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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstofe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Aktionäre: Unzufrieden mit Kaeser Vom Umsatz her ist dies zwar auch die einzige Division, die ein Minus zu verzeichnen hat. Doch die gestiegenen Umsätze in den anderen Bereichen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Konkurrenten wie General Electric zuletzt deutlich bessere Zahlen präsentieren konnten. Joe Kaeser kündigte an, dass man wohl erst 2017 wieder mit den großen Rivalen mithalten könne. Essentielle Voraussetzung dafür sind natürlich Aufträge – und noch mehr Aufträge. Doch auch diese lagen im abgelaufenen Quartal mit 13 Prozent im Minus. Die ebenfalls sehr wichtige Sparte Healthcare trug indes über 2,8 Milliarden Euro zum Umsatz bei. Seit Anfang Oktober 2014 läuft diese als eigenständiges Geschäft innerhalb der Siemens AG. Dennoch gibt es auch dort Optimierungspotenzial, Technologischen Fortschritt und Innovation könnte Siemens dringend gebrauchen. wie Kaeser auf der Jahreshauptversammlung betonte. Der Bereich müsse „seine Anstrengungen verstärken, um schnell wieder an die bisherigen herausragenden Leistungen anzuknüpfen“, sagte der 57-Jährige am Dienstag. Von den erschienenen Aktionären musste er sich einiges an Kritik gefallen lassen. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment etwa kritisierte, dass die Sparpläne und Umstrukturierungen bisher noch nicht zu einer deutlichen Verbesserung beigetragen haben: "Wie viele Übergangsjahre wollen Sie uns noch zumuten, Herr Kaeser?“ Bereits im letzten Jahr hatte Siemens mit rückläufigen Auftragszahlen zu kämpfen. Für 2015 bezeichnet Siemens sein Geschäftsumfeld aufgrund geopolitischer Spannungen als „komplex“. Das Umsatzniveau soll auf organischer Basis auf dem Vorjahresniveau bleiben, die Prognose wurde bestätigt. Erste Konsequenzen aus der Krise waren einige Personalrotationen. Sowohl Hermann Requardt aus der medizintechnischen Abteilung als auch Roland Fischer von Siemens Power and Gas räumten ihre Posten. Weiter Einschnitte sollen folgen. Letzterer erhielt von Joe Kaeser bestenfalls ernüchternde Abschiedsworte: "Es gibt kein anderes Geschäft im Hause mit einem vergleichbar großen Handlungsbedarf - auch deshalb, weil die Zeichen der Zeit nicht ausreichend erkannt wurden." Zusätzlich gibt es Spekulationen über die Streichung von rund 1.200 Arbeitsstellen im Konzern. Verkaufsempfehlungen und viel Kritik Bei Siemens laufen offenbar nicht nur die Geschäfte aufgrund von äußeren Faktoren stockend, auch interne Querelen und falsche Entscheidungen sorgen für ein insgesamt recht desaströses Bild. Ähnlich sahen es die Anleger an der Börse. Im Laufe der vergangenen Woche stürzte der Aktienkurs des Konzerns mit Sitz in München und Berlin rasant in die Tiefe und war sogar Schlusslicht im DAX. Insgesamt verlor das Papier bis zum Freitag fast zehn Prozent und musste alles an zusätzlichem Börsenwert wieder abgeben, was seit Anfang Januar hinzugekommen war. Die turbulente Woche schloss der Kurs mit 93 Euro ab. Die Analysten zeigten sich insgesamt von den verfehlten Prognosen enttäuscht. James Stettler von Barclays Capital stufte die Siemens-Aktie auf ein Kursziel von 90 Euro herab und zweifelte an der Fähigkeit des Konzerns, die eigene Vorhersage für 2015 erfüllen zu können. Das Bankhaus Metzler singt im gleichen Chor, mit der Stimme von Analyst Ulrich Tabert: Auch er errechnete ein Kursziel von 90 Euro und riet klar zum Verkauf. Technologischen Fortschritt und Innovation könnte Siemens dringend gebrauchen. Zwar präsentiert sich der Konzern noch immer optimistisch und rechnet beispielweise mit einem steigenden Ölpreis. Doch langfristig muss die Konzernleitung aufpassen, dass sie das Vertrauen der Investoren mit überzeugenden und tatsächlich funktionierenden Konzepten behält. Auch Aufsichtsratschef Gerhard Cromme hatte zuletzt einiges an Gegenwind zu spüren bekommen. Doch es ist natürlich leichter gesagt als getan. Einige effizienzsteigernde Maßnahmen wie die Umstrukturierung des letzten Jahres könnten ihre Wirkung durchaus noch entfalten. An der Börse hilft das erstmal nichts: Zum Fall vom Zwischenhoch bei 102,90 Euro trug sicherlich auch die Dividende bei, welche Siemens großzügig um 30 Cent auf 3,30 Euro erhöhte. Es ist wohl ein Stück Wiedergutmachung für die so geschundenen Aktionäre, die dem CEO vieles an Negativentwicklungen persönlich ankreiden. Vielleicht hat Kaeser den Leitspruch daher tiefer verinnerlicht, als man auf den ersten Blick glauben mag: „Wir verwirklichen, worauf es ankommt.“ MM 16 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5 Unternehmen der Woche


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