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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 09

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Bayer will Geschichte schreiben Bei Bayer dreht sich derzeit alles um den historischen Deal mit dem US-Saatgutkonzern Monsanto. Es soll die größte Übernahme werden, die jemals ein deutsches Unternehmen im Ausland tätigte. Ob diese auch zum größten Erfolg wird, bleibt indes fraglich. Fest steht jedoch: Bayer befindet sich auf einem richtig guten Weg – der Pharmasparte sei Dank. Bayer Stand: 03.03.2017 in den USA derzeit kartellrechtlich geprüft – es wäre eine Überraschung, sollte die Übernahme bereits vor Jahresende in trockenen Tüchern sein. Der Knackpunkt: Die Marktmacht, die eine solche Fusion generieren würde, könnte für die ohnehin schon hoch konzentrierte Agrochemiebranche gefährliche Folgen haben, weshalb vermehrt Stimmen laut werden, die die Übernahme von Monsanto durch die Bayer AG mindestens als kritisch beurteilen. Strategisch wäre es daher äußerst wichtig, sich der Unterstützung des einflussreichen Präsidenten gewiss sein zu dürfen. Und dieser zeigt sich nicht zuletzt auf Twitter angesichts eines durch Bayer angekündigten Investitionsvolumens in Höhe von acht Milliarden Dollar in den USA sowie des Vorhabens, 3000 neue „High-Tech- Jobs“ dort schaffen zu wollen, als großer Bayer-Fan.   Auch Starinvestor Warren Buffett blickt erwartungsfroh in die Zukunft und freut sich auf die Monsanto-Übernahme. Offenbar birgt der mögliche Zusammenschluss aus seiner Sicht großes Potential, und so investierte er in acht Millionen Aktien des US-Saatgutkonzerns. Dennoch ist der Deal nicht nur aus kartellrechtlicher Sicht umstritten. Ob sich die extrem kostspielige Übernahme – 66 Milliarden Dollar plus in der Höhe schwer kalkulierbare Kosten für die vermutlich langwierige Integration in den Bayer-Konzern sollen die Leverkusener für Monsanto hinblättern – tatsächlich lohnen wird, bleibt zweifelhaft. Zwar ist das in St. Louis beheimatete Unternehmen in der Forschung besonders stark. Doch inwieweit sich beispielsweise mit Satelliten, die Landwirtschaftsfelder 18 BÖRSE am Sonntag · 09/17 überwachen und Sensoren im Boden, die über eine passende Saatzeit informieren, tatsächlich das große Geld verdienen lässt, muss sich erst zeigen. Dabei braucht es oftmals viel Phantasie und vermutlich auch reichlich Geduld. Darüberhinaus darf nicht verkannt werden, dass sich Bayer durch die geplante Fusion einiges an PR-Problemen ans Bein bindet. Das aggressive Geschäftsverhalten des US-Saatgutkonzerns gegenüber Bauern, seine stark vorangetriebene Monopolstellung und Aktie des Jahres „Bayer first.“ Das große Rätsel, welches deutsche Unternehmen es wohl als erstes in die ominösen Tweets des neuen US-Präsidenten Donald Trump schaffen würde, ist seit Mitte Januar endlich gelöst. Ob der Leverkusener Chemie- und Pharmariese marketingtechnisch mit dieser historischen Begebenheit allerdings hausieren gehen sollte, bleibt angesichts der internationalen Beliebtheit des „Hasspredigers“, wie Deutschlands Bundespräsident Frank- Walter Steinmeier den mächtigsten Mann der Welt nennt, fraglich. Dennoch soll Trump für Bayer zum Trumpf werden. Schließlich wird der geplante Megadeal zwischen dem Chemieriesen und dem Saatguthersteller Monsanto Von Wim Weimer


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