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ZERTIFIKATE  rohstoffe   Denkzeit Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS Urvater und Begründer des Value Investing ist Benjamin Graham, der zusammen mit David Todd die Grundzüge der Methode seit 1928 an der Columbia Business School lehrte - festgehalten in seinen Büchern „Security Analysis“ (1934) und „The Intelligent Investor“ (1949). Seit Grahams Tagen hat sich auf den Finanzmärkten einiges verändert, was auch die Methodik des Value Investing beeinf lusste. Die Grundphilosophie ist jedoch dieselbe geblieben: Investieren ist nicht gleichzusetzten mit Spekulieren. Der Investor soll seinen Entscheidungen den Wunsch zu Sebastian Hofmann-Wertherr Managing Director und Head of German speaking & Eastern Europe bei Russell Investments Grunde legen, sich aktiv am Unternehmen zu beteiligen. Dazu gehört eine gründliche Analyse des Unternehmens. Zentral beim Value Investing ist die Diskrepanz zwischen der Bewertung des Wertpapiers und tatsächlicher Performance des Unternehmens. Je größer diese ist, desto mehr Gewinn lässt sich beim Value Investing erzielen. Es geht nicht darum, einfach nur billige Aktien zu kaufen, sondern unterbewertete. Beim klassischen Ansatz werden zunächst scheinbar unterbewerte Wertpapiere gesucht und dann der innere Wert mithilfe der Fundamentalanalyse ermittelt. Das heißt, man konzentriert sich auf betriebswirtschaftliche Daten des Unternehmens und nicht auf die Börsenkurse. Unterbewertet ist ein Wertpapier, wenn es in Relation zu seinem inneren Wert einen zu niedrigen Kurs aufweist. Der innere Wert ist der Indikator für alle Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Problematisch hierbei ist, wie man den Wert genau definiert und misst. Kennziffern können zum Beispiel das Kurs-Buchwert- Verhältnis, das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Dividendenrente, die Ergebnisse von Kapitalwertmethoden oder Umsätze sein. Für die Ermittlung des inneren Wertes gibt es bislang keine allgemein angewendete Standardmethode. Eine ausreichend große Differenz zwischen dem Preis eines Wertpapiers und dem kalkulierten inneren Wert ist jedoch nötig. Nur so kann eine ausreichend große Rendite erzielt werden, die für das Verlustrisiko entschädigt. Eine hohe Sicherheitsmarge ist das wesentliche Element dieses Anlagekonzepts. Sie beträgt beim Value Investing bis zu 50%, hin und wieder sogar mehr. Je höher sie ist, also je größer die Differenz zwischen Preis und innerem Wert der Aktie ist, desto geringer ist das Risiko. Eine entscheidende Eigenschaft, die ein Investor für das Value Investing mitbringen muss, ist Geduld. Denn Value-Aktien generieren im Vergleich mit Wachstumswerten über einen längeren Zeitraum höhere Renditen. Die Prämie von Value-Aktien ist robust und über alle Regionen und Industrien hinweg vorhanden. Value Investing kann mit sorgfältiger Analyse eine gute Möglichkeit sein, ertragreich anzulegen. Man sollte das Entscheidende dabei jedoch nie vergessen: Billige Aktie ist nicht immer gleich unterbewertete Aktie. Die Analyse und die darauf basierende Prognose für die weitere Entwicklung des Unternehmens müssen im Vordergrund stehen. 41 BÖRSE am Sonntag · 40/1 5 Gastbeitrag


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