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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Denkzeit Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Einiges ist kaufbar geworden Noch vor wenigen Wochen wurde wie ein Mantra die Alternativlosigkeit von Aktien beschworen. Die Renditen wurden nach und nach gegen die Nullzinspolitik der Notenbanken arbitriert. Dabei wurde stillschweigend unterstellt, dass sich die Weltwirtschaft auf einem zwar bescheidenen, aber doch kontinuierlichen Wachstumspfad befindet. Doch dieses Bild ist durch die Sorge um Chinas Wirtschaft, der zweitwichtigsten Volkswirtschaft der Welt, auf einen Schlag in Frage gestellt. Über die Zukunft der Aktie als Mittel zur Investition sprach die BÖRSE am Sonntag mit Dr. Uwe Rathausky, Vorstand der GANÉ Aktiengesellschaft. Börse am Sonntag: Die internationalen Börsen sind in den letzten Wochen panikartig um bis zu 20 Prozent eingebrochen. Wurden sie von der Entwicklung überrascht? Dr. Uwe Rathausky: Man muss mit so etwas immer rechnen. Als Elfjähriger saß ich vor der Tagesschau und habe den schwarzen Montag von 1987 wahrgenommen. Bis zum letzten Ausverkauf im Sommer 2011 gab es einige Krisen, die einem die Schwankungsanfälligkeit der Börse vor Augen führten. Wann ein Crash kommt, kann niemand prognostizieren. Stets ist aber Sorglosigkeit der Kapitalmarktteilnehmer der Nährboden für ein solches Ereignis, und die war eindeutig vorhanden. Börse am Sonntag: Wie gut waren Sie mit Ihrem Fonds darauf vorbereitet? Dr. Uwe Rathausky: Einigermaßen. Wir hatten 23 Prozent Liquidität und 14 Prozent Anleihen mit Geldmarktersatzcharakter. Das hat uns zweifellos geschützt und wir konnten unseren Drawdown auf rund sechs Prozent begrenzen. Es soll nicht selbstquälerisch klingen, aber wir mögen Volatilität und Panik. In solchen Zeiten fällt uns das Investieren leichter. Unsere Liquiditätsquote hat sich um neun Prozent reduziert. Börse am Sonntag: Woher nehmen Sie das Timing? Dr. Uwe Rathausky: Unsere Event-Orientierung und unsere Renditekriterien helfen uns. Wir sind flexibel investiert, in Aktien, Anleihen und Liquidität. Nur wenn wir für das Eingehen von Risiken adäquat entgolten werden, bringen wir das Kapital unserer Investoren zum Arbeiten. Sonst halten wir Liquidität. Mitunter auch über längere Dr. Uwe Rathausky Mitglied des Vorstands der GANÉ Aktiengesellschaft Zeiträume. Wir orientieren uns nicht an relativer Attraktivität, sondern an absoluten Renditekriterien, die in letzter Zeit vielfach nicht mehr erfüllt waren. Mit dem Ausverkauf ist einiges kaufbar geworden. Börse am Sonntag: Und jetzt geht es wieder aufwärts? Dr. Uwe Rathausky: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir gehen aber davon aus, dass unsere Unternehmen in einigen Jahren mehr wert sein werden als heute. Und das wird sich über kurz oder lang in den Börsenkursen zeigen. Börse am Sonntag: Haben Sie keine Angst vor einer Zinswende in den USA? Dr. Uwe Rathausky: Die Zentralbanken in der Euro-Zone und Japan haben den Leitzins bei fast null Prozent gefixt. China hat nun ebenfalls eine expansive Geldpolitik eingeläutet. Die USA werden den Leitzins nur homöopathisch anheben können, wollen sie den eigenen Aufschwung und die günstige Refinanzierung ihrer Schulden nicht gefährden. Börse am Sonntag: Anleihen bleiben also unattraktiv? Dr. Uwe Rathausky: So lange wir keinen Crash am Anleihenmarkt sehen, gibt es nur wenige attraktive Ausnahmen. Börse am Sonntag: Also sind Aktien doch alternativlos? Dr. Uwe Rathausky: Eher als noch vor einigen Wochen. Dr. Uwe Rathausky ist Vorstand der GANÉ Aktiengesellschaft. Gemeinsam mit seinem Kollegen Henrik Muhle verantwortet er den globalen Mischfonds ACATS GANÉ Value Event (WKN: A0X754). 19 BÖRSE am Sonntag · 35/1 5 Interview


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