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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 09

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART 07 BÖRSE am Sonntag · 09/17 Titel Für die meisten Europäer ist der Amtsantritt von Donald Trump in etwa so erfreulich wie Reizhusten. Seine Beliebtheit ist diesseits des Atlantiks im gefühlten Mittel von Zappel-Philipp und Räuber Hotzenplotz. Man erwartet von ihm im besseren Fall alberne Eitelkeit und Sprunghaftigkeit, im schlechteren großen, nationalistischen Ärger. Von der Autoindustrie bis zu Nato-Generälen, von Klimaschützern bis zu Kulturschaffenden gibt man sich hell entsetzt. Vor allem die linke politische Szene lässt kein gutes Haar am neuen US-Präsidenten. An den Börsen allerdings steigen seit seiner Wahl die Kurse. Analysten sprechen von einem „Trump-Jump“. Und Binky Chadha, Chief Global Strategist der Deutschen Bank glaubt, dass dies erst der Anfang ist. Chadha hält Aktien derzeit nicht für hoch bewertet. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen denkt er nicht, dass die von Trump versprochenen Konjunkturprogramme schon in den Aktienkursen eingepreist sind. Für ihn ist die Rally seit dem Wahlerfolg des Republikaners lediglich darauf zurückzuführen, dass mit der Wahlentscheidung die Unsicherheit aus den Märkten verschwunden sei. Mit einem Anziehen der Wirtschaft und steigenden Unternehmensgewinnen werde sich auch die bullische Entwicklung an den Börsen fortsetzen, so der Deutsche- Bank-Analyst. Bis zum Jahresende sieht er den S&P 500 Index die Marke von 2.600 Punkten erreichen. Viele andere Wall-Street-Größen, sind skeptisch. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock malt ein düsteres Bild für die Finanzmärkte. „Ich sehe viele dunkle Wolken“, sagt Blackrock-Chef Larry Fink. Die Finanzmärkte könnten einen deutlichen Rückschlag erleiden. Die US-Konjunktur befinde sich bereits inmitten einer Abschwächung. Auch George Soros glaubt nicht an eine Fortsetzung der Trump-Rally. Der milliardenschwere US-Starinvestor ist dabei besonders pessimistisch und prophezeite den Finanzmärkten ein böses Erwachen. Zwar hat der Hedgefonds-Manager, der nach dem Trump-Sieg auf fallende Kurse setzte, damit anscheinend viel Geld an der Börse verloren. Dennoch ist er davon überzeugt, dass die Märkte letztendlich von der Realität eingeholt werden, und das werde "nicht gut ausgehen". Seine Begründung: "Die Unsicherheit ist so hoch wie nie und Unsicherheit ist der Feind für langfristige Investments“. Bei einem Gespräch Bloomberg TV ließ er kein gutes Haar am neuen US-Präsidenten: Trump sei ein "Blender und Hochstapler und Möchtegern-Diktator", lautet sein Urteil über den Republikaner. Und weiter: "Ich persönlich glaube, dass er scheitern wird“. Starinvestor Warren Buffett ist politisch ähnlich kritisch mit Donald Trump. Anders als Soros aber hat er wirtschaftlich investiert und in rekordverdächtigem Tempo eine riesige Menge Aktien erworben. Allein in den drei Monaten nach dem Votum am 8. November deckte sich Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway mit Papieren im Wert von etwa zwölf Milliarden Dollar ein. Neben Monsanto hat Buffet Gefallen an der Apple-Aktie gefunden und kräftig zugekauft. Von Oktober bis Dezember erwarb er über die von ihm gegründete Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway mehr als 42 Millionen Aktien und ist nun mit über 57 Millionen Aktien zu einem der größten Einzelinvestoren aufgestiegen. Diese Milliardenwette ist geglückt: Buffett hielt im Dezember Apple-Aktien im Wert von 6,6 Milliarden Dollar. Sechs Wochen später ist der Kurs des Unternehmens jedoch soweit gestiegen, dass Buffetts Anteil bereits 7,7 Milliarden Dollar wert waren. Ausgebaut hat Buffett derweil seine Anteile an den großen US-Airlines American, Delta und United Continental, denen Trump jüngst Unterstützung im Wettkampf mit internationalen Konkurrenten versprochen hatte. Berkshire hatte sich bereits im dritten Quartal in großem Stil mit Papieren von US-Fluggesellschaften eingedeckt. Die Investitionen kamen überraschend, da Buffett in der Vergangenheit sehr skeptisch gegenüber der Branche gewesen war.


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