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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Aus der Ölförderung und von den erneuerbaren Energien kennt man es: Offshore – das steht gleichsam für hohen Einsatz und hohe Gewinne. Doch in Frankfurts höchstem Bankenturm, zugleich dem höchsten in Europa, wird diese Wort derzeit peinlich genau vermieden, denn damit sind nicht etwa große Windkraftanlagen in der Nordsee, sondern zweifelhafte „Offshore- Geschäfte“ in Luxemburg gemeint. Am vergangenen Dienstag suchten über 130 Steuerfahnder und 20 Polizeibeamte im Frankfurter Commerzbank Tower nach Belegen für derartige Geschäfte. Einigen hundert Kunden der Konzerntochter Commerzbank International wurden offenbar vom Großherzogtum aus Briefkastenfirmen in Panama vermittelt, wenn unversteuerte Gelder versteckt werden sollten. Gegen die mutmaßlichen deutschen Steuerbetrüger und deren ebenfalls mutmaßliche Helfer bei der Commerzbank wurden Verfahren eingeleitet. Vor wenigen Wochen erst hatten dubiose Geschäfte bei der Schweizer HSBC-Tochter das Thema Steuerhinterziehung bei namhaften Banken ins Gespräch gebracht. Sogar die Führungsetage der englischen Bank ist offenbar betroffen: Der amtierende Chef der HSBC, Stuart Gulliver, soll darin verstrickt sein. So weit wird es bei der Commerzbank vermutlich nicht kommen, aber Experten rechnen mit weiteren Razzien und Enthüllungen in den nächsten Tagen. Pikant ist im aktuellen Fall auch die Rolle des Staates. Denn dank des Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) hält die Bundesrepublik als größter Einzelaktionär noch 17 Prozent am Bankhaus. Zusätzlich sitzen auch zwei staatlich Entsandte im Aufsichtsrat: Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender der Munich Re, und Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Beide haben eigentlich eine ernstzunehmende Kontrollfunktion inne. Doch sie konnten, falls sich die Verdacht bewahrheitet, nicht verhindern, dass der einstige Retter der Commerzbank, die öffentliche Hand, dann offenbar durch Steuerhinterziehung seitens des Geretteten betrogen wurde. Dem Staat könnte bis zu einer Milliarde Euro an Steuergeldern entgangen sein. Für die Commerzbank könnte die aktuelle Steueraffäre Commerzbank Stand: 27.02.2015 19 BÖRSE am Sonntag · 09/1 5 Unternehmen der Woche


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