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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Interview Aus für die Wachstumslokomotive Deutschland? Sieben Fragen an Nicolas Simar, Dividendenchef bei NN Investment Partners in Brüssel. Der Belgier arbeitet seit 1996 bei der Investmentfirma NN Investment Partners, früher ING Investment Management, verantwortet dort das Value-Team und ist als Senior Portfolio Manager für den „NN (L) Invest Euro High Dividend“ zuständig. BÖRSE am Sonntag: Ist der europäische Aktienmarkt heute interessanter als der amerikanische? Nicolas Simar: Ja, denn die USA sind im Wirtschaftszyklus viel weiter fortgeschritten als die EU. Die Margen der Unternehmen haben den Höchststand bereits erreicht. Während man in den USA mit zwei bis vier Zinserhöhungsschritten dieses Jahr rechnet, ist die EZB noch weit davon entfernt, ihre Geldpolitik zu straffen. BÖRSE am Sonntag: Deutschland erbringt 30 Prozent der Wirtschaftsleistung Europas. Wie präsentiert sich die Lage des Landes? Nicolas Simar: In der Vergangenheit profitierte die deutsche Wirtschaft stark von Exporten in die Schwellenländer. Das Wachstum dieser Märkte hat sich mittlerweile aber verlangsamt. Der Wettbewerbsvorteil Deutschlands gegenüber den südeuropäischen Ländern hat sich in den vergangenen Jahren verringert. So ist es schwierig geworden, unter deutschen Aktien solche mit attraktiver Bewertung auszumachen. BÖRSE am Sonntag: Wird die schlechte Verfassung der Schwellenländer Europa noch stärker beeinflussen? Nicolas Simar: Wenn die Renditen der Staatsanleihen von Ländern wie Spanien oder Italien ansteigen würden, dann wäre das tatsächlich ein Grund zu Sorge. Trotz den jüngsten Ereignissen war das aber nicht der Fall. Die Anleger zählen auf die Europäische Zentralbank. Für Unsicherheit werden aber nicht nur die Schwellenländer sorgen, sondern auch die bevorstehenden Wahlen und Abstimmungen in Europa. BÖRSE am Sonntag: Welche Aktienmärkte Europas sprechen Sie als Value-Investor an? Nicolas Simar: Italien ist der am günstigsten bewertete Markt. Wir finden vor allem den Bankensektor interessant. Er ist gut kapitalisiert und wirft für Aktionäre anständige Dividenden ab. Italien hat keine Immobilienblase, die Verschuldung der Privathaushalte ist, anders als diejenige der öffentlichen Hand, recht gering. BÖRSE am Sonntag: Welche Sektoren finden Sie attraktiv? Nicolas Simar: Wir mögen Firmen, die vom Aufschwung in Europa profitieren. Beispiele dafür sind Betreiber von Autobahnen wie Vinci aus Frankreich oder Abertis aus Spanien. Solche Firmen zahlen gute Dividenden und haben sehr berechenbare Cashflows. Bei Banken wie ABN Amro oder Intesa Sanpaolo gefallen uns die Bewertung und die Aussicht auf künftig steigende Dividenden. Der seit einigen Monaten sinkende Kurs der Deutschen Post hat uns interessante Einstiegsmöglichkeiten eröffnet. BÖRSE am Sonntag: Wovon halten Sie sich fern? Nicolas Simar: Bei Industriefirmen, die Investitionsgüter für den Export herstellen, sind wir wegen der Nachfragesituation skeptisch. Der Gesundheitssektor war für uns lange Zeit interessant, die Bewertungen haben mittlerweile aber ein Niveau erreicht, das gegen den Sektor spricht. Nicolas Simar Dividendenchef bei NN Investment Partners in Brüssel 22 BÖRSE am Sonntag · 09/1 6


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