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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Denkzeit Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Nun richten sich alle Blicke auf die letzte Notenbanksitzung in diesem Jahr am 16. Dezember. Dabei geht es nicht nur um die Frage einer Zinserhöhung, sondern es geht auch um die Glaubwürdigkeit der Federal Reserve und ihrer Dr. Hartmut Knüppel Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Derivate Verbands (DDV) Vorsitzenden Janet Yellen. Diese Glaubwürdigkeit hat zweifelsohne gelitten. So wurden die Märkte in dem Glauben gelassen, dass es in diesem Monat eine moderate Zinserhöhung geben werde. Es mag ja gute Gründe geben, mit der Zinsanhebung noch etwas zu warten. Ja, die wirtschaftliche Lage in China und in den Schwellenländern hat sich einget rübt. Doch das ist keine neue Erkenntnis. Nach der Finanzmarktkrise haben sich die Zentralbanken aus Sicht der meisten Finanzmarktakteure als Fels in der Brandung erwiesen. Und zwar unabhängig davon,ob man die eine oder andere Entscheidung nun gut heißt oder nicht. Neben der Europäischen Zentralbank kommt gerade der Federal Reserve hier eine zentrale Rolle zu. Die große Mehrheit der Beobachtererwartete, dass die Fed ihrer Führungsverantwortung in der Geldpolitik gerecht wird und einen ersten Schritt auf dem Weg aus der Nullzinspolitik geht. Dabei forderte niemand große Sprünge, der Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes sollte langsam erfolgen. Aber jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Und eines darfauch nicht passieren:Man ruftdie Läufer an den Start und zögert dann, den Startschuss zu geben. Nun wollten nicht alle Notenbanker weiter zuwarten. So hatte sich im JanuarUS-Notenbanker Jeffrey Lacker für eine Zinserhöhung im Juni ausgesprochen.Yellenerklärtehingegen, dass der Erholung des US-Arbeitsmarkts Priorität vor einem Zinsschritt eingeräumt werden müsse. Zudem wolle man abwarten, bis sich die Inflationsrate dem Fed-Zielwert von 2,0 Prozent nähere. Dabei machen die Vereinigten Staaten in puncto Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich durchaus beachtliche Fortschritte. Die Arbeitslosenzahlen verringerten sich von10,0 Prozent im Oktober 2009 auf derzeit 5,1 Prozent. Also ein durchaus erfreuliches Bild, auch wenn Kritiker einwenden, dass immer mehr Amerikaner die Suche nach einer Festanstellung aufgegeben haben und aus der amtlichen Statistik herausfallen. Andererseits bleibt die geringe Inflationsrateden US-Notenbankernein Dorn im Auge. Die Löhne wachsen bescheiden,und die Konsumentenpreise sindauch dank des starken Rückgangs der Ölpreise weitgehend stabil. Es gibt also durchaus vertretbare Gründe, mit einer Zinserhöhung noch etwas zu warten.Aber Yellen steht im Wort. Ihren Ankündigungen müssen Taten folgen. Das erwarten im Übrigen auch die Finanzmarktakteure in Deutschland. So ergab eine Umfrage der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA), dass 43 Prozent der Investment Professionals in Deutschland einen Zinsschritt zum jetzigen Zeitpunkt für richtig halten. Ein Viertel der Befragten vertritt sogar die Meinung, dass die Zinsen schon längst hätten steigen müssen. In anderen Ländern dürfte es ähnliche Einschätzungen geben. Die US-Notenbanker um Präsidentin Janet Yellen sollten nicht länger zaudern, sondern den Anlegern wieder Vertrauen in die Zukunft geben.Die Glaubwürdigkeit des Stabilitätsankers Notenbank ist ein hohes Gut und darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. 19 BÖRSE am Sonntag · 40/1 5 Kolumne


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