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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Auswege aus dem Zins-Tal Von Jörn Schiemann Alternative zum Sparbuch: Auch in Zeiten des Nullzinses bieten einige Kapitalmarkt-Produkte vergleichsweise attraktive Erträge und eine Ausstattung, die insbesondere konservativere Anleger schätzen. Jörn Schiemann Leiter Privatkunden und Anlageproduktebei der IKB Deutsche Industriebank AG – zuständig für die IKB-Wertpapiere Das kann selbst genügsame Anleger nicht mehr zufrieden stellen: Aus dem Niedrigzins vergangener Jahre ist vielfach ein Nullzins geworden. Und von einer bevorstehenden Zinswende ist zumindest hierzulande nichts zu spüren. Im Gegenteil: Anfang April markierte die Umlaufrendite, die Bundesanleihen unterschiedlicher Laufzeiten im Schnitt abwerfen, ein neues historisches Tief von exakt 0,00 Prozent. Ein Szenario, das noch vor einigen Jahren unvorstellbar war, ist damit nun zur realen Herausforderung für einen großen Teil der Anleger geworden. Die niedrigen Zinsen treffen zum einen Institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen, die auf stetige Einkommensströme bei gleichzeitig geringem Risiko angewiesen sind, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können. Es trifft aber zum anderen auch einen erheblichen Anteil der deutschen Privatanleger, die in klassische Sparprodukte investieren; Sparbücher und Tagesgeldangebote bieten nur noch Zinsen, die vielfach selbst von sehr geringen Teuerungsraten aufgefressen werden. Auch früher beliebte Geldmarktprodukte haben ihren Charme als solide verzinste und gleichzeitig sichere Anlageform eingebüßt. Dabei bleiben Zinsprodukte ohne Alternative. Viele Anleger können oder wollen sich nicht dem Risiko aussetzen, das mit der Anlageklasse Aktien untrennbar verbunden ist – und sie sollten zumindest teilweise in Alternativen investieren, wie der Crash im ersten Quartal dieses Jahres einmal mehr eindrucksvoll belegt hat. Im Januar wurde binnen weniger Tage die Wertentwicklung des kompletten Jahres 2015 zunichtegemacht, und auch nach der jüngsten Beruhigung notiert beispielsweise der DAX noch deutlich unter Vorjahresniveau. Anleger, die ihr Kapital zu einem festgelegten Zeitpunkt in nicht allzu ferner Zukunft benötigen oder flexibel darauf zurückgreifen wollen und zudem planbare, wenn auch geringere Erträge schätzen, sollten ihrem Portfolio also nach wie vor einen nennenswerten Teil an Zinsanlagen beimischen. So bieten einige Banken weiterhin Zinsprodukte, die mit vergleichsweise attraktiven Konditionen überzeugen. Bei einigen Festgeldangeboten liegen die Zinsen deutlich oberhalb des Niveaus, das mit Bundesanleihen vergleichbarer Laufzeit aktuell zu erzielen ist. So gibt es bei deutscher Einlagensicherung zurzeit beispielsweise für eine Laufzeit von fünf Jahren Zinsen von ungefähr bis zu 1,5 Prozent, während Käufer von Bundesanleihen mit entsprechender Restlaufzeit derzeit für ihre Geldanlage nicht nur keinen Cent Zinsen erhalten, sondern am Ende noch draufzahlen. Ertragreicher als Festgeldangebote sind von Banken emittierte Anleihen. Bei diesen Papieren gibt es für unterschiedliche mittelfristige Laufzeiten im Gegensatz zu vergleichbaren Bundesanleihen ebenfalls deutlich positiven Renditen. Die Bankanleihen funktionieren wie klassische Anleihen, haben also eine feste Laufzeit und einen – meist feststehenden – Kupon. Daneben sind auch Stufenzinsanleihen im Angebot, deren Zins sich über die Laufzeit nach zuvor festgelegtem Muster erhöht. Mit einer fünfjährigen Anleihe, deren Zins von anfangs 1,20 Prozent sukzessive auf 2,00 Prozent im letzten Jahr der Laufzeit steigt, lässt sich auch heute noch eine jährliche Rendite von etwa 1,40 Prozent sichern. Es gibt also noch Pfade, die aus dem Zins- Tal herausführen. Diese führen zwar nicht auf die höchsten Rendite-Gipfel, bieten aber auch bei mittleren Laufzeiten immerhin bereits interessante Aussichten. Kolumne 29 BÖRSE am Sonntag · 17/1 6


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