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rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   ZERTIFIKATE Brexit-Unsicherheit wird schwer auf zyklischen Rohstoffen lasten Von Nitesh Shah Die unmittelbaren Folgen waren am Tag der Brexit-Entscheidung deutlich: Öl, Kupfer und Palladium fielen um fünf, zwei, beziehungsweise drei Prozent, während Gold – eine defensive Anlageklasse – fünf Prozent zulegen konnte. Während der Austritt Großbritanniens aus der EU in der nahen Zukunft nur vernachlässigbare Auswirkungen auf die Balance von Angebot und Nachfrage der meisten Rohstoffe haben wird, wirkt sich das Sentiment, also die Stimmung, sehr wohl auf deren Preise aus. Beispielsweise sind die Kupferpreise in den letzten sechs Jahren aufgrund von schlechtem Sentiment um rund 50 Prozent gefallen, ungeachtet des Faktums, dass sich die Kupfermärkte in diesem Zeitraum in einem Angebotsdefizit befunden haben (was wahrscheinlich auch im siebenten Jahr der Fall sein wird). Manche vergleichen den “Brexit Schock” der Aktienmärkte mit dem Lehman Schock. Intraday stieg der VIX von 17 auf 26 (ein Plus von 53 Prozent) und die 10-Jahresrendite der US Treasuries fiel von 1,7 auf 1,4 Prozent (ein Minus von 17 Prozent), was beides an den Tag nach der Lehman Brothers Pleite 2008 erinnert. Befeuert wurde die Unsicherheit zur Zeit der Lehman Krise von der starken Vernetzung der Finanzmärkte und der Angst vor “untergehenden” Finanzinstitutionen. Diese Unsicherheit führte (zusätzlich zum Kollaps der Finanzsysteme) zum Rückgang des weltweiten Wachstums und zog die Preise für Rohstoffe noch weiter hinunter. Ebenso könnte die Unsicherheit der Beziehung von Großbritannien zur EU sowie zu anderen globalen Partnern zu einem Einbruch des weltweiten Wachstums führen. Dem würden die Preise der zyklischen Rohstoffe erneut zum Opfer fallen. Nach der Lehman Krise führte China ein großes Stimulusprojekt durch, welches die Nachfrage nach zyklischen Rohstoffen stark ansteigen ließ. Das Angebot konnte nicht mit der Nachfrage mithalten, was eine starke Rallye der Rohstoffe zur Folge hatte. Chinas Interesse, dieses Mal erneut den “weißen Ritter” zu spielen, scheint jedoch begrenzt zu sein. China versucht, niedrigere, dafür aber nachhaltige Wachstumsraten zu erzielen und möchte sich daher auch von strategiebedingten “Boom-Bust Rallies” wegbewegen. Zyklische Rohstoffe könnten wahrscheinlich fallen, bis der Markt mehr Klarheit über die Zukunft Großbritanniens und der Weltwirtschaft in unsicheren politischen Zeiten hat. Nitesh Shah Director – Commodities Strategist bei ETF Securities. Trotz der stabilen Fundamentaldaten hinter vielen zyklischen Rohstoffen wird sich der anhaltende Nebel der Unsicherheit, der von der Entscheidung Großbritanniens die EU zu verlassen ausgelöst wurde, negativ auf deren Performance auswirken. Kolumne Foto: © nerthuz - Fotolia.com 34 BÖRSE am Sonntag · 26/1 6


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