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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Atomkraft: Wir das Geld, ihr den Müll Es hätte schlimmer kommen können: Der Entwurf zur Finanzierung des Atomausstiegs ist für die deutschen Energiekonzerne ein ordentlicher Kompromiss. Zwar kostet sie die Energiewende viel Geld - doch langfristig können sie sich damit von der Verantwortung für nuklearen Müll freikaufen. Es ist durch und durch ein Kompromiss: Die „Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs“ hat am vergangenen Mittwoch ihren finalen Entwurf vorgelegt. Und sorgte umgehend für Kurssprünge an der Börse: Die Aktien von Eon und RWE legten deutlich zutun gehörten zu den Topwerten im DAX. Doch die Euphorie war nur von kurzer Dauer: Während RWE noch ein Plus von 0,31 Prozent ins Wochenende retten konnte, musste Eon am Ende sogar ein Minus über 2,03 Prozent verkraften. Dabei ist die Vorlage der Atomkommission eigentlich ein Grund zur Erleichterung. Um die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls zu finanzieren, müssen die deutschen Energieversorger bis 2022 17,2 Milliarden Euro an einen öffentlich-rechtlichen Fonds überweisen. Um sich von jeglicher Haftung freizukaufen, müssten RWE und Co. ein Risikoaufschlag von gesammelt 6,142 Milliarden Euro Dieser soll dann das Geld langfristig „arbeiten lassen“. Während die Großkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW eine Schmerzgrenze von rund 21 Milliarden gesetzt hatten, forderten einige Mitglieder der Kommission bis zu 26 Milliarden Euro. Dem Entwurf zugrunde lagen Preise von Ende 2014 - als Gesamtkosten für Abriss der Meiler und Lagerung des Atommülls wurden 47,5 Milliarden Euro veranschlagt. Dem Vorschlag der Kommission zufolge sollen die Konzerne Rückstellungen von aktuell 19,8 Milliarden Euro (Ende 2014) behalten und damit sowohl Stilllegung und Abriss als auch endlagergerechte Verpackung der strahlenden Abfälle finanzieren. Dies soll bis spätestens 2040 geschehen. Ein Traumergebnis ist das für die krisengebeutelten Energiekonzerne natürlich nicht. Wenn RWE-Chef Peter Terium den Brief an die Aktionäre mit einem chinesischen Sprichwort beginnt, dann kann man schon erahnen, wie schlecht es um den Konzern steht. Oder 22 BÖRSE am Sonntag · 17/1 6 Kolumne


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