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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstofe   Denkzeit Lebensart Attraktive Alternative zu renditelosen Anleihen Defensive Zertifikate mit Aktien bzw. Aktienindizes als Basiswert sind fester Bestandteil in der Vermögens-verwaltung. Wir setzen auf Produkte, die beim Kauf einen Sicherheitspuffer von ca. 20 Prozent im Vergleich zum Direktinvestment aufweisen. Hierdurch wird zwar die erzielbare Rendite begrenzt. Es ergibt sich aber ein Rendite-Risiko-Verhältnis, das zwischen risikoreicheren Aktien und den risikoärmeren festver-zinslichen Wertpapieren Zertifikate in der Vermögensverwaltung? Thilo Stadler Vermögensverwalter der I.C.M. Vermögensberatung Mannheim GmbH liegt. Je höher der Sicherheitspuffer gewählt wird, umso eher bieten sich diese Produkte als Ersatz für Anleiheinvestments, die oftmals keine oder nur noch sehr magere Renditen abwerfen, mitunter aber hohe Risiken für den Anleger bergen können. Aktuell erhöhen wir den Anteil defensiver Zertifikate in den Kundendepots. Das hat zweierlei Gründe. Zum einen können sie bei sehr defensiver Ausgestaltung eine attraktive Alternative zu renditelosen Anleihen darstellen. Zudem sorgen hohe Dividendenrenditen und die nach den jüngsten Kursverlusten gestiegene Schwankung für attraktive Konditionen. Wir arbeiten aktiv mit den Produkten, verkaufen also häufig vor Fälligkeit, um in neue, attraktivere Produkte zu rollen. Wir erwerben Zertifikate stets über den Sekundärmarkt, also Produkte, die bereits einige Wochen an der Börse gehandelt werden. Dies hat den Vorteil, dass ein Großteil der Kosten, die bei der Emission des Produkts durch die Bank anfallen, nicht mehr bezahlt werden müssen. Da es sich bei Zertifikaten stets um Inhaberschuldverschreibungen handelt, sollte auf das Ausfallrisiko der emittierenden Bank genau geachtet werden. Wir überwachen hierzu zum Beispiel die Entwicklung der Ratings. Aufgrund dieser Eigenschaften und dem professionellen Vorgehen vergeben Manager großer Vermögen immer häufiger reine Zertifikate- bzw. Discountmandate als eigenen Baustein in der Gesamtvermögensaufstellung. Pro & Contra Teure und intransparente Produkte Wir lehnen den Einsatz von Zertifikaten in der Vermögensverwaltung kategorisch ab, da derartige Produkte der Finanzindustrie erstens teuer und zweitens oft sehr intransparent sind. Es ist für Anleger fast unmöglich, die mathematische Konstruktion eines Zertifikats und die meist sehr hohen eingearbeiteten Gewinnspannen für die emittierende Bank nachzuvollziehen. Die Bank Rainer Laborenz Geschäftsführer der Privatinvestor Vermögensmanagement GmbH, Offenburg verdient immer, der Anleger nur, wenn die Wette aufgeht. Anders als bei Investmentfonds gibt es bei Zertifikaten keine Verpflichtung des Emittenten zum Ausweis der voraussichtlichen oder tatsächlich angefal-lenen Kosten. Die Intransparenz und die fehlende Nachvollziehbarkeit der Preisbildung dieser Produkte wiederspricht unserem Grundgedanken zu Investments, der heißt „Kaufe nur was du verstehst“. Außerdem sind wir spätestens seit der Finanzkrise hochsensibel, was das Risiko des Emittentenausfalls betrifft. Selbst wenn die im Zertifikat enthaltene Wette aufgeht, kann der Anleger am Ende leer ausgehen, wenn die emittierende Bank pleitegeht. Lehman Brothers lässt grüßen. Die innovativen Banken machen sich die Intransparenz der Zertifikate häufig sogar zu Nutze. Ich erlebe immer wieder, dass Kunden mit leuchtenden Augen vom fantastischen Hochzins-Angebot Ihrer Bank berichten, die im Nullzinsumfeld sagenhafte acht Prozent mit einer sogenannten Aktienanleihe verspricht. Für mich ein klassisches Beispiel von Etikettenschwindel und hart an der Grenze zur Falschberatung, denn kaum einer hat verstanden, dass es sich dabei um ein Zertifikat handelt. Im Ergebnis hat der Anleger im Crash das volle Risiko einer Aktie, aber in der Hausse seinen Gewinn auf den versprochenen Zinssatz begrenzt. 05 BÖRSE am Sonntag · 27/1 5


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