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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Denkzeit Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE inzwischen zurückgreifen können. Die Deutsche Börse verzeichnet unter der Rubrik „Nachhaltigkeit“ inzwischen elf entsprechende Produkte. Denn längst nutzen Investoren ETFs nicht nur, um große Aktienindizes wie den EURO STOXX 50 oder den MSCI USA abzubilden. Die Besonderheit von SRI ETFs ist, dass die ihnen zugrunde liegenden Indizes nicht ausschließlich auf Basis der Marktkapitalisierung der enthaltenen Aktien aufgebaut sind. Vielmehr fließen eine Reihe weiterer Kriterien ein – deren Ziel ist es zu messen, wie gut ein Unternehmen in Bezug auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Regeln transparenter Unternehmensführung aufgestellt ist. Die wohl bekannteste und am weitesten entwickelte Familie von Nachhaltigkeitsindizes sind die MSCI Socially Responsible Indizes. Sie sind darauf angelegt, aus dem Universum des globalen Standard-Index MSCI World diejenigen Unternehmen herauszufiltern, die in Bezug auf SRI-Kriterien am besten abschneiden. Die in den MSCI-SRI-Indizes enthaltenen Titel werden nach einem Verfahren ausgewählt, das die beiden grundlegenden Prinzipien des Negativscreening und Positivscreening verbindet. Negativscreening bedeutet dabei, dass Unternehmen ausgeschlossen werden, die im Widerspruch zu bestimmten Werten stehen, also die Gesellschaft oder Umwelt negativ beeinflussen. Das betrifft nach der MSCI-Methodik unter anderem Unternehmen aus der Tabakbranche oder Waffenproduzenten. Über das Positivscreening werden Unternehmen identifiziert, die bei verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien in ihrem Sektor besonders gut abschneiden. Dazu greift MSCI auf das hauseigene ESG-Research zurück. Die Abkürzung ESG steht dabei für „Environmental, Social and Governance“, also die Umwelt, die Gesellschaft oder die Unternehmensführung betreffend. Das MSCIESG Research liefert einerseits eine Einschätzung zu immateriellen und damit auf den ersten Blick möglicherweise unsichtbaren Risiken und Potenzialen eines Unternehmens in Bezug auf ESG-Kriterien. Zum anderen untersucht der so genannte MSCI ESG Impact Monitor, welche Auswirkungen die Aktivitäten eines Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft haben. Wie strikt die dabei angelegten Kriterien sind, zeigt aktuell das Beispiel Volkswagen. Die VW-Aktie war bereits vor dem aktuellen Abgasskandal nicht mehr in den MSCI-SRI-Indizes enthalten. Die Gründe dafür waren vor allem ein zu niedriges Rating im Bereich Corporate Governance und die Accounting- Governance-Risk-Bewertung „aggressiv“, die Zweifel an der Qualität der Unternehmensberichte aufwarf. Am Ende des Auswahlprozesses steht somit ein Index, der einerseits strengen Nachhaltigkeitskriterien genügt und andererseits ein ähnliches Branchen- und damit auch Risikoprofil wie der zugrunde liegende Standardindex aufweist. Anleger investieren also nachhaltig und müssen dabei im Grunde keine Abstriche in Sachen Diversifikation und Renditeerwartung machen. So verzeichnete etwa der MSCI World SRI Index in den vergangenen fünf Jahren eine jährliche Rendite von 10,58 Prozent. Die Rendite des Mutterindex MSCI World lag mit 11,68 Prozent jährlich etwas höher. Das gilt allerdings auch für die Kursschwankungen, denn die Volatilität des MSCI World lag im selben Zeitraum bei 13,19 Prozent, während es beim MSCI World SRI lediglich 12,78 Prozent waren. Ergebnis: Beide Indizes weisen eine fast identische Sharpe Ratio von 0,89 beziehungsweise 0,84 auf. Und weil die Nachfrage der Investoren groß ist, sind SRI-ETFs inzwischen nicht nur für den globalen Aktienmarkt verfügbar, sondern auch für einzelne Regionen wie Europa, Nordamerika oder für Schwellenländer – und das alles zu den niedrigen Kosten eines passiven Investments. Kolumne Dag Rodewald Leiter Vertrieb UBS ETFs Deutschland und Österreich 23 BÖRSE am Sonntag · 40/1 5


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