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UNTERNEHMEN  Trading  Fonds  ZERTIFIKAT E  ro hstofe  Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE aus aller Welt ermöglichen. Heute stellt sich das allseits bewunderte Unternehmen als überwiegend nationales Geschäft heraus. Nur sieben Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Alibaba außerhalb von China. Beim amerikanischen Pendant Amazon sind es 40 Prozent außerhalb der USA. Das Unternehmen hat sich im Laufe der Jahre eine hohe Märktekenntnis und Expertise angeeignet, um in verschiedenen Ländern sehr spezialisiert zu verkaufen. Der chinesische Markt wird unter Ökonomen stets gesondert betrachtet. Er ist an sich schon so groß, eigenwillig, hochpotent und längst nicht ausgeschöpft. Eigentlich müsste Alibaba also nicht die Grenzen des Reichs der Mitte überqueren, aber ihr Anspruch und die Vision des Gründers ist eben eine andere. Und daran muss sich der Online-Riese messen lassen. Goldgräberstimmung in der Webapotheke Gute Medizin, um wieder auf die Beine zu kommen, könnte für Alibaba eine Lockerung im Medikamentenhandel sein. Bald will die chinesische Regierung den Handel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten auch für den Online-Markt öffnen. Alibaba will sich diese Möglichkeit wohl nicht Alibaba Stand: 16.04.2015 entgehen lassen und stärkte in dieser Woche sein Tochterunternehmen Alibaba Health in einem 2,5 Milliarden US-Dollar-Deal. Das Unternehmen ist selbst an der Börse in Hongkong notiert und legte infolge des angekündigten Geschäftes 80 Prozent an Wert zu. Laut einer Studie des Marktforschungsinstitutes Analysys International, sollen sich die chinesischen Pharmazie-Umsätze im Internet bis 2017 mehr als verdoppelt haben. Auf rund 5,5 Milliarden Euro. Bisher konnten Chinesen nur rezeptfreie Arzneimittel im Internet bestellen. Die alternde Bevölkerung und stark wachsende ITInfrastruktur schaffen in den nächsten Jahren eine Konstellation, die eine Art Goldgräberstimmung unter den Web-Apothekern hervorruft. Analysten haben sich von dieser Goldgräberstimmung zwar nicht anstecken lassen, sie sehen die Alibaba Group aber nach wie vor als ein positives Investment. Analyst Chen Chen von Pacific Crest Securities setzte das Kursziel auf umgerechnet 94 Euro. Er lobte einen positiven langfristigen Ausblick, äußerte sich aber negativ gegenüber einigen aktuellen Entwicklungen. So hätte es rufschädigende Unsicherheiten im Online-Lotto-Angebot gegeben und auch die Fixkosten seien gestiegen. Immer wieder fällt Alibaba auch durch ein Thema auf, dass auf der Liste mit chinesischen Vorurteile ganz oben stehen dürfte: Fälschen. Die US-amerikanische Gesellschaft der Bekleidungs- und Schuhindustrie (AAFA) spricht von Milliarden an Umsatzverlusten und Prozesskosten wegen Markenfälschungen auf taobao. com, dem Online-Auktionshaus der Alibaba Group. Die Plattform Taobao steht kurz davor auf die schwarze Handelsliste der USA gesetzt zu werden. Die Alibaba Group versucht schon seit einiger Zeit mehr oder weniger konsequent die Fälscher aus dem Verkehr zu ziehen. Bei über sieben Millionen Händlern gestaltet sich die Suche nach den rufschädigenden Verursachern aber als schwierig. Die Alibaba Group befindet sich in einer der kritischsten Phasen ihrer Unternehmensgeschichte. Vor ziemlich genau 16 Jahren wurde die Firma im ostchinesischen Hangzhou gegründet. Nun befindet sie sich an einem Punkt, an dem sich der weitere Weg maßgebend entscheidet. Wird Alibaba zum Global Player in der Online Welt oder bleibt der Fokus auf dem inzwischen hart umkämpften nationalen Geschäft. Alibaba hat den chinesischen E-Commerce-Markt längst nicht mehr für sich allein. Mitbewerber haben inzwischen in manchen Bereichen die Nase vorn. Dennoch hat die Alibaba Group in den letzten Jahren einen unfassbaren Wertzuwachs erlebt: Die Marktkapitalisierung beträgt heute über 200 Milliarden Euro. Jetzt gilt es die Wachstumsraten und die Wertschöpfung hochzuhalten. Denn dann werden auch die Aktionäre wieder strahlen wie der orange-weiße Alibaba im Firmenlogo. WCW Alibaba 27 BÖRSE am Sonntag · 16/1 5


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