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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Denkzeit Lebensart Das Gute liegt so nah? Was der Anleger nicht kennt, das handelt er nicht. Deshalb investieren die Deutschen am liebsten in DAX-Werte. Übertriebene Heimattreue kann beim Investieren allerdings teuer werden – und geht in jedem Fall zu Lasten der Risiko-Streuung. Automobilproduzenten Indiens, laufen seine Geschäfte und der Aktienkurs nicht zwangsläufig besser. Zur Selbstüberschätzung, was die Fähigkeit zur Beurteilung heimischer Unternehmen angeht, gesellt sich zudem häufig eine Unterschätzung des Risikos der entsprechenden Aktien, wie Studien zur auch als „Home Bias“ bezeichneten Heimatverbundenheit der Anleger belegen. Gleichzeitig überschätzen sie systematisch das Risiko ausländischer Aktien – mit dem Ergebnis, dass diese Papiere in vielen Fällen gemieden werden. Das aber sollten sie nicht. Denn wer nur in DAX-Werte investiert, geht nicht nur ein erhöhtes Länderrisiko ein, er setzt auch auf eine unausgewogene Branchenstruktur: Weder finden sich Technologiewerte in nennenswertem Ausmaß im Index, noch sind beispielsweise Öl- und Gasunternehmen präsent. Wer Wert auf ein ausgewogenes Aktien-Portfolio legt, sollte daher einen maßgeblichen Anteil seines Kapitals außerhalb Deutschlands investieren und auch Branchen berücksichtigen, die im DAX nicht vertreten sind. Es müssen nicht gleich exotische Märkte sein, aber einige US-Werte und ein paar asiatische Titel können die Chancen erhöhen und gleichzeitig die Risiken begrenzen. Eine einfache Möglichkeit, breiter zu streuen, bieten Zertifikate. Mit ihnen können Anleger ohne höheren Aufwand auf so gut wie jeden Markt und jede Branche setzen. Zu Hause ist es doch am Schönsten: Wer hierzulande Aktien kauft, greift am liebsten zu deutschen Standardwerten. Kein Wunder – da weiß man, was man hat. Adidas, Allianz, Daimler, Siemens & Co. sind nicht nur Konzerne, die sich weltweit behaupten; sie sind als Mitglieder des deutschen Leitindex DAX auch besonders präsent in den deutschen Medien und vielen Anlegern daher besser vertraut als Unternehmen aus Übersee oder Asien. Wer als Aktionär will, kann überdies mit vergleichsweise geringem Aufwand an den jeweiligen Hauptversammlungen teilnehmen und sich über die aktuellen Zahlen und die Aussichten für das Geschäft informieren. Diese Nähe zu den Unternehmen macht ein Investment für viele Anleger greifbarer und komfortabler als einen Einstieg in USAktien, japanische Werte oder gar Titel aus den Schwellenländern. Nicht zuletzt, weil sie sich wesentlich einfacher handeln lassen. Es kommt hinzu, dass auch die Entwicklung von Dollar oder Yen eine Rolle spielt: Die Aktien deutscher Konzerne notieren in Euro, und auch ihre Dividenden werden in Euro ausgeschüttet, sodass Anlegern unmittelbar ersichtlich ist, was in ihren Depots landet. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt? Ganz einfach: Wer sein Investmentuniversum auf deutsche Aktien oder gar die 30 DAX-Titel beschränkt, verpasst nicht nur Chancen, er erhöht auch das Risiko maßgeblich – obwohl er das Gegenteil im Sinn hat. Denn das Gefühl der Stabilität und Sicherheit, das mit bekannten Namen und umfangreicher Berichterstattung einhergeht, ist ein trügerisches. Der Informationsvorsprung, der Anleger eher zur BMW- als zur Tata-Motors-Aktie greifen lässt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Illusion: Nur weil über den bayerischen Autobauer hierzulande mehr zu lesen ist als über den größten Christine Romar Citigroup Global Markets Deutschland AG Von Christine Romar Kolumne 07 BÖRSE am Sonntag · 27/1 5


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