betreiben, für die sie eigentlich zuständig ist. Damit setzt laut Fahrenschon die EZB ihre Unabhängigkeit aufs Spiel. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der in der Vergangenheit schon mehrfach sicheres Gespür bewiesen hat, ist sich sicher, dass durch das EZB-Vorgehen der Druck auf schwächelnde südeuropäische Länder sinkt, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Reformen zu stärken. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, äußerte sich ähnlich: Seiner Meinung nach könne die EZB die Erholung im Euroraum nicht allein vorantreiben. Stattdessen könnten nur konsequente Strukturreformen die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken. Für Robert Halver, Kapitalmarktexperte bei der Baader Bank, ist das billige Geld „so etwas wie die Aorta, die wirtschaftliche Lebensader der Eurozone“. Die prekären Euroländer könnten sich zu immer günstigeren Konditionen neuverschulden und damit etwas für ihre Konjunktur tun. Banken und Autoindustrie als Marktgewinner Zu den Gewinnern der neuen Liquiditäts-Strategie dürften vor allem Banken und Finanzunternehmen gehören, da ihnen die EZB Staatsanleihen in großem Stil abkaufen wird. Weiterhin freuen sich konsumsensible Branchen wie die Automobilindustrie über die ultralockere Geldpolitik. Die französische Großbank Société Générale prognostiziert wegen der massiven Anleihekäufe der EZB nun ein sehr gutes Jahr für europäische Aktien. Die Ankündigung zusätzliche Liquidität in die Wirtschaft zu pumpen, biete einen „exzellenten Einstiegszeitpunkt“. Auch die Experten der Schweizer Großbank UBS sehen die Maßnahmen der Notenbanker auch nach dem jüngsten Kursanstieg an den Börsen noch nicht ausreichend in den Kursen widergespiegelt. Für Anleger, die von weiteren Kursanstiegen ausgehen, könnten nicht nur die großen Blue Chips aus dem DAX von Interesse sein. Mittelgroße und kleinere Unternehmen, etwa aus dem MDAX oder SDAX, werden in der Hausse oft bessere Wachstumschancen zugesprochen, weil sie flexibler und dynamischer sind und somit schneller wachsen können. Zudem Investoren in den Aufschwungphasen risikobereiter werden und auch in kleinere Firmen investieren. So legte zum Beispiel das MDAX-Unternehmen DMG Mori Seiki von Mittwoch bis Donnertag um mehr als zwölf Prozent seines Wertes zu. Börsianer trauen den Bielefeldern, traditionell als Gildemeister bekannt, offenbar einiges zu. Die Kunden des weltweit führenden Herstellers spezieller Maschinen, hier vor allem Werkzeugmaschinen, kommen aus den Bereichen Medizintechnik, Feinmechanik, Optik, der Luft- und Raumfahrt. Aber auch Kunden, die ihr Geld mit erneuerbaren Energien verdienen, kaufen bei DMG Mori Seiki. Was Anleger jetzt tun können Umsichtige Marktbeobachter sollten aber nicht nur in Einzelwerte zu investieren. Erfüllt eine Aktie die Hoffnungen nicht, könnte dies das Portfolio nach unten ziehen. Daher bietet sich zusätzlich eine breite Streuung an. Zum Beispiel können Anleger mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) auf ganze Märkte 09 BÖRSE am Sonntag · 04/1 5 Spezial


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