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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Ausland absolut gesehen stärker wuchs als die im Heimatmarkt. So gewann Netflix im 4. Quartal 2014 2,34 Millionen neue Kunden außerhalb der USA hinzu, während sich in den Vereinigten Staaten abermals 1,9 Millionen Menschen für ein Abo der Online-Videothek entschieden. Um zu beweisen, dass der Onlinedienst kein reines US-Phänomen ist, treibt Netflix Gründer Reed Hastings seine ehrgeizige Expansionsstrategie weiter voran. Rund um den Erdball sollen Film-und Serienfans den Dienst nutzen können. „In alle Länder, außer nach Nordkorea“ will Netflix laut Hastings expandieren. Die globale Ausdehnung der Onlinevideothek soll dabei bereits in zwei Jahren abgeschlossen sein. Für die Zeit danach, also ab 2017, erwartet Pionier Hastings „erhebliche Gewinne” für sein Unternehmen. Diese werden für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte auch dringend nötig sein, denn bisher geht das große Wachstum von Netflix Hand in Hand mit einer hohen Verschuldung. Alleine die Kosten für die aufwendigen eigenen Produktionen- wie etwa „House of Cards“, „Orange Is The New Black“ oder „Hemlock Grove“- beliefen sich vergangenes Jahr auf rund 300 Millionen Dollar. 2015 dürfte diese aller Vorrausicht nach nochmals deutlich steigen, da sich der Filmausstoß von Netflix verdreifachen soll. Noch teurer als die Eigenproduktionen sind für die Online-Videothek allerdings Lizenzgebühren, die nach Unternehmensangaben den Löwenanteil der Ausgaben für Inhalte ausmachen. 2014 bezifferten sich die Ausgaben für Inhalte auf 3,7 Milliarden Dollar. Das größte Problem für Netflix ist und bleibt aber die Internetpiraterie. Experten taxieren den finanziellen Schaden für die Filmindustrie, der durch Filmpiraterie entsteht, alleine für den amerikanischen Raum auf 58 oder gar bis zu 250 Milliarden US-Dollar im Jahr. Allerdings ist es hierbei schwierig, verlässliche Angaben zu machen, da die Zahl der Zuschauer vor einem Bildschirm schwer zu bestimmen ist und auch, weil beispielsweise nicht jeder Schwarzseher für einen geschauten Film im Zweifel auch tatsächlich Geld ausgegeben hätte. Mit einem hohen Maß an Komfort stemmt sich Netflix gegen die mächtigen, illegale Konkurrenz, die die Piraterie darstellt: „Bei Netflix muss man nur klicken, und es geht los“, erläutert Firmengründer Hastings die bequemlichen Vorteile des Angebots seines Unternehmens. Alles andere als gemütlich ging es mit der Netflix-Aktie zu. Rasant wäre hier das passende Adjektiv, um den Verlauf zu beschreiben. So verteuerte sich das Wertpapier in den vergangenen zehn Jahren um sensationelle rund 4.000 Prozent. Sollten die ambitionierten Expansionspläne der Online-Videothek tatsächlich von Erfolg gekrönt werden, dürfte es sogar noch deutlich weiter bergauf gehen mit den Anteilsscheinen. Angesichts der inzwischen recht hohen Bewertung ist die Netflix-Aktie allerdings kein Schnäppchen mehr. Wie so häufig bei Pionier- Unternehmen ist die Zukunft schwer vorhersehbar. Somit dürfte das Papier eher ein Kauf für wagemutige Anleger sein. Aber manchmal ist das wahre Leben spannender als die filmische Fiktion. Wer hätte zum Beispiel Frank Underwood, als dieser in „House of Cards“ die Ernennung zum Außenminister verpasst hatte, zugetraut, dass er innerhalb kürzester Zeit den Posten des mächtigsten Mannes der Welt innehaben würde? Einen ähnlich rasanten Aufstieg plant Netflix. Und angesichts des enormen Potentials, das die Aktie bewiesen hat, wird das wohl ganz legal gehen – Netflix muss in der Börsenrealität nicht über Leichen gehen. WIM Das Wertpapier verteuerte sich in den vergangenen zehn Jahren sensationell um rund 4.000 Prozent. 12 BÖRSE am Sonntag · 09/1 5 Aktie der Woche


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