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Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   Zertifikate   rohstoffe   Denkzeit Sommerfrische der Woche Sie möchten am Strand liegen, einfach nur so? Widerstehen Sie der Versuchung! Der Teutonengrill ist zwar sonnig und lockend, aber dies ist die Toskana, ein Land voller Wunder. Ein guter Beginn ist die stark befestigte, in ihrer Gesamtheit als Baudenkmal erhaltene Stadt Lucca mit der unglaublich reich geschmückten, romanischen Michaelskirche, dem kaum weniger spektakulären Dom und ihren vielen anderen Kirchen – 99 sollen es ein. Und nein, dies ist kein Trompe-l’oeil – da steht wirklich ein mittelalterlicher Turm, über 40 Meter hoch, bekrönt von einer Baumgruppe. Es sind Steineichen, die bereits im 14. Jahrhundert auf dem Torre Guinigi gepflanzt wurden. Der nächste spektakuläre Turm wartet kaum eine halbe Autostunde in südlicher Richtung. Wie aus dem Nichts taucht er auf – unglaublich schief, aber von erlesenen Proportionen. Das kann nur Pisa sein! Die nordwestliche Ecke des inneren Stadtgebietes nimmt dort der Domplatz ein, und hier stehen wahre Wunderwerke der Romanik. Der Dom, das Baptisterium an Giovanni, der Camposanto – und natürlich dieser Turm. Die übrige Stadt ist eng und hektisch, irgendwie ist hier alles schräg. Schnell weg! Der Weg nach Süden an der Küste entlang führt fast automatisch nach Populonia. So groß der Name klingt – so klein ist das Nest, denn nur noch das antike Populonia Alta ist heute städtisch bebaut. Drunten, am Meer, finden sich ein rundes Dutzend Häuser, dazu ein Campingplatz und ein paar Trattorien, dazu eine fast unvergleichliche Aussicht auf das tyrrhenische Meer. Als Quartiere bieten sich einige Bauernhöfe an, wenige hundert Meter im Hinterland. Der Blick schweift umher: und hier soll keine bedeutende etruskische Siedlung gewesen ein? Doch, die gab es hier. Eine bedeutende Nekropole gibt davon Zeugnis. Alles schief – die Altstadt von Pisa Einst war hier eines der antiken Zentren der Erzverarbeitung. Die Etrusker häuften eine Halde auf, die groß genug war, um den Italienern noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Rohstoffquelle für Eisenerz zu dienen, das in der Antike nicht ausgeschmolzen werden konnte, weil es natürlich keine Hochöfen gab. So wurde das Erz von Populonia gleich zweimal genutzt – erst für etruskische Kunstwerke, dann, zweieinhalb Jahrtausende später, für italienische Weltkriegskanonen. Von Populonia aus schweift der Blick hinüber nach Elba. Doch schon Napoleon hielt es auf dieser Insel nicht aus – da wenden auch wir das Auto und fahren in die Berge. Prompt erreichen wir ein Städtchen, in dem die Toskana lebendig ist, von der uns die Eltern und Großeltern begeistert erzählten. Beschauliche Ruhe, einzelne Häuser etwas heruntergekommen exzellenter Kaffee auf dem zentralen Platz mit Blick auf eine bezaubernde alte Kirche – und vor allem einheimische Gesprächspartner, die Zeit haben und genügend Humor, um unser Italienisch, das in etwa dem Latein eines Quintaners gleicht, zu verstehen. Auf Sträßchen, die kaum Gegenverkehr zulassen, geht es weiter durch die Berge. San Galgano ist das nächste Ziel. Ein Falkner 33 BÖRSE am Sonntag · 35/1 5


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