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FONDS  ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN Reformen genutzt wurde. Ländern wie Italien und Spanien wird durch Niedrigzinsen der Druck genommen, ihre Haushalte zu konsolidieren. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hält einen Austritt Griechenlands aus dem Euro-Währungsverbund, „Grexit“ genannt, durchaus für ein Szenario, das Investoren im Auge behalten sollten. Als Stimulus für mehr wirtschaftliche Dynamik hat Bofinger allerdings nur die alten Rezepte höherer staatlicher Investitionen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass gerade das hemmungslose Schuldenmachen der europäischen Staaten zur Finanzkrise geführt hat. Der Schutzpatron der Aktionäre Weitgehende Einigkeit unter den Kongressteilnehmern bestand darüber, dass Mario Draghi durch den beschlossenen Ankauf von Staatsanleihen von zunächst sage und schreibe 1,14 Billionen Euro, zum Schutzpatron der europäischen Aktienmärkte geworden ist. Und das umso mehr als seine US-amerikanische Kollegin Janet Yellen in den USA heuer wohl damit beginnen wird, den Märkten diese Liquidität allmählich zu entziehen. Während einige Fondsmanager Draghis Vorhaben mehr oder weniger positive Aspekte abgewinnen konnten, gibt es auch kritische Stimmen. Diese verweisen darauf, dass der EZB-Chef die Märkte verzerrt und durch die niedrigen Zinsen Anleger in riskantere Anlageklassen wie Aktien gedrängt werden. Wenn die Blase an den Rentenmärkten, die durch das Vorgehen der EZB entsteht, platzt, wären die Reaktionen für die Kapitalmärkte umso heftiger. Der rasche Nutzen des billigen Geldes wurde in Frage gestellt. Trotz des Ankaufs von Staatsanleihen in Höhe von monatlich 60 Milliarden Euro durch die EZB rechnet die Fondsgesellschaft Standard Life Investments erst 2018 mit einem wirtschaftlichen Aufschwung in der Eurozone. Multi Asset liegt im Trend Anleger befinden sich im Dilemma. Einerseits sind sie auf Erträge angewiesen, die über Anleihen nicht mehr generiert werden können, andererseits sind ihnen Aktien zu schwankungsintensiv. Manche haben bereits während der Finanzkrise kapituliert und Aktienfonds mit Verlusten verkauft. Ein späterer Einstieg war ihnen zu riskant und wurde durch entgangene Chancen bestraft. Der Kongress hat gezeigt, dass für viele Anleger, die in Fonds investieren, Mischfonds oder Multi-Asset-Fonds, die in mehr als die beiden traditionellen Anlageklassen Aktien und Renten allokieren können, die erste Wahl bleiben. Die Produkte sollen in unterschiedlichen Marktsituationen im Idealfall einen kontinuierlichen Ertrag und möglichst geringe Schwankungen aufweisen. In der Fondskategorie „Mischfonds global ausgewogen“ erhielt der Fonds Invest Balanced Strategy (ISIN: DK0016262132) aus dem Haus der dänischen Investmentboutique Jyske den von den Veranstaltern ausgelobten Preis „Fonds des Jahres 2015“. Das von Flemming Larsen betreute Produkt, das seit 15 Jahren auf dem Markt ist, kann je nach Marktsituation zwischen 30 und 60 Prozent in Aktien investieren. In den vergangenen zehn Jahren verdienten Anleger mit dem Fonds 79 Prozent. Rentierliche Anleihen Viele private und institutionelle Investoren können oder wollen nicht auf Anleihen verzichten, so dass sich Fondsmanager und Investmentgesellschaften auch beim Kongress in Mannheim die Frage stellen, wo noch attraktive festverzinsliche Erträge erzielt werden können. Einige Fondsanbieter, wie die französische Fondsboutique Comgest, rechnen mit einem Erstarken der Schwellenländer, die in den vergangenen Jahren in der Gunst der Investoren nicht sehr weit oben standen. Dabei setzen Experten nicht nur auf Aktien aus den Emerging Markets sondern auch auf Anleihen. Haben die Fondsmanager den richtigen Riecher, können hier nicht nur Zinserträge, sondern über Lokalwährungsanleihen auch mögliche Währungsgewinne vereinnahmt werden. Anleger, die sich keinen Währungsrisiken aussetzen wollen, haben auch die Möglichkeit, in Hartwährungsanleihen der Schwellenländer zu investieren. Die Qual der Wahl Vermögensverwalter, Finanzberater oder erfahrene Privatanleger haben die Qual der Wahl aus der Vielfalt der Produkte und mit der richtigen Anlagestrategie individuelle Fonds-Portfolien zu kreieren. Kein ganz simples Unterfangen, denn ein gutes Fondsportfolio ist mehr als die Summe seiner Teile. Der Kongress hat gezeigt, dass nicht nur die großen Fondsgesellschaften sondern auch kleinere Investmentboutiquen interessante Fondsprodukte im Angebot haben, die einen Blick wert sind. Oft werden sie in der Branche, die durch starke Marketing-Auftritte der Platzhirsche bestimmt ist, zu wenig wahrgenommen. 35 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5 Spezial


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