Page 50

BaS_16-15

Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fo nds  Zertifikate  ro hstofe Rezension Es war Völkermord Am 24. April 2015 jährt sich der erste Genozid des 20. Jahrhunderts, bei dem die armenische Bevölkerung des Osmanischen Reiches deportiert, ausgehungert, versklavt und in Massakern hingerichtet wurde. Trotzdem die Opferzahlen sich auf eine bis 1,5 Mio. Menschen belaufen, ist dieser Völkermord ein Tabuthema. Insbesondere die Türkei und ihre politischen Vertreter reagieren sehr aggressiv, wenn die Ereignisse des Jahres 1915 als das benannt werden, was sie sind – die jüngsten Reaktionen auf die Ansprache von Papst Franziskus belegen dies wieder einmal eindrücklich. Umso erfreulicher sind die Publikationen, die sich diesem Thema widmen und die Details der gezielten Ausmerzung der armenischen Bevölkerung ans Licht holen. Zu den ausgewiesenen Experten gehört Rolf Hosfeld, wissenschaftlicher Leiter des Lepsius-Hauses in Potsdam, der in seinem neuesten Buch „Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern“ auf Grundlage seiner eigenen Publikationen und neuerer Forschungsliteratur, die Ereignisse darstellt. Der Völkermord ist nicht ohne Vorgeschichte. Bereits 1894-1896 waren die Armenier Verwüstungen ihres Kulturgutes und Gewaltorgien und ausgesetzt, bei denen 100.000 Menschen starben. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts gab es zwar vereinzelt politische Tendenzen zu einer kulturellen Autonomie der Minderheiten, die sich aber nach der Revolution 1909 zerstoben. Christen waren fortan der Todfeind des zerfallenden Osmanischen Reiches, in dem sich der rein türkische Nationalismus ausbreitete. Die Lage der Armenier spitzte sich immer mehr zu und die Verfolgung erreichte ihren ersten Höhepunkt nach dem – von den Jungtürken so bezeichneten – „Aufstand“ in Van im Frühjahr 1915. „Aus der genozidalen Stimmung wird gezielte Politik“, schreibt Hosfeld. In der Folge wird zunächst die Elite der Armenier deportiert und ermordet, danach flächendeckend und systematisch Rolf Hosfeld Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern. C. H. Beck, München 288 Seiten, 24,95 € 50 BÖRSE am Sonntag · 16/1 5


BaS_16-15
To see the actual publication please follow the link above