Page 5

BaS_05-15

AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Besser ein Ende mit Schrecken Viele Finanzakteure wurden von der Entscheidung der Schweizer Nationalbank (SNB), die Franken-Euro-Bindung aufzuheben, mehr als überrascht und hatten sich schlichtweg verspekuliert. Einen Tag vor der SNB-Entscheidung hatte der europäische Gerichtshof den Plan von EZB Chef Draghi abgezeichnet, für eine Billion Euro Anleihen aufzukaufen. Die Bombe war scharf. Ein Blick auf die Bilanz reichte SNB-Präsident Thomas Jordan und er wusste, dass ein Ende mit Schrecken besser war als das, was auf die SNB zukommen würde. Der in der Krise 2011 eingeführte Mindestkurs Oliver Höhn Vermögensverwalter der PMP Vermögensverwaltung GmbH, Düsseldorf machte die „unabhängige“ Schweiz in den letzten Jahren zu einem quasi Mitglied des Euroraums. Wir sind der Meinung, dass die SNB die Aufgabe des Mindestkurses bereits hätte einleiten müssen, nachdem die akute Euroschuldenkrise 2013 überwunden war. Aber die Mindestkurspolitik wandelte sich zu einer staatlich sanktionierten Exportförderung. Eine Art Schönwettergarantie für einen wichtigen Zweig der Wirtschaft Aber auch die Illusion eines kleinen Landes, stark genug zu sein, um im globalen Währungskrieg bestehen zu können. Wir sehen heute, dass es wohl ein Irrtum war, der die Bilanz der Nationalbank aufblähte und sie zu einem der größten Devisenspekulanten weltweit machte. Devisenreserven von ca. 400 Mrd. Euro wurden angehäuft, die zuletzt 85 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung ausmachten und das Überleben der Nationalbank an das Überleben des Euro ketteten. Unabhängige Geldpolitik kann so nicht betrieben werden und somit ist das Vorgehen der SNB richtig. Wir glauben, dass die SNB-Flucht aus der Ehe mit der EZB zwar riskant ist, da sie auch als Signal gewertet werden kann, wonach der Euro keine Zukunft hat. Die Chancen überwiegen unseres Erachtens aber. Die Schweiz war und ist traditionell ein Hartwährungsland. Auch wenn der Schock für den Moment tief sitzt, so hat die Schweizer Wirtschaft mit ihren vielen Unternehmen von Weltruf die notwendige Stärke, Erfahrung und Innovationskraft, um auch diese Herausforderung zu bestehen. Pro & Contra Weiter in Schweizer Aktien investieren? Zu viele Verlierer Der harte Währungsschnitt hat die Märkte kalt erwischt. Nachvollziehbar war der Schritt aus Sicht der Schweizer Nationalbank (SNB) zwar allemal, da diese ihre heimische Notenbankbilanz durch Eurokäufe gegen CHF immer stärker aufgebläht hat. Dennoch kam die Entkopplung überraschend und hat die Währungsverhältnisse sowie Börsen weltweit gehörig durcheinander gebracht. Die Antwort der Märkte war eine zeitnahe Aufwertung des Schweizer Franken (CHF) um über 25 Prozent. An dieser Reaktion konnte auch die Bekanntgabe Jan-Patrick Weuthen Portfoliomanager der B&K Vermögen GmbH, Köln einer weiteren Absenkung der Negativzinsen auf 0,75 Prozent nichts ändern. Die Schweizer Börse reagierte mit bis zu 14 Prozent Kursabschlag. Während die europäischen Anleger unterm Strich mit Gewinnen davon kamen, verbuchten Schweizer Aktienanleger deutliche Verluste. In Folge kamen Devisenhändler enorm unter Druck genauso wie Euro-Gläubiger, die das günstige Zinsniveau aus der Schweiz mit der Erwartung importierten, das stabile EUR/CHFWährungsverhältnis wäre von Dauer. Für Euro-Gläubiger sind Darlehen schlagartig um über 20 Prozent teurer geworden und wird viele vor große Probleme stellen. Dieses Thema betrifft nicht nur private, sondern vor allem institutionelle und öffentliche Einrichtungen. Und auch für die Schweizer Unternehmen, die im Inland produzieren und ihre Waren und Dienstleistungen in den Euroraum exportieren, bedeutet das neue Währungsgefüge eine Ergebnisbelastung von durchschnittlich bis zu 20 Prozent. Dieser Nachteil an Wettbewerbsfähigkeit wird die Schweiz im internationalen Vergleich deutlich zurück werfen. Ob die Entscheidung der SNB auf mittlere wirtschaftliche Sicht zu rechtfertigen ist, bleibt abzuwarten. Derzeit hat sich der Franken zum Euro in etwa bei Parität eingependelt. Ein Verhältnis von 1,20 CHF zum Euro ist vorerst ebenso wenig wahrscheinlich, wie eine dauerhafte Parität. Insofern ist es eine Frage der Zeit, bis die SNB in Zugzwang kommt. 05 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5


BaS_05-15
To see the actual publication please follow the link above