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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Refhooooosttt   Labeeeeenrst Tun Sie mit ihren unerwartet großen Gewinnen etwas für die Bildung in Ländern, in denen die Jugendlichen allzu oft radikalen Rattenfängern in die Hände fallen? Was denken Sie über dieses Thema? Schreiben Sie gerne direkt an den Autor Dr. Sebastian Sigler unter sigler@weimermedia.de ihre Mitmenschen abzuschlachten wie Vieh. Junge Frauen werden übrigens auch entführt, doch sie werden zwangsislamisiert und zwangsverheiratet. An die rund 200 Schülerinnen einer christlichen Schule im Norden Nigerias, alle unter 14 Jahre alt, die im letzten Jahr verschleppt worden, erinnern wir uns noch so eben. Natürlich wurden sie nicht freigelassen. Die Eltern der Mädchen bekommen stattdessen von Bokor Haram regelmäßig gemeldet, wie viele ihrer Töchter bereits schwanger sind – um Krieger zu gebären. Ja, in Deutschland wäre all dies undenkbar. Und ja, die Form des Islam, die in Mossul so entsetzliche Folgen zeitigt, wird hierzulande von islamischen Verbänden so wortreich wie glaubwürdig kritisiert. Erschreckend ist indes, dass auch das entsetzlichste Handeln des „Islamischen Staates“ durch die medinische Lesart des Koran gedeckt ist. Die unersetzlichen Kulturgüter wurden also von Männern zerstört, die – auch – als Moslems anzusprechen sind. Die Gutmenschen unter uns dürfen nun erschauern, doch das ändert nichts an den Tatsachen. Wie grundlegend anders ist doch die Daseinsperspektive im sonnigen und oberflächlich so idyllischen Kalifornien! Dort erstaunt die Firma Hyperloop Transportation Technologies (HTT) in diesen Tagen mit der konkretisierten Vision einer Art Rohrpost für Menschen, mit deren Hilfe Passagiere in einer guten halbe Stunde von Los Angeles nach San Francisco katapultiert werden könnten. Zum Jahresende möchte Elon Musk, der Mann hinter dem noblen E-Auto-Hersteller Tesla, dies Projekt an die Börse bringen. Ein acht Kilometer lange Strecke entlang des Highway number one in Kalifornien hat sich HTT jetzt gesichert, hier soll eine Teststrecke für den Hyperloop entstehen. Gut 100 Millionen US-Dollar nimmt Elon Musk dafür in die Hand. Mit der Vision einer menschlichen Rohrpost, die nahezu in Überschallgeschwindigkeit durch die kalifornische Wüste rast, können also auch Sie bald bares Geld verdienen – vielleicht. Doch was nutzt es der Menschheit, wenn für privilegierte Passagiere die Metropolen Los Angeles und San Francisco nur noch 34 Minuten voneinander entfernt sind, wenn zugleich unser aller kulturelles Erbe, unsere Herkunft, unsere Identität mit banalen Vorschlaghämmern zu Steinbrocken zermörsert wird? Ich wage die Prognose: Markus Hilgert hat, auch wenn es das vielleicht selbst nicht meint, prophetische Worte gesprochen. Wenn sich der Islam nicht überall – weltweit! – von einer medinischen zu einer mekkanischen Grundrichtung bekehrt, wird die Sphinx die nächsten Jahre wahrscheinlich nicht überstehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die IS-Terrormilizen, falls ihnen nicht bald mit massiver militärischer Macht Einhalt geboten wird, auch in Ägypten einfallen werden. Oder zumindest dort verheerende Bombenanschläge verüben. Ob der hypertrophe Hyperloop in Kalifornien je Passagiere befördern wird? Das ist völlig offen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Sphinx in absehbarer Zeit mittels geschätzter 100 Kilogramm TNT in die Luft gejagt wird, erscheint auch angesichts der Kirchensprengung von Mossul ungleich größer. Und nun frage ich Sie nochmals, warum Sie mit Aktien handeln, warum Sie Ihr Depot bei Bedarf sorgfältig umschichten, warum Sie Ihr Vermögen maximieren. Natürlich – Ihre Altersvorsorge ist wichtig, und in Zeiten des Nullzinses ist die aktiv gemanagte Geldanlage ein Gebot der Vernunft. Das sei unbenommen! Aber die Kurssteigerungen sind derzeit mancherorts exorbitant, der DAX steht bei sagenhaften 11.400 Punkten. Tun Sie vielleicht mit ihren unerwartet großen Gewinnen doch etwas für die Bildung in Ländern, in denen die Jugendlichen mangels schulischem Angebot allzuoft radikalen Rattenfängern in die Hände fallen? Fördern Sie vielleicht ein Schulprojekt in Kamerun, Nigeria oder im Tschad? Oder engagieren Sie sich möglicherweise im Denkmalschutz, wenn Sie das nächste Mal eine Position in Ihrem Depot glattstellen, die 280 oder 350 Prozent Gewinn ausweist? Den assyrischen Türhüter in Mossul können Sie nicht mehr retten. Aber vielleicht den kleinen Fachwerk-Glockenturm einer mecklenburgischen Dorfkirche. Wie wichtig sie doch ist – die Kultur. 03 BÖRSE am Sonntag · 09/1 5


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