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Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   Zertifikate   rohstoffe   Denkzeit Rezension der Woche teilhaben, offenbaren sich auf manchmal schonungslose Art. Soviel persönliche Nähe ist für einen Leser, der vielleicht zunächst nur einen gepflegten Bildband erwartet, zu bewältigen. Denn in diesem Buch geht es nicht nur um die besondere Atmosphäre Venedigs, sondern um das, was sie in einem Menschen auslösen kann mit ihrer morbiden Mischung aus Schönheit und Vergänglichkeit. Bei der Künstlerin werdenin dieser Atmosphäre Engelsflügel, die sie von einem vergessenen Karnevalskostüm aus dem Abfall rettet, prachtvolle Fundstücke, die sie immer wieder in den Mittelpunkt derFotografien setzt. Sie sieht diese als „Engels-Gruß“, als „ein unerwartetes Geschenk, das beschwingt“. Den Künstlern geht esin Venedig auch um die Liebe: die Liebe an sich, die Liebe zueinander, die Liebe zu Gott. So schreibt die Autorin: „Leere Boote schaukeln schlaftrunken in sparsam erleuchteten Kanälen, sanft bedeckt von meinen selbstvergessenen Blicken. In den aufblühenden Minuten fühle ich nur einen einzigen, sich über allem Irdischen erhebenden Gedanken: ,Gloria, Gloria, Gloria a Dio.‘ Und ich bin gewiss: Dies ist das schönste Kapitel, das unser Lebensbuch- Autor schrieb. Die Vorstufe zur Ewigkeit. Unsere Lebensliebe!“ Oft wird die Stille beschworen, die dem Menschen Kraft gibt, die zu innerer Zwiesprache einlädt und unfassbaren Frieden ermöglicht, – allein das Buch ist in seiner Fülle und seiner unterschiedlichsten Art der Darstellung voll und üppig, so opulent wie Buttercremetorte. „Venedig – dem Himmel so nah" beschreibt nicht nur eine Reise durch die Lagunenstadt, sie erzählt eine Lebensreise und erinnert daran, dass es bei beide Reisen nur dem gelingen, der ums Geborgensein in Gottes Hand weiß. 37 BÖRSE am Sonntag · 21/1 5


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